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Al Wheeler und der falsche Mann

Al Wheeler und der falsche Mann

Titel: Al Wheeler und der falsche Mann
Autoren: Carter Brown
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fragte ich Lewis.
    »Madeline hat es mir erzählt.
Wirklich scheußlich! Ich weiß nicht, wer, zum Teufel, so etwas tun könnte.«
    »Sie haben ihn nur so gekannt?«
    Er nickte.
    »Kennen Sie überhaupt die
Homosexuellen-Szene, Lieutenant?« Er taxierte mich kurz und hob dann die
Schultern. »Wahrscheinlich nicht. Nun, wie auch immer, jedenfalls gibt es in
diesem Milieu nicht so viele dauerhafte oder gar langfristige Beziehungen. Im
Grunde ist’s wie bei einer Stuhl-Polonaise. Man knüpft ziemlich häufig neue
Beziehungen an, lernt innerhalb eines knappen Zeitraumes eine Menge Typen
kennen, kennt sie aber nicht gut. Ich glaube, ich bin Nigel zum erstenmal so etwa vor einem Jahr begegnet, als er mit Jimmy
Bannister zusammen war. Ein paar Monate später beschloß Bannister, nach New
Orleans zu gehen, und Nigel entschied sich dazu hierzubleiben. Nigel gehörte zu
einer Gruppe von Leuten, die mehr miteinander bekannt, denn Freunde waren.«
    »Hatte er zur Zeit irgendeinen
speziellen Freund?«
    »Nicht, daß ich wüßte«, sagte
Lewis. »Nigel war auf Partys und dergleichen immer augenblicklich zu haben,
wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Ich habe seine Wohnung
durchsucht. In seiner Brieftasche befanden sich über hundert Dollar. Also kommt
Raub als Motiv kaum in Frage. Und die Art, wie er getötet wurde, läßt auch mehr
an ein Verbrechen aus Leidenschaft denken. Eifersucht vielleicht?«
    »Das kann ich einfach nicht
glauben, Lieutenant«, sagte er ungezwungen. »Nigel hat wahrscheinlich in der
Woche mit zwei oder drei verschiedenen Typen Geschlechtsverkehr gehabt. Wer
hätte also eifersüchtig sein sollen?«
    »Vielleicht jemand, mit dem er
nicht gevögelt hat«, mutmaßte ich.
    »Sie sind nicht so dumm, wie
Sie aussehen, Lieutenant«, bescheinigte ihm die Brünette großzügig. »Was meinst
du, Peter?«
    »Mag sein.«
    Seine Stimme klang so, als ob
er einfach nur höflich sein wollte.
    »Sind Sie Mitglied eines Klubs,
>Gay Tails < genannt?« fragte ich ihn.
    »Oh, natürlich«, bestätigte er
schwerfällig. »Sie haben wohl Nigels Mitgliedskarte gefunden. Wann werden Sie
den Klub schließen lassen, Lieutenant? Gleich morgen?«
    »Um meine Verdächtigen in alle
Winde zu vertreiben?«
    Er grinste sauertöpfisch.
»Stimmt. Darauf hätte ich selbst kommen sollen. Ein Schwuler wurde ermordet, da
muß der Täter natürlich auch ein Schwuler sein.«
    »Es ist eine vernünftige Schlußfolgerung«,
sagte Madeline Carmody .
    »Warum hältst du nicht einfach
deine Klappe, meine Liebe?« fragte Lewis kalt.
    Sie sprang hoch. »Verzeih, daß
ich geboren bin«, sagte sie mit belegter Stimme und steuerte auf die Tür zu.
    Als sie sie erreicht hatte, blickte
sie über die Schulter hinweg mich an.
    »Wenn Sie hier mit allem fertig
sind, Lieutenant, würden Sie dann an meiner Wohnungstür klingeln? Mir ist vor
ein paar Minuten etwas eingefallen, das vielleicht hilfreich sein könnte. Aber
ich kann hier nicht darüber sprechen.«
    »Natürlich«, sagte ich.
    »Madeline«, Lewis lächelte sie
an und ließ seine weißen Zähne blitzen, »ich habe es nicht so gemeint...«
    »Schlucks runter!« sagte sie,
und gleich darauf knallte die Tür hinter ihr zu.
    »Vermutlich ist sie ein nettes Mädchen«,
sagte Lewis. »Aber ich begreife einfach nicht, was sie an Schwulen so
fasziniert. Das macht mich nervös. Was treibt sie? Sammelt sie Thesen über Homos ? Oder was sonst?«
    »Vielleicht fühlt sie sich
einfach nur sicherer in Gesellschaft von Schwulen. Sie genießt den ganzen
Zauber des Männlichen, ohne bedroht zu werden.«
    »Daran hatte ich nicht
gedacht«, sagte er in restlos unaufrichtigem Tonfall.
    »O doch, Sie hatten«,
widersprach ich. »Sie sehen nicht einmal dumm aus.«
    Er grinste wieder. »Ich sehe wie
ein Lastwagen-Jockei aus, und das bringt eine Menge Leute beim ersten Sehen
ganz sicher durcheinander, besonders wenn sie herausfinden, daß ich eine
Kunstgalerie leite.«
    »Es ist schon spät«, sagte ich.
»Sie haben nicht irgendeine Idee, wer Barrett getötet haben könnte?«
    »Nein. Ich weiß nur, daß ich es
nicht getan habe.«
    »Haben Sie ein Alibi — sagen
wir für die Zeit zwischen zehn Uhr dreißig und elf Uhr dreißig heute abend ?«
    »Mann, da stecke ich wohl
mittendrin«, sagte er, sich selbst bedauernd. »Nein, ich habe keins. Ich habe
bis spät am Abend in der Galerie gearbeitet. Kurz nach neun kam ich nach Hause
und habe mir etwas zu essen gemacht. Niemand war hier, niemand hat angerufen,
und ich habe auch mit
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