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Al Wheeler und der falsche Mann

Al Wheeler und der falsche Mann

Titel: Al Wheeler und der falsche Mann
Autoren: Carter Brown
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eine bittere Enttäuschung für
mich, als sich die Tür hinter ihr schloß.
    »Sie ist meine Kusine«, sagte
Madeline Carmody . »Und mein Gast für ein paar Wochen.
Sie kann Schwule nicht ausstehen. Ich glaube, sie hatte das hier verdient. Und
ich muß zugeben, daß ich die Szene in gewisser Weise genossen habe. Sie
schienen auch keinerlei Qualen zu leiden, Lieutenant.«
    »Alles im Rahmen der Pflicht«,
sagte ich tugendhaft.
    »Pfui!« höhnte sie.
    Ich stemmte mich aus dem
unbequemen Sessel hoch und steuerte auf die Tür zu.
    »Danke für Ihre Hilfe«,
murmelte ich unbestimmt.
    »Haben Sie eine Visitenkarte,
Lieutenant?« fragte sie.
    »Natürlich.« Ich nahm eine aus
meiner Brieftasche heraus und überreichte sie ihr. »Rufen Sie mich an, falls
Ihnen noch irgend etwas anderes einfallen sollte, das
weiterhelfen könnte!«
    »Sie ist nicht für mich.« Sie
hielt die Karte zwischen zwei Fingern, als wäre sie mit irgendeiner
scheußlichen, ansteckenden Krankheit getränkt. »Nein, sie ist für Carol. Ich
bin sicher, daß sie sehr bald mit Ihnen Kontakt aufnehmen wird, denn ich finde,
Sie beide haben offensichtlich sehr viel gemeinsam, Lieutenant. Zum Beispiel,
wie Sie beide vor wenigen Minuten so frech Ihre vulgäre Sexbesessenheit zur
Schau stellten...«

3
     
    Ich kam am nächsten Morgen sehr
früh ins Büro. Sheriff Lavers lauschte schweigend,
während ich ihm berichtete, was ich über den Mord an Nigel Barrett wußte. Mein
Vortrag dauerte nicht sehr lange. Als ich geendet hatte, breitete sich, ganz
allmählich und langsam jeden Muskel erfassend, ein Lächeln auf seinem Gesicht
aus. Er ließ sich Zeit beim Anzünden seiner Zigarre, dann blickte er mich
mildtätig an, wobei sein feistes Gesicht in Rauchringe eingehüllt war.
    »Ich glaube, es wird so etwas
wie eine einzigartige Erfahrung für Sie werden, Lieutenant«, sagte er
schließlich. »Dieses Mal werden Sie alle Ihre Energien der Lösung des Falles
opfern können. Keine Zerstreuungen, meine ich. Es sei denn, Sie — uh! — ändern
Ihre — uh! — Neigungen?« Er kicherte satt und volltönend. »Ich bin glücklich,
den Tag noch erlebt zu haben, an dem Wheeler nur von homosexuellen Verdächtigen
umgeben ist.«
    »Sie werden entschuldigen, wenn
mir vor Lachen nicht gleich der Bauch platzt«, sagte ich kühl.
    »Ich habe nur noch einen
einzigen Rat für Sie«, meinte er schalkhaft. »Geben Sie auf die schöne Blonde
im Minihemdchen acht! Sie ist ganz sicher ein Transvestit.«
    Ich verließ rasch sein Büro,
für den Fall, daß er noch mehr solche Späße auf Lager hatte, und traf die
wunderhübsche südliche Schönheit in emsiger Tätigkeit hinter ihrer Schreibmaschine
an. Irgendwie war es tröstlich, mit Sicherheit zu wissen, daß Annabelle Jackson
kein Transvestit war und jene beiden prallen Rundungen, die vorne ihre Bluse
ausbeulten, sehr real waren.
    »Honigpferdchen«, säuselte ich,
»Sie sehen von Tag zu Tag schöner aus.«
    »Und ich schätze mich
glücklich, genau dasselbe über Sie sagen zu können, Al«, erwiderte sie mit
gräßlich gezierter Stimme. »Vermutlich hat das mit diesem neuen Fall, an dem
Sie arbeiten, zu tun. Habe ich recht?«
    »Sie haben also schon davon
gehört«, murmelte ich düster.
    »Doc Murphy konnte es kaum
erwarten, es heute morgen jedem als erstes zu
erzählen. Ich möchte glatt wetten, daß Ihre kleine olle Couch jetzt ständig Quietschkonzerte geben wird.«
    »Sie quietschte nur für
Annabelle Jackson«, behauptete ich. »Das sollten Sie inzwischen wissen.«
    »Dann dürften ihre
Quietschzeiten vermutlich vorüber sein«, bemerkte sie sarkastisch.
    Der Ton, in dem sie das sagte,
hatte etwas unangenehm Endgültiges, und ich hatte den Eindruck, daß im Moment
nicht der richtige Zeitpunkt war, darüber zu streiten; zumal ich spürte, daß
mich dringende Geschäfte erwarteten.
    Auf meinem Weg nach draußen
machte ich den Fehler, zum Sergeant vom Dienst »Guten Morgen« zu sagen.
    »Oh, Lieutenant!« zirpte er mit
Fistelstimme. »Sie sehen heute wirklich prachtvoll aus.«
    Ich parkte in der Fourth Street vor der Fassade des > Fairy Tails Club<. Sie paßte sich gut den anderen schäbigen Außenfassaden des Blocks an. Einige Haustüren
weiter unter befand sich >Hales Photography <.
In einem Fenster klebte in der Mitte ein verblichenes Foto eines überaus
gutaussehenden Mannes.
    Ich stieß die Tür auf, und eine
Glocke gab einen brüchig klingenden Warnlaut von sich, als ich in den Laden
hineinspazierte. Hinter einem Ladentisch
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