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Al Wheeler und der Tanz in den Tod

Al Wheeler und der Tanz in den Tod

Titel: Al Wheeler und der Tanz in den Tod
Autoren: Carter Brown
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heiser.
    »Nein, er ging zuerst weg«,
sagte sie. »Nachdem er mich mit einer Menge unanständiger — und zumeist
unzutreffender Namen bedacht hatte, sagte er, er ginge jetzt zu Bett .«
    »Wann war das ?«
    »Gegen elf Uhr fünfzehn oder
halb zwölf, glaube ich. Ich ging bald danach in mein Zimmer, und ich weiß, daß
ich gegen dreiviertel zwölf im Bett lag .«
    »Aber er ist allem Anschein
nach gar nicht dazu gekommen, sich auszuziehen«, sagte ich beharrlich und riß
mich zusammen.
    »Wie, wenn er heute morgen ganz früh aufgestanden wäre und seine engen
schwarzen Hosen wieder angezogen hätte ?« sagte Charvossier mit irritierender Logik. »Und außerdem, wer
weiß schon, in welcher Bekleidung er zu schlafen pflegte ?«
    »Das ist eine überaus taktlose
Frage, Darling .« Natasha Tamayer kicherte plötzlich. »Ich meine, wer von uns würde Wert darauf legen, sie zu
beantworten, selbst wenn wir die richtige Antwort wüßten ?«
    »Vielleicht weiß das bloß der
Mörder mit Sicherheit«, sagte Gamble mit kalter Wut
in der Stimme. »Und findest du nicht, es wäre allmählich an der Zeit,
aufzuhören, das Ganze ins Lächerliche zu ziehen, Natasha? Der Lieutenant macht
einen geduldigen Eindruck, aber er ist auch nur ein Mensch, und er hat uns
wahrscheinlich bereits alle als einen Haufen manisch-depressiver Irrer klassifiziert .«
    Er starrte die anderen einen
Augenblick lang finster an, und mir wurde plötzlich bewußt, daß er die Sorte
von ehrlichem Gesicht hatte, die man in dieser Vollkommenheit nur bei
Gebrauchtwagenhändlern und Mördern von Ehefrauen zu finden pflegt.
    »Daß Anton Leckwick eine unangenehme Type war«, fuhr er zornig fort, »wissen wir alle, und niemand
braucht über seinen plötzlichen Abschied von dieser Welt Krokodilstränen zu vergießen. Aber wenn er ermordet wurde, dann ist das nicht mehr komisch — wenn
es das je gewesen sein sollte — , denn das macht uns
automatisch alle zu Hauptverdächtigen.«
    »All das schöne Feuer in deinen
Augen für nichts und wieder nichts, Darling«, murmelte Cissie mit ausgesprochen schmachtendem Blick. »Es ist einfach ein Verbrechen, wo du
doch weißt, daß ich nicht einmal in der Lage war, den Voyeur zu fangen .«
    »Den Voyeur — den habe ich ganz
vergessen«, sagte Beaumont mit angemessen überraschtem Zusammenzucken.
»Natürlich! Da haben Sie Ihren Mörder, Lieutenant, den Voyeur, der uns jede
Nacht belästigt .«
    Ich lauschte eine kleine Weile
auf das Geräusch eines sich nähernden Autos und dachte, daß es sich um die
Ambulanz handeln müßte. Also wies ich Polnik an,
hinauszugehen und sich um die Einzelheiten zu kümmern. Als er das Zimmer verlassen
hatte, warf ich erneut einen langen Blick auf meine fünf Mordverdächtigen und
beschloß, den Auftritt sofort zu beenden. Was den Köder mit dem Voyeur
anbetraf, so biß ich da nicht an — wenigstens bis jetzt nicht. Ich hatte das
Gefühl, mehr zu erreichen, wenn ich mich der Reihe nach mit den Anwesenden
unterhielt, anstatt mit allen auf einmal. Zusammen erinnerte mich das Ganze an
eine gruppentherapeutische Sitzung.
    »Ich werde einmal einen Blick
in Leckwicks Zimmer oben werfen«, erklärte ich.
    »Ich werde es Ihnen zeigen,
Lieutenant«, erbot sich die Messingblonde schnell.
    »Viel Glück, Lieutenant«, sagte
Beaumont spöttisch. »Wenn Sie bei Anbruch der Nacht noch nicht zurück sind,
schicken wir einen Suchtrupp .«
    »Du bist reizend, Laurence .« Cissie blieb auf ihrem Weg zu
mir einen Augenblick lang neben ihm stehen und tätschelte ihm liebevoll die
Wange. »Und vielleicht auch ein bißchen eifersüchtig?«
    Das scharfgeschnittene hübsche
Gesicht wurde unter der mahagonifarbenen Bräune
vorübergehend blaß. »Ich würde es an deiner Stelle nicht zu weit treiben,
Liebling«, sagte er leise. »Ich nehme an, der Lieutenant ist ein Mann von
Geschmack, der Qualität zu schätzen weiß, und ich zweifle daran, daß zu
Schleuderpreisen auf den Markt gebrachter Ausschuß irgendwelche
Reize für ihn hat .«
    »Wirklich reizend!« Das Lächeln
der Blonden verstärkte sich anerkennend — eine Sekunde, bevor aus dem
abschließenden Tätscheln ein schallender Schlag wurde.
    »Kinder !« sagte Natasha mit leicht amüsierter Stimme. »Keine Familienzwistigkeiten vor
Fremden — bitte !«
    »Alles meine Schuld, Liebling«,
sagte Cissie in schwach entschuldigendem Ton. »Es war
mir nicht klar, daß Laurence auch etwas gegen Polizeilieutenants hat .« Sie ging auf die Tür zu, die in den dunklen
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