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Akte X

Akte X

Titel: Akte X
Autoren: Seilbahn zu den Sternen
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warten darauf, daß unser Flug aufgerufen wird.«
    Mulder blickte kurz auf seine Notizen. »Ich glaube, ich weiß, was Sie durchmachen, Duane.« Er hob den Kopf, als er ein eindringliches Klopfen an der Tafel hörte. Agent Rieh deutete auf die Namen der Geiseln.
     
    »Ich möchte nur sicherstellen, daß Sie bekommen, was Sie wollen«, fuhr Mulder fort. »Und daß Bob, Gwen, Kimberly und Dr. Hakkie nichts zustößt.«
    Es gehörte zur Standardprozedur in einer solchen Situation, die Namen der Geiseln so oft wie möglich zu erwähnen. Psychopathen neigen häufig dazu, ihre Geiseln nicht mehr als richtige Menschen wahrzunehmen. Ihre Namen zu erwähnen, soll den Kidnapper dazu zwingen, sie als echte Personen anzuerkennen und sie - vielleicht- auch als solche zu behandeln. Einige der fähigsten forensischen Psychologen des Landes arbeiteten für das FBI. Ihre Verhandlungstechniken waren bei Geiselnahmen vielfach erprobt worden und hatten sich bewährt.
    Kazdin und Rieh nickten beifällig. Mulder entspannte sich ein wenig. Vielleicht funktionierte es ja tatsächlich. Seit er zu diesem Fall hinzugezogen worden war, verspürte er ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Alle Umstände deuteten auf eine Situation hin, die jeden Augenblick völlig außer Kontrolle geraten konnte. Das Schlimmste daran war, daß von den Leuten des Verhandlungsteams, die eigentlich bestens hätten informiert sein müssen, anscheinend keinerlei Verständnis für den Mann zu erwarten war, mit dem sie es hier zu tun hatten.
    Mulder war Duane Barry nie begegnet, aber er hatte andere Menschen wie ihn kennengelernt. Und er kannte die furchtbare Hilflosigkeit, die tödliche Panik, die mit einem Kontakt zu Aliens einhergeht, aus persönlicher Erfahrung. Leute wie Kazdin und Rieh hielten Duane Barry einfach nur für verrückt. In ihren Augen war jeder, der sich davor fürchtete, von Außerirdischen entführt zu werden, verrückt. Mulder dagegen wußte es besser. Manchmal war wirklich irgend jemand oder irgend etwas hinter einem her. Manchmal war Paranoia eine ganz vernünftige Reaktion auf ein reales und grauenhaftes Erlebnis.
    Letztendlich lief es darauf hinaus, daß diejenigen, die solche Ereignisse durchgemacht hatten, und diejenigen, die davon verschont worden waren, in unterschiedlichen Welten lebten. Und jetzt balancierte Mulder auf einem schmalen Grat zwischen den Duane Barrys und den Lucy Kazdins dieser Welt. Unter normalen Umständen wäre dieser Drahtseilakt einfach nur lästig und ermüdend gewesen. Hier aber stand das Leben Unschuldiger auf dem Spiel.
    Aber vielleicht würde er die Situation lösen können. Er drückte die Kopfhörer fester gegen seine Ohren.

8 Travel Time-Reisebüro
    Die Angst durchdrang jeden Winkel des Reisebüros wie ein stechender Geruch. Duane Barrys Gesicht glänzte vor Schweiß. Die unregelmäßige Narbe auf seiner Stirn stach deutlich von der blassen Haut ab. Dr. Hakkie verfolgte jede unruhige Bewegung seines Patienten, der nervös im Büro auf und ab ging, mit leicht geröteten Augen.
    In diesem Moment haßte er sich selbst. Das alles war sein Fehler. Er hatte gewußt, in welchem Zustand sich Duane Barry befand, und trotzdem war er unvorsichtig gewesen. Er hatte in seiner Wachsamkeit nachgelassen und vom Angeln geträumt. Nur einen kurzen Augenblick lang, aber der hatte ausgereicht. Und jetzt war ein Ungeheuer ausgebrochen, das zu bändigen seine Aufgabe gewesen war. Die Angst raubte ihm beinahe den Verstand. Er wußte, wozu Duane Barry fähig war. Und trotzdem verspürte er einen Rest von Pflichtgefühl, das gegen seine Angst ankämpfte. Von all den Menschen in diesem Raum war er als einziger darin geschult, mit Wahnsinn umzugehen.
    Er ließ seinen Blick durch den Raum wandern, bis er an dem Manager des Reisebüros, Bob irgendwer, und den beiden Frauen hängenblieb. Bob wirkte immer noch benommen, hockte schlaff in sich zusammengesunken mit dem Rücken an der Wand, tupfte sich das Blut von der Wange und starrte die frischen roten Flecken auf seinem Taschentuch an. Die beiden Frauen neben ihm betrachteten ihn mit stummem Entsetzen. Ihre Gesichter waren kalkweiß, Furcht schimmerte in ihren Augen. Hakkie konnte sehen, daß sie dem Mann helfen wollten, aber es war ebenso offensichtlich, daß sie zu verängstigt waren, um sich zu bewegen und dadurch die Aufmerksamkeit des Geisteskranken auf sich zu ziehen.
    Was unternahmen die Bullen? Er wußte, daß sie dort draußen waren, er hatte das Blitzen der Warnlichter
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