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Al Wheeler und das Komplott

Al Wheeler und das Komplott

Titel: Al Wheeler und das Komplott
Autoren: Carter Brown
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an Anteil offenbarten, war nichts mehr
fremd.
    Sie trug einen über ihren
kleinen, spitzen Brüsten stramm gezogenen Pullover und ein Paar Bermuda-Shorts
mit einem Schottenmuster. In der kompromißlosen Härte
ihres Äußeren lag etwas von einem Nacktrevuestar, der schon so lange von Sex
lebte, daß er für das Ganze nur noch Verachtung übrig hatte.
    »Wem sind Sie denn
davongelaufen?« fuhr sie mich an. »Aus der Irrenanstalt entsprungen?«
    »Ich suche Mr. Woods«, sagte
ich höflich.
    » Ist’n Staatsgeheimnis, daß er hier ist«, sagte sie mit verbitterter Stimme. »Wer sind
Sie — ein Reporter oder sonst was?«
    »Lieutnant Wheeler vom Büro des
County-Sheriffs«, erklärte ich.
    Sie kniff die Augen ein wenig
zusammen. »Polizei? Was wollen Sie von Tom?«
    »Wie wär’s, wenn ich ihm das
persönlich sage?« schlug ich vor. »Oder sind Sie vielleicht seine Mutter?«
    »Witzbold!« sagte sie. »Paßt
ganz hierher — Witze mit so ‘nem Bart und eine Stadt, wo man hinterm Mond lebt.
Ich werde Tom ausrichten, daß Sie hier sind. Aber freuen wird er sich kaum
darüber.« Sie rollte ihre Augen. »Vom County-Sheriff — ist ja doll!«
    Sie verschwand im Haus, und ich
zündete mir eine Zigarette an, während ich wartete. Es dauerte nicht lange. »Er
kommt gleich«, rief sie mir von der Mitte des Flurs zu. Sie sparte sich die
Mühe, bis zur Tür zu kommen. Ein bißchen lauter rufen war bequemer.
    »Zweite Tür links«, fuhr sie
fort. »Aber halten Sie ihn nicht zu lange auf — er ist müde.«
    »Ich möchte bloß Mitglied
werden«, sagte ich beflissen, während ich den Flur betrat. »Damit ich mir auch
eine Villa in Hillside mit ‘ner hübschen doofen
Blondine leisten kann.«
    »Keine Unverschämtheiten,
Sonny«, sagte sie eisig. »Sonst können Sie feststellen, wie doll die Rolle ist,
die Ihr Sheriffsbüro spielt!« Dann kehrte sie mir den
Rücken zu und ging, ihren schottisch drapierten Hintern maßvoll bewegend, den
Korridor hinunter.
    Ich klopfte an die zweite Tür
links, öffnete sie und betrat das Zimmer. Zwei Burschen standen in der Mitte
des Raumes, drehten sich langsam um und blickten mich an.
    Es war ein sehr gegensätzliches
Paar — der eine groß gewachsen, schlank, fast elegant, der andere von
Durchschnittsgröße, stämmig gebaut, mit angriffslustig geformten Schultern und
Nacken.
    »Ich bin Tom Woods«, sagte der
Stämmige forsch. »Was wünschen Sie?«
    Das dichte, gekräuselte,
stahlgraue Haar sah ein bißchen unordentlich aus, ein Anblick, den die
Karikaturisten zu seinem Charakteristikum gemacht hatten. Auch die sonst so
bekannten Züge seines Gesichts fehlten nicht: die dichten, buschigen
Augenbrauen, das kräftige Kinn, breite dicke Lippen und tiefliegende graue
Augen. Er sah wie ein ehrlicher Mann, ein starker und vielleicht sehr
arroganter Mann aus. »Es ist wegen Ihrer Tochter«, sagte ich.
    »Bella?« Seine Stimme klang wie
abgehackt. »Was ist mit Bella?«
    »Sie hatte einen
Verkehrsunfall.«
    »Fehlt ihr etwas?«
    »Ihr ist nichts passiert, aber
der Wagen ist schrottreif«, berichtete ich ihm. »Sie war betrunken und fuhr mit
überhöhter Geschwindigkeit auf der falschen Fahrbahn, als es passierte.«
    »Aber es ist ihr nichts
passiert?« wiederholte er besorgt.
    »Nein, es geht ihr
ausgezeichnet.«
    »Was ist mit dem anderen Wagen
— wurde jemand verletzt?«
    »Mir geht es ebenfalls
ausgezeichnet«, sagte ich.
    Woods war sichtbar erleichtert.
»Nun, Sie wissen ja, wie es heutzutage zugeht, Lieutnant. Diese Kinder,
manchmal schlagen sie halt über die Stränge.« Er lächelte freundlich. »Ich bin
davon überzeugt, daß Sie den Fall nicht aufbauschen werden wollen. Daß sie
ihren Wagen zertrümmert hat, wird Bella eine eindringliche Lehre sein, so etwas
Idiotisches nicht zum zweitenmal zu tun.«
    »Es war gar nicht ihr Wagen«,
sagte ich. »Er gehörte einem Mann namens Forest.«
    »So ein Pech«, sagte er heiter.
»Das wird die beiden schätzungsweise lehren, sich nicht mehr auf einer Party zu
zanken. Was, Lieutnant?«
    »Es gibt noch andere
Komplikationen«, sagte ich behutsam.
    Seine buschigen Augenbrauen
zogen sich zusammen.
    »Komplikationen?« Seine Stimme
wurde unfreundlich. »Was wollen Sie damit sagen — Komplikationen?«
    »Tom«, sagte der andere
besänftigend, »vielleicht überläßt du die Sache
lieber mir.«
    »Quatsch!« fuhr Woods ihm über
den Mund. »Verdammt! Wir sprechen doch von meiner Tochter, nicht wahr?«
    »Ich glaube trotzdem, du
solltest die Sache lieber mir
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