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Al Wheeler und der falsche Mann

Al Wheeler und der falsche Mann

Titel: Al Wheeler und der falsche Mann
Autoren: Carter Brown
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Weiter hinten schloß
sich eine Dunkelkammer an und ein Kabuff, das als Büro fungierte.
    Duggan öffnete einen Aktenschrank und
durchstöberte die Akten, bis er schließlich grunzte und eine herauszog. Dann
schuf er Platz auf seiner vollgepackten Schreibtischplatte und schlug die
Aktenmappe auf.
    »Zum letztenmal hat er vor drei Wochen für mich gearbeitet«, sagte er. »Am Vierten dieses
Monats. Es war eine Abendsitzung, und er arbeitete mit einem neuen Jungen
zusammen, Lou Stevens.«
    Ich entnahm der Aktenmappe eine
Anzahl Fotos, ungeachtet seiner kläglichen Protestlaute. Lou Stevens sah nicht
älter als höchstens neunzehn aus und war wirklich hübsch. Er hatte langes,
gelocktes, blondes Haar und einen vollen Schmollmund. Die Fotos waren sehr
anschaulich und einige der Stellungen waren überraschend, wenn auch nicht
originell. Offensichtlich waren die Varianten des Sexualaktes zwischen zwei
Männern genauso limitiert wie zwischen einem Mann und einer Frau.
    »Haben Sie eine Adresse von Lou
Stevens?« fragte ich.
    »Ich glaube«, knurrte er
widerwillig.
    Ich wartete, bis er sie
gefunden hatte, und schrieb sie mir dann auf.
    »Wie kamen sie miteinander
aus?« fragte ich und begriff zu spät, daß es eine dumme Frage war.
    »Finden Sie es selbst heraus, Lieutenant!«
entgegnete Duggan spöttisch. »Sie haben soeben die
Fotos gesehen.«
    »Können Sie sich irgendein
Motiv vorstellen, weshalb jemand Barrett getötet haben könnte?«
    Er schüttelte den Kopf. »Wir hatten
mal Streit wegen des Geldes. Da brachte er diesen Kumpel von sich mit her. Ein
richtiger Schwerathlet! Sieht aus, als könnte er einem mit dem kleinen Finger
das Rückgrat brechen. Sprach äußerst sanft und hat mich verdammt
eingeschüchtert. Ich hätte geglaubt, daß jedermann sehr behutsam mit Barrett
umgehen würde, weil ja plötzlich sein Kumpel auftauchen könnte.«
    »Und sein Kumpel hat einen
Namen?«
    »Peter. Das hat gereicht.«
    »Ich würde gern vorübergehend
Barretts Akte behalten«, sagte ich. »Sie haben doch nichts dagegen, stimmt’s?«
    »Ein Bulle fragt mich, ob ich
etwas dagegen habe?« Duggan verdrehte die Augen, daß
sie kurz unter seinen schweren Lidern verschwanden. »Ja, ich habe etwas
dagegen. Ändert das etwas?«
    »Absolut nichts«, klärte ich
ihn auf.
    »Genau das hatte ich mir
gedacht«, sagte er mürrisch.
    Ich spazierte, die Aktenmappe
unter den Arm geklemmt, aus dem Laden und zurück zu meinem Wagen. Die Adresse
von Lou Stevens, die Duggan mir gegeben hatte, war
der Vista Drive in Vale Heights, eine Gegend, in der gediegene, goldene
Cadillacs in den Einfahrten parkten.
    Ich fuhr dorthin, weil mir im
Augenblick nichts Besseres einfiel, und außerdem war es eine gute
Entschuldigung, einen Blick auf den Pazifik zu werfen.
    Der Vista Drive schlängelte
sich um die Spitze eines Kliffs, und jedes Haus dort profitierte von der
Aussicht. Mein Gehirn versuchte den Gesamtwert des Grundbesitzes am Vista Drive
zu berechnen und wand sich wimmernd. Dann fand ich das Haus, nach dem ich
suchte: Farmer-Stil und mit verschlungenen Verzierungen versehen; ein gutes
Stück von der Straße entfernt.
    Ich parkte in der Einfahrt und
stieg aus dem Wagen. Weiter unten erstreckte sich bis zum Horizont der
tiefblaue Pazifik, und von einem ebenso tiefblauen Himmel brannte grell die
Sonne herab. Es war ein Tag, an dem man nackte goldblonde Nymphen quer über den
Sandstrand jagen und alle Morde zum Teufel schicken sollte.
    Als ich zur Vorderveranda
hinaufstieg, öffnete eine goldblonde Nymphe die Haustür. Sie blieb abrupt
stehen, als sie mich erblickte. Ich vermutete, daß sie knapp über zwanzig war.
Sie trug einen Tennisdreß . Ihr langes blondes Haar
war straff nach hinten gekämmt und in einem Pferdeschwanz gebändigt. Ihre
leuchtenden blauen Augen sprühten vor Lebensfreude, und der sanfte Schwung
ihrer Lippen versprach unendliche Freuden. Der weiße Tennisdreß umspannte hauteng ihre kleinen, festen, nach oben strebenden Brüste, und der
Saum ihres Rockes reichte gerade bis zum Ansatz ihrer goldbraunen Schenkel.
    »Hallo!« sagte sie. »Kann ich
etwas für Sie tun?«
    »Ich suche Lou Stevens«,
erklärte ich.
    »Lou ist irgendwo hinter dem
Haus«, sagte sie. »Spielt vermutlich mit seinem Auto herum. Ich werde ihm
sagen, daß Sie da sind.«
    »Danke«, sagte ich.
    Plötzlich sah sie mich
nachdenklich an.
    »Ich heiße Mandy«, stellte sie
sich vor. »Ich bin Lous Schwester. Sind Sie ein Freund von ihm?«
    »Ich heiße Al Wheeler«,
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