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Al Wheeler und das Komplott

Al Wheeler und das Komplott

Titel: Al Wheeler und das Komplott
Autoren: Carter Brown
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Sie
hereingekriegt haben, Charlie«, sagte ich. »Den Burschen mit dem Loch im
Hinterkopf.«
    Katz rieb seine feuchten
Handflächen gegeneinander, ging auf eine der nummerierten riesigen Schubladen
zu und zog sie auf lautlos funktionierenden Lagern aus dem Kühlschrank.
    »Nun, Gentlemen?« sagte Lavers
kurz.
    Woods und Martens beugten sich
vor, als Charlie das weiße Laken zurückschlug. Sie starrten auf das
ausdruckslose, fast friedliche Gesicht des Burschen im grauen Anzug hinab. Nach
etwa fünf Sekunden richteten sich beide wieder auf, Lavers nickte Charlie zu,
der dem Toten behutsam das Tuch über das Gesicht legte und die Lade wieder in
den Schrank schob.
    »Können wir jetzt hinausgehen?«
fragte Woods mit belegter Stimme. »An solchen Orten kriege ich immer eine
Gänsehaut!«
    »Natürlich«, sagte Lavers.
»Weiß jemand von Ihnen, wer der Tote ist?«
    Wir verließen das Leichenhaus
und traten in die frische Morgendämmerung hinaus.
    Martens holte tief Luft und
atmete wieder aus. »Es wird ein schöner Tag werden«, bemerkte er.
    »Prächtig!« stimmte ihm Woods
zu. »Weißt du, Tino, wenn ich mich zur Ruhe setze, dann nirgendwo anders als
hier in Kalifornien.«
    »Hat vielleicht einer der
Gentlemen die Leiche erkannt?« wiederholte Lavers geduldig.
    Woods zündete sich bedächtig
eine Zigarre an, wobei er äußerst umständlich zu Werke ging. Dann blickte er
Martens ernsthaft an.
    »Was soll’s?« sagte er. »Früher
oder später werden sie es doch herausbringen.«
    »Natürlich, Tom«, sagte Tino.
»Es ist eben elendes Pech, weiter nichts.«
    »Kann man wohl sagen!« sagte
Woods bitter.
    »Entschuldigen Sie, daß ich
mich einmische«, sagte Lavers gereizt. »Offensichtlich kennen Sie ihn — wer,
zum Teufel, ist es nun?«
    »Er heißt — oder hieß — George
Kowski«, sagte Martens langsam.
    »Kowski?« In diesem Augenblick
fielen mir die Schuppen von den Augen. »Der Schatzmeister Ihrer Gewerkschaft?«
    »Ganz recht«, sagte er, und die
Spitze seiner Zigarre glühte auf. »Eben dieser George Kowski.«
    »Der vom Untersuchungsausschuß des Senats vorgeladen wurde, um über angebliche Zweckentfremdung von
Gewerkschaftsgeldern auszusagen?«
    »Genau dieser George Kowski«,
wiederholte er geistesabwesend. »Tino!« Er packte Martens am Arm. »Tino, wir
müssen ganz rasch etwas unternehmen. Für diese Sache reicht Stensen nicht aus.
Sieh zu, daß Bronski sofort von Chicago hierherfliegt. Und dieser Presseagent —
verdammt, wie heißt er noch? Er und vielleicht noch Louis Tezzini aus New York!«
    »Jaja, Tom!« sagte Tino
beschwichtigend. »Beruhige dich erst mal.«
    »Beruhigen — du Trottel!« sagte
Woods schwerfällig. »Merkst du denn nicht, was sie vorhaben — mich wollen sie aufs
Kreuz legen. Sonst gar nichts. Sie haben Kowski umgelegt, und wer, zum Teufel,
wird glauben, daß ich nichts damit zu tun habe? Wer wird schon glauben, daß er
diesen Bürohengsten in Washington gar nichts hätte sagen können, weil es nichts
zu sagen gibt? Wer wird schon...«
    »Tom!« sagte Martens mit
scharfer Stimme. »Du führst dich genauso auf wie Pearl!«
    Ich sah, wie der Ausdruck
gärenden Entsetzens auf Lavers ’ Gesicht immer
deutlicher wurde.
    »Sheriff«, sagte ich
eindringlich, »soll ich den FBI anrufen?«

3
     
    Gegen Mittag kam ich ins Büro —
um sieben Uhr morgens hatte ich Schluß gemacht, war nach Hause gegangen und
hatte mich drei Stunden aufs Ohr gelegt. Daß ich so verschlafen aus der Wäsche
blickte, hatte also seinen guten Grund.
    Annabelle Jackson — der Stolz
der Südstaaten, die Geißel aller Wheelers und zwischendurch auch Sekretärin des
Sheriffs — lächelte mich wärmstens an, als ich an ihren Schreibtisch trat.
    »Ist es nicht aufregend, Al!«
sagte sie atemlos.
    »Ja«, sagte ich. »Wahnsinnig
aufregend!«
    »Zum erstenmal in meinem
Leben«, sagte sie, »habe ich das Gefühl, daß ich im Mittelpunkt eines wirklich
großen Ereignisses stehe.«
    »Dieses Gefühl könnten Sie in
jeder Nacht der Woche in meiner Wohnung haben«, sagte ich hoffnungsvoll.
    »Schmutzfink!« sagte sie beiläufig.
»Aber ich wette, daß Sie innerlich auch aufgeregt sind. Sie tun nur so, als
ließe Sie das alles kalt.«
    »Erleben Sie’s jetzt, bereuen
Sie’s später«, sagte ich. »Ist der Sheriff drin?«
    »Seit gestern
nacht ist er nicht nach Hause gegangen!« sagte sie. »Denken Sie, daß
dieser schreckliche Woods der Mörder, ist, Al?«
    »Denken ist für einen
Gesetzeshüter eine gefährliche Sache«,
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