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Al Wheeler und der falsche Mann

Al Wheeler und der falsche Mann

Titel: Al Wheeler und der falsche Mann
Autoren: Carter Brown
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waren
versteinert. »Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich jetzt gehe? Sie wissen ja, wo Sie
mich finden können, falls Sie mich brauchen.«
    »Natürlich«, sagte ich. »Und
danke, daß Sie das Büro des Sheriffs angerufen und hier so lange ausgeharrt
haben, bis ich herkam.«
    »Ich weiß — wie überaus
tapfer!« höhnte sie giftig.
    Wenige Sekunden später schloß
sich die Haustür hinter ihr, und ich ging zurück ins Schlafzimmer.
    Es sah beim zweiten Rundblick
nicht die Spur besser aus. Doch ich konnte nicht viel tun, bis Sanger mit
seiner Kamera, dem Einpudern und all dem Zeug fertig war. Eine Mordwaffe war
nirgends zu sehen. Nigels Kleidung fehlte, es sei denn, sie war ordentlich
weggeräumt worden, was nicht wahrscheinlich war.
    Für den Moment schien mir die
Taktik meisterhaft zelebrierter Inaktivität die beste Antwort auf alle Fragen,
und so schlenderte ich ins Wohnzimmer zurück und goß mir noch einen weiteren
Scotch ein.
    Doc Murphy und Ed Sanger
erschienen etwa zwanzig Minuten später. Ich zeigte ihnen den Weg ins
Schlafzimmer und überließ sie dann sich selbst.
    Doc Murphy kehrte nach etwa
zehn Minuten ins Wohnzimmer zurück. Er schüttelte den Kopf.
    »Es ist ganz und gar nicht Ihr
üblicher Stil, Al«, sagte er. »Erstens einmal ist die Leiche männlich. Und wo
sind die wunderschönen, halbnackten Mädchen, von denen Sie immer am Beginn
eines jeden Mordfalls umzingelt werden?« Seine düsteren Brauen schossen
plötzlich in die Höhe, als sein Blick auf die eine Wand fiel. »Was zum Teufel
ist das für ein Bild?« kreischte er.
    »Eine Grafik«, schlug ich vor.
    »Sie vermuten, daß irgendeine
eifersüchtige Freundin ihn umgebracht hat?«
    »Sieht mehr nach irgendeinem
eifersüchtigen Freund aus. Er war schwul.«
    »Wissen Sie das sicher?«
    »Ich weiß, was man mir erzählt
hat«, sagte ich. »Was mir das wunderschöne, halbnackte Mädchen, das das Büro
des Sheriffs angerufen und gewartet hat, bis ich hier eintraf, erzählt hat. Sie
rannte davon, als sie hörte, daß Sie kommen würden, denn sie behauptete, wenn
es etwas gäbe, das sie nicht ausstehen könnte, dann einen perversen,
sadistischen Mediziner.«
    »Ich hoffe, Sie haben sie
aufgeklärt, daß ich kein Sadist bin«, sagte Murphy. »Sie kann es bei meiner
Frau nachprüfen — zwischen den Schreien natürlich.«
    »Offensichtliche Todesursache
sind zahllose Stichwunden«, sagte ich. »Todeszeit zwischen zehn Uhr dreißig und
elf Uhr dreißig. Wollen Sie sonst noch etwas wissen, Doc?«
    »Sie sind schlau«, sagte er
anerkennend. »Der Todeszeitpunkt liegt in der Tat noch nicht lange zurück. Ich
würde mich allerdings nicht auf eine ganz so präzise Angabe festnageln lassen
wie Sie, Al, aber ich nehme an, Ihnen wurde von irgendeinem halbnackten
weiblichen Geschöpf Hilfe zuteil, stimmt’s?«
    »Es stimmt.«
    Ed Sanger gesellte sich zu uns,
wie üblich mit sorgenvoll gerunzelter Stirn.
    »Keine Mordwaffe«, sagte er. »Ich
habe eine Million Fingerabdrücke, aber wahrscheinlich stammen sie alle von dem
Kadaver. Es ist... Uh! Widerlich!«
    »Sie haben keine
Kleidungsstücke gefunden?« fragte ich ihn.
    »Keine«, bestätigte er.
»Vielleicht hat er einfach keine angehabt, als es passierte.«
    »Ein Liebhaber kommt zu
Besuch«, sagte ich. »Nigel Barrett zieht all seine Sachen aus und legt sie
hübsch säuberlich weg. Dann hüpft er erwartungsvoll auf das Bett und harret der
Dinge, die da kommen.«
    »Schwer zu glauben, daß eine
Frau das getan hat«, murmelte Ed Sanger.
    »Er war ein Homo«, klärte ihn
Doc Murphy auf.
    »Oh!« machte Ed ausdruckslos.
»Ein Liebhaber also.«
    »Nun, vielleicht war Ihre
Vermutung gar nicht so falsch«, meinte ich. »Er könnte ja bisexuell gewesen
sein.«
    »Zum Teufel damit!« polterte
Ed. »Wen interessiert das schon, verdammt noch mal?«
    »Mich«, teilte ich ihm mit.
    »O Scheiße!«
    Erst jetzt bemerkte Ed das
Porträt an der Wand. Er starrte es an.
    »Falls der Künstler nicht zu
sehr übertrieben hat«, warf Murphy ein, »hatte der verstorbene Mr. Barrett eine
Menge zu bieten.«
    »Im Schlafzimmer hängt ein
komischer Duft in der Luft«, stellte Ed fest. »Hat das sonst noch jemand
bemerkt?«
    »Weihrauch«, klärte ich ihn
auf.
    »Wozu, verdammt noch mal?«
    »Stellen Sie nicht seinen
Verstand auf eine zu harte Probe!« warnte Murphy. »Sie wissen doch, er ist
keinen großen Belastungen gewachsen.«
    »Ich habe genügend Eindrücke
gesammelt, um den Rest der Nacht wach zu liegen«, sagte Ed und starrte
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