Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Akte X

Akte X

Titel: Akte X
Autoren: Seilbahn zu den Sternen
Vom Netzwerk:
McConaghey ab und drehte sich um, um nachzusehen, woher die Stimme kam. Er wirkte zugleich wütend und konzentriert. Am anderen Ende des Büros saß Dr. Hakkie in einem Stuhl, gefesselt wie ein verschnürtes Geburtstagsgeschenk. Er schluckte und leckte sich die ausgetrockneten Lippen. Irgendwie wirkte er zusammengeschrumpft, als fräße ihm die Angst das Fleisch von den Knochen.
    Duane nickte vor sich hin und durchquerte steifbeinig das Büro. Die Jalousien vor den Fenstern hinter Dr. Hakkie waren heruntergezogen. Mit unnatürlich geweiteten Augen beugte sich Duane zu Hakkie hinab und krallte eine Hand in den Hemdkragen des Arztes. Während er sprach, begann er Hakkie durchzuschütteln.
    »Ich werde Ihnen nichts tun, Doc.« Schütteln. »Denn diesmal werden Sie Duane Barry begleiten.« Schütteln. »Damit Sie selbst sehen können, wie das ist.« Schütteln. Plötzlich steigerte sich seine Stimme zu einem Kreischen. »Und daß es wahr ist!«
    Hakkies Kopf wackelte wie ein lebloser Gegenstand auf seinen Schultern hin und her. Er konnte den Blick nicht abwenden, obwohl er wußte, wie verrückt und gefährlich das war. Duane war erregt und gewalttätig. In diesem Zustand war er zu allem fähig. Wenn es mir nur gelungen wäre, ihm das Thorazin zu injizieren, dachte Hakkie verzweifelt. Dann wäre das alles nie passiert.
    Er versuchte, Duanes Aufmerksamkeit weiter auf sich zu ziehen, ihn von den unschuldigen Opfern am anderen Ende des Büros abzulenken. Und wie jeder wütende Mensch, der sich von dem direkten Blick seines Gegenübers herausgefordert fühlt, schaute Duane nicht weg. Hakkie starrte aus höchstens dreißig Zentimetern Entfernung in zwei dunkle bodenlose Abgründe des Wahnsinns. Lange stand Duane reglos vor ihm.
    Plötzlich klingelte ein Telefon auf einem Tisch in der Nähe. Duane löste seine Hände langsam von Hakkies Hemdkragen und richtete sich auf. Er stierte das klingelnde Telefon an. Schließlich ging er hinüber, so vorsichtig, als näherte er sich einer scharfen Handgranate, und nahm den Hörer von der Gabel. »Hallo...?«

7 Einsatzquartier des FBI-Geiselbefreiungskommandos
    Fox Mulder saß mit offenem Hemdkragen und gelockerter Krawatte vor einer tragbaren Kommunikationseinheit, die auf dem Schreibtisch vor ihm stand. Das Gerät sah wie ein aufgeklappter Reisekoffer aus. Mulder hatte ein Paar Kopfhörer über sein zerzaustes Haar gestreift. Ein Kabel lief von den Kopfhörern in die Telefonanlage. Das dazugehörige Mikrophon hing wenige Zentimeter vor seinen Lippen.
    Auf die Schiefertafel hinter ihm hatte irgend jemand in Großbuchstaben vier Wörter gekritzelt: AUFRICHTIGKEIT. MÄSSIGUNG. BESCHWICHTIGUNG. ENTSPANNUNG. Darunter waren die Namen der Geiseln aufgelistet. Mulder warf einen kurzen Blick zurück auf die Tafel, während er dem Freizeichen in seinen Kopfhörern lauschte. Dann konzentrierte er sich wieder auf den Notizblock, auf dem er stichwortartig seine Strategie für die bevorstehende Verhandlung skizziert hatte. Ganz oben standen die gleichen vier Wörter wie auf der Tafel. Er unterstrich sie.
    Agent Kazdin und Rieh, die ebenfalls Kopfhörer trugen und sich rechts und links von ihm aufgebaut hatten, standen bereit, ihm gegebenenfalls zu assistieren. Sie beobachteten ihn gespannt. Hinter ihnen drängten sich Agent Krycek und mehrere andere Agenten um einen Tisch. Alle starrten ihn gebannt an, während er darauf wartete, daß Duane Barry ans Telefon ging. Mulder kam sich vor wie ein Alleinunterhalter auf einer Bühne, der nicht weiß, ob ihm das Publikum wohlgesonnen ist. Nicht daß es sonderlich darauf ankam. Das eigentliche Publikum befand sich nicht hier, sondern im Nachbargebäude, im Büro der Travel Time-Reiseagentur.
    Ein Schweißtropfen rann an seinem Hals hinunter. Warum ging Duane Barry nicht ans Telefon? Kurz bevor er aufgeben wollte, hörte er ein leises Klicken in seinen Kopfhörern. »Hallo...« Er zuckte leicht zusammen. »Duane?«
»Ja.«
    Mulders Lider flatterten. Duanes Stimme klang gepreßt und heiser, seine Anspannung war unüberhörbar.
    »Hier ist Special Agent Fox Mulder. Hören Sie, ich möchte versuchen, Ihnen zu helfen.« Die Agenten um ihn herum beugten sich unbewußt vor. Die Spannung nahm spürbar zu. Agent Kazdin schloß die Augen und verharrte konzentriert in einer steifen, unbequemen Körperhaltung.
    Das erstickte Lachen, das Mulder aus dem Telefon entgegenschlug, jagte ihm eine Gänsehaut über den Rücken. »Klar, wir sitzen hier alle nur so herum und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher