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African Queen

African Queen

Titel: African Queen
Autoren: Helge Timmerberg
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schauen und Blätter kauen. Dann geht alles klar. Leider ist die Anfahrt weit, denn die Gorillas wohnen an der Grenze zu Ruanda, und der Aufstieg zu ihnen ist hart. Er dauert zehn Stunden und soll nichts für Konditionsschwache sein. Also nichts für mich derzeit. Alternative: eine Lodge in der Nähe irgendwelcher atemberaubenden Wasserfälle, mitten im Wald. Vorteil: Sie ist näher. Nachteil: Aber das ist eigentlich immer noch zu weit. Dritte Möglichkeit: die Quellen des Nil. Hört sich prima an und ist nur zwei Stunden mit dem Bus oder einem Taxi von Kampala entfernt, aber noch näher dran ist eine Halbinsel im Viktoriasee, auf der es eigentlich alles gibt, was wir brauchen: Regenwald, Tiere und ein Internationaler Flughafen. Außerdem gibt es da eine kleine, ruhige Stadt ohne Verkehrsprobleme namens Entebbe, und wenn es auch stimmt, dass mich an diesem Ort der Flughafen am meisten reizt, fange ich mal mit dem Regenwald an.
    Er ist Teil des Botanischen Gartens von Entebbe, und man ist in fünf Minuten durch. Doch er ist wild gewachsen, und wenn man stehen bleibt und sich umschaut, sieht alles, aber wirklich alles haargenau wie der Regenwald unserer Träume aus. Ein weißes Menschenbaby ging in ihm verloren, eine Affenmama nahm sich seiner an, das Kind entwickelte sich prächtig, dann reifte es zum Mann, und der machte bald eine steile Karriere im Wald. Immer noch im Glauben, ein Affe zu sein, besiegt er Löwen, Leoparden, Krokodile und sogar Nilpferde im Zweikampf. Sein Titel: Herr des Dschungels. Sein Name: Tarzan. Seine Liebe: Jane. Sein bevorzugtes Verkehrsmittel: die Liane. Von den fast hundert Tarzan-Filmen wurden acht im Regenwald des Botanischen Gartens von Entebbe gedreht, mit Johnny Weissmüller in der Hauptrolle. Das war in den dreißiger Jahren und ist ein bisschen her, deshalb stellt sich hier die Frage: Wie schnell wächst so ein Regenwald, und was passiert mit den Lianen? Werden die einfach immer nur länger und länger, oder fallen sie irgendwann ab und wachsen nach? Ich bin auf der Suche nach Tarzans Liane. Man hat uns gesagt, sie hängt noch, aber leider ist kein Namensschild dran.
    Wir wohnen übrigens gleich rechts von den Giraffen im Zoo von Entebbe. Streng genommen ist es kein Zoo, sondern ein «Recreation-Camp» für angeschossene oder angefahrene Wildtiere. Aber es sieht aus wie ein Zoo und funktioniert auch so, bis auf die Gästehütten, die sind eine zoologische Innovation. Schulklassen kommen und bestaunen die heimischen Bestien hinter Zäunen und Wassergräben, aber mehr noch bestaunen sie uns. Die Kinder reagieren auf Lisa und mich, als gehörten wir zu den Zootieren. Kleine Mädchen fragen ihre Lehrerin, ob sie uns anfassen dürfen. So bummeln wir durch Afrika und geben uns Kosenamen, am Löwengatter bleiben wir stehen. Vier große Raubkatzen ruhen im Schatten beziehungsweise spielen ein bisschen mit einem großen Vogel, den sie erwischt haben. Zwischen uns und den Löwen ist ein etwa zwei Meter hoher Zaun und dahinter ein knapp drei Meter breiter Wassergraben. Lisa weiß nicht recht, ob sie sich sorgen soll, und fragt mich, ob ich etwas über die Sprungkraft von Löwen weiß, und ich sage, ja, darüber weiß ich alles. Löwen springen bis zu vier Meter hoch und bis zu zehn Meter weit. Aber nur, wenn sie genügend Anlauf haben. Hier hätten sie genügend, das Gehege ist so groß wie ein halbes Fußballfeld, und just, als ich das sage, kommt ein fünfter Löwe von der anderen Seite des Geheges, also aus rund fünfzig Metern Entfernung, mit Vollgas auf uns zugelaufen, und Lisa sagt endlich den Satz, den ich schon so lange von ihr hören will:
    «Babylino, ich glaube, wir gehen besser.»

23. DIE PYRAMIDE
    W ir fliegen nach Kairo in einer Sänfte von «Egypt Air». Die Maschine ist fast leer. Jeder kann sich in seiner Reihe ausstrecken. Turbulenzen schaukeln uns in den Schlaf. Träumend überqueren wir Nordkenia, Äthiopien und den Sudan, erst über der Nubischen Wüste wachen wir mit der Sonne wieder auf und sehen wie in Gold getaucht Oasen, Pyramiden und den Nil, dessen Lauf wir folgen, bis der Pilot mit dem Sinkflug über Kairo beginnt. Die Häuserschluchten, ich weiß nicht warum, gefallen mir. Der Flughafen auch. Er sieht so aufgeräumt aus. Es ist Freitag, also Sonntag für Moslems, und alle, die trotzdem arbeiten müssen, winken uns durch. Auch der Taxifahrer ist superentspannt. Ein alter Mann mit Schnauzbart, Lachfalten und schwarzer Weste über dem weißen Hemd flitzt mit uns in
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