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Al Wheeler und der Tanz in den Tod

Al Wheeler und der Tanz in den Tod

Titel: Al Wheeler und der Tanz in den Tod
Autoren: Carter Brown
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ein
Scheinwerfer durchflutenden Schimmer an und sagte: »Werden Sie durch meine Knie
abgelenkt, Lieutenant ?«
    »Nein«, log ich standhaft.
    »Was für ein Jammer!« Sie zog
den seidenen Saum bis zu den Hüften hoch. »Sind Sie jetzt abgelenkt, Lieutenant ?«
    »Ich bin abgelenkt !« schrie ich. »Noch zehn Sekunden länger dieser Anblick,
und Sie werden in sämtlichen Abendzeitungen Ihr Bild vorfinden mit der
Unterschrift: >Mädchen — Opfer einer männlichen Sexualbestie .< Und niemand wird glauben, daß es sich genau umgekehrt
zugetragen hat!«
    Sie ließ den Saum wieder über
ihre Knie gleiten und lächelte behaglich. »Ich möchte nicht, daß Ihnen so etwas
zustößt — wenigstens jetzt noch nicht. Wollten Sie mir noch ein paar Fragen
stellen ?«
    »Gleich nachdem dieser schwarze
Rauch aufgehört hat, aus meinen Ohren zu quellen«, antwortete ich fieberhaft.
»Es ist also Ihr Haus, in das Sie die Leutchen eingeladen haben, um hier in
Ruhe und Frieden ihr neues Ballett zu proben ?«
    »Stimmt !« sagte sie. »Es ist auch für mich sehr wichtig, daß dieses neue Ballett ein
Erfolg wird, denn Charvossier hat eben erst den Kern
zu einer neuen Truppe gebildet, und ich unterstütze ihn finanziell .«
    »Für eine Saison in New York ?« fragte ich mit erstickter Stimme.
    »Mein Vater war nicht nur einer
der letzten wirklich großen Spekulanten, sondern er verdiente damals damit auch
einen Haufen Geld — er war stinkend reich, genaugenommen — , und über Jahre
hinaus legte er eine Menge Geld für meine Wenigkeit an. Nach seinem Tod war ich
die einzige wesentliche Nutznießerin seines Vermögens .«
    »Ihre Mutter ist also tot ?«
    Sie schüttelte leicht den Kopf.
»Meine Mutter ging, als ich sechs Monate alt war, in den Drugstore an der Ecke,
um sich Aspirin zu besorgen, und ist bis jetzt nicht zurückgekommen. Wenn ich mir’s recht überlege, sie hat niemals
Unterhaltszahlungen angefordert. Das letzte, was Daddy je von ihr hörte, liegt
zehn Jahre zurück. Damals war sie im dunkelsten Afrika und jagte weiße Jäger
während der Schonzeit .«
    »Sie machen sich über mich
lustig«, sagte ich vorwurfsvoll.
    »Nein, es ist wahr — Hand aufs
Herz, Sie werden überrascht sein, wieviel Vergnügen
mir die Sache bereitet«, sagte sie verheißungsvoll. »Ich bin wegen Natasha Tamayer in diesen Ballettquatsch hineingeraten. Sie ist,
seit wir zusammen in der Schule waren und in die erste Klasse gingen und sie
noch Nancy Kopchek hieß, meine beste Freundin. Sie
ist eine fantastische Tänzerin, und in etwa fünf Jahren wird sie eine große
Ballerina sein, aber es hat sie zurückgeworfen, daß sie vor einem halben Jahr
die Messine -Truppe verlassen hat. Was sie im
Augenblick braucht, ist ein großer Erfolg; vielleicht wird dieses neue Ballett
von Laurence Beaumont ihn ihr bringen .«
    »Erzählen Sie mir von Anton Leckwick «, schlug ich vor.
    Sie hob die Arme, legte die
Hände um ihren Hinterkopf und streckte sich dann bequem auf dem Bett aus, genau
in jener Art Pose, die einen direkten Anreiz zu Aufruhr und Erregung
öffentlichen Ärgernisses darstellt.
    »Er war ein Knilch«, murmelte
sie. »Zweiter Solotänzer, und zwar kein sehr guter, aber der beste, den Charvossier in der Eile bekommen konnte. Vermutlich haben
Sie bemerkt, daß er ein fantastisch gut aussehender Bursche war? Er hatte so
ungefähr das ausgeprägteste Ego, auf das ich in
meinem ganzen Leben gestoßen bin, und wenn man an die überdimensionalen Egos denkt,
auf die man in der Ballettbranche stößt, so will das wirklich etwas bedeuten.«
    Sie überlegte eine kleine
Weile. »Er war wie eine Katze«, sagte sie langsam. »Solange Sie sein Ego
streichelten, war alles großartig, und er hat Ihnen was vorgeschnurrt. Aber
wenn Sie einmal damit aufhörten, kamen mit einem Ruck die Krallen zum Vorschein .« Sie starrte nachdenklich zur Decke. »Ich glaube, die
meisten Leute treffen frühzeitig in ihrem Leben die Entscheidung, zu welchem
Geschlecht sie gehören, nicht ?«
    »Erzählen Sie mir bloß nicht,
Sie hätten bei Ihrer Figur je die Wahl gehabt«, murmelte ich.
    Sie zeigte anerkennend ihre
Grübchen, und ihre langen Wimpern verbeugten sich dankbar.
    »Ich glaube, Anton hatte noch
keine Entscheidung getroffen«, fuhr sie fort. »Er hatte gleichzeitig eine
Affäre mit Natasha und Laurence Beaumont und spielte sie gegeneinander aus. Es
war ein ziemliches Durcheinander .«
    »Genügend Durcheinander, um
einem der beiden Grund zu seiner Ermordung zu geben ?«
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