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Al Wheeler und der Tanz in den Tod

Al Wheeler und der Tanz in den Tod

Titel: Al Wheeler und der Tanz in den Tod
Autoren: Carter Brown
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— wie der Doktor sagte — , während
er sich mit einer importierten Bauchtänzerin amüsierte. Amanda versäumte das
Begräbnis — vielleicht war sie zu diesem Zeitpunkt gerade in ihrem
Schönheitssalon angemeldet gewesen — , aber sie war
da, als das Testament eröffnet wurde. Daddy hinterließ ihr dasselbe wie all
seinen Ex-Ehefrauen: einen Kupfernickel als liebendes Andenken .«
    »Sie wissen nicht zufällig, wo
sich Amanda Wardring im Augenblick aufhält ?« fragte ich hoffnungsfreudig.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich
habe sie seit dem Tag der Kupfermünze weder gesehen noch etwas von ihr gehört,
Lieutenant .«
    »Okay!« Ich nickte. »Hier bin
ich fertig, und jetzt gehe ich vermutlich am besten hinunter und sehe nach, ob
einer dieser Manisch-Depressiven jetzt nicht gern auspacken und einen seiner
Busenfreunde hereinhängen möchte .«
    Cissie stand vom Bett auf, begleitete
mich bis zur nächsten Tür rechts am Korridor und blieb dort stehen.
    »Das ist mein Zimmer«, sagte
sie. »Wenn Sie mich bitte entschuldigen, Lieutenant, aber ich glaube, ich werde
auf das Spaßvergnügen, das unten auf Sie wartet, verzichten .«
    »Bitte«, sagte ich und grinste.
»Ich wollte, ich könnte dasselbe tun .«
    Ich war etwa sechs Schritte
weiter auf die Treppe zugegangen, als sie mich beim Namen rief. Ich blieb
stehen, blickte über die Schulter zurück und erstarrte sogleich wie weiland Lots
Weib, wenn auch nicht zur Salzsäule, so doch an Ort und Stelle. Eine prächtige, gedämpft messingblonde Vision schimmerte da, halb
inner-, halb außerhalb des Türrahmens, in quälend-undeutlicher Weise. Irgendwie
hatte sich Cissie ihres Négligés mit größter Schnelligkeit entledigt, und so stand ich jetzt dem eindeutigen
Beweis gegenüber, daß meine Vermutung über das, was sie darunter getragen
hatte, zutreffend war.
    »Nun, nachdem ich bereits zu
den zwanzig ersten auf der Liste der Starlets gehöre«, murmelte sie mit der
vollen, honigschwer summenden Stimme der Bienenkönigin, »habe ich plötzlich
Ehrgeiz bekommen. Ich möchte die Scarlet spielen — und
vergessen Sie das ja nicht, wenn Sie das nächste Mal eine Privatorgie
arrangieren !«

3
     
    Sheriff Lavers saß da, blickte mich mit gerunzelter Stirn an und sah aus wie irgendeine
primitive holzgeschnitzte Maske, an der der eingeborene Künstler das Interesse
verloren hatte, bevor sie halbwegs fertig geworden war. Ich blickte ihn
meinerseits ebenfalls stirnrunzelnd an, denn es war ein langer Tag gewesen, und
ich war selbst andeutungsweise ein bißchen manisch-depressiv geworden.
    »Sie und Ihre Goddefroysche Methode«, knurrte er plötzlich. »Sie erwarten
vermutlich, jetzt schlagartig zum Captain befördert zu werden ?«
    »Wenn Sie keinen zum Zwecke der
Ermittlungen in Mordfällen als permanente Leihgabe an Ihr Büro beorderten
Lieutenant der Mordabteilung haben wollen, warum sagen Sie das nicht gleich ?« fragte ich sachlich.
    »Die Sache begann heute morgen als ganz eindeutiger Selbstmord«, brummte er
mürrisch. »Und um fünf Uhr nachmittags haben Sie bereits einen scheußlichen
Mordfall daraus gemacht .«
    »Wenn ich den ganzen Tag im
Büro herumsäße und versuchte, Ihr Honigblütchen von
einer honigblonden Sekretärin zu verführen, würden Sie doch bloß auf mir
herumhacken«, sagte ich noch sachlicher. »Und dann, ehe ich noch von irgendwas
eine Ahnung hätte, würden Sie sich Sorgen darüber machen, daß die Steuerzahler,
wenn sie für mein miserables Gehalt aufkommen müssen, nicht auf ihre Kosten kommen
könnten. Deshalb habe ich mir auch diesen ganz neuen Dreh ausgedacht — damit
ich was zu tun habe. Von nun an werde ich aus jedem Selbstmord einen Mord
machen, aus jedem von Betrunkenen verursachten Krawall einen Massenaufruhr, und
der Diebstahl von Münzen aus einem Glücksspielautomaten wird ein schwerer
Einbruch werden .«
    »Jetzt halten Sie aber die
Klappe !« brüllte er.
    Ich zündete mir mit kunstvoller
Umständlichkeit eine Zigarette an und starrte eine Weile zur Decke, bevor ich
weitersprach. »Ich verzeihe Ihnen«, sagte ich großzügig.
    Er gab einige seltsam gurgelnde
Laute von sich, bis es ihm gelang, Worte zu bilden, und wenn er so zu Hause
redete, so konnte ich von Glück reden, nicht mit ihm verheiratet zu sein.
Schließlich mußte er eine Pause machen, um Luft zu holen, und ich betrachtete
sein regenbogenfarbenes Gesicht mit erkennbarem Abscheu.
    »Sie sollten gelegentlich Doc
Murphy wegen dieser plötzlichen Wutausbrüche
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