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Achtzehn: Horror-Novelle

Achtzehn: Horror-Novelle

Titel: Achtzehn: Horror-Novelle
Autoren: Lutz C. Frey
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Fernglas zu ihr hinüber, während der Sturm seine Frisur ein wenig zerzaust und sie damit noch etwas perfekter macht. Er trägt eine dieser Seemannsjacken, einen dunkelblauen Halbmantel aus dickem Filz mit großen goldenen Knöpfen, auf denen wahrscheinlich Anker abgebildet sind, genau erkennen kann sie es nicht, dazu ist sie schon zu weit weg. Mit beiden Händen hält er das Fernglas vor sein Gesicht, geduldig, abwartend. Sie spürt die tastenden, forschenden Blicke, die leidenschaftslos über ihren jungen Körper gleiten, während sie auf das offene Meer hinaus und ihrem sicheren Untergang entgegentreibt.
    Und er steht da und schaut, seine gesamte Aufmerksamkeit gilt ihr, während er ihren gefesselten Körper sorgfältig inspiziert, die Momente genießend, die bleiben, bis sie zu weit davongetrieben ist, hinaus in das offene Meer. Das letzte, was sie von ihm sieht ist das Fernglas, achtlos lässt er es in den weichen Sand fallen, dann dreht er sich um und geht davon, hinauf in die Dünen, ohne sich noch einmal zu ihr umzublicken.
    Dann schlagen die Wellen über ihrem Kopf zusammen.
     
    In weniger als einer Minute war sie gekommen - selbstverständlich ohne sich da unten zu berühren. Geräuschlos, aber heftig zuckend hatte sie sich mit geschlossenen Augen aufgebäumt, während die Wellen ihres Orgasmus den makellos weißen Strand ihres Verstands überspült und sich in gischtige Brandung ergossen hatten.
     
    Während das köstliche Zucken in ihrem Körper noch abgeklungen war, hatte sie die Augen geöffnet und fasziniert ihre Oberschenkel betrachtet - makellos rasiert und mit strammen, geschmeidigen Muskeln, die sich unter der hellen Haut bewegten wie kräftige, junge Tiere. Und wie stets hatte ihr Höhepunkt fast genügt, aber eben nur fast. Sie würde das Bild an diesem Abend wieder heraufbeschwören. Und sie würde sich dabei in ihrem großen Spiegel betrachten und sich vorstellen, dass es seine Augen waren, durch die sie sah. Den Rest des Abends im Büro hatte sie im berauschenden Zustand der Vorfreude verbracht. Einer Vorfreude, die so gewaltig war, dass ihr sogar das Gejammer der dummen Wachtel kaum noch auf die Nerven gefallen war.
     
    Es war an diesem Freitag noch ziemlich lange gegangen, was hauptsächlich Martinas patentiertem ‘Ablagesystem’ zu verdanken gewesen war, sowie der Tatsache dass sie ungefähr aller fünf Minuten ihre Blagen anrief (selbstverständlich vom Bürotelefon aus) und ihnen weinerlich verkündete, dass Mami heute später käme. Worüber die Blagen wahrscheinlich Freudentänze aufführen würden. Martina hatte zwei Kinder und manchmal, wenn sie sich schwerfällig stöhnend vornüber beugte, um einen Ordner aus dem unteren Regal des Aktenschranks zu holen, konnte Nora die Streifen sehen, die ihre Schwangerschaft hinterlassen hatte . Widerlich. Ihre wabbeligen Hüften quollen förmlich unter den Rändern ihres Kostüms hervor wie ein käsiger, fleischiger Brei - sie nannte diese Unförmigkeiten gelegentlich Liebeshenkel, während sie sich dümmlich kichernd noch ein paar Leckereien zwischen die wulstigen Lippen stopfte.
     
    Nora konnte sich nicht vorstellen, welcher geistig gesunde Mann diese Fettwülste freiwillig anfassen würde, ganz zu schweigen davon, sie beim Liebesspiel als Haltegriffe zu benutzen. Aber wahrscheinlich war ihr Göttergatte genau so ein fettes, ungepflegtes Schwein wie seine Frau. Frau, Sau, Saufrau, Ferkelkind und Ebermann. Nora ging drei mal die Woche zum Sport und fuhr am Wochenende Inliner. Jedes Wochenende.
     
    Sie hatte Martina von diesem Abend an stets den Kaffee geholt und einen Keks auf den Rand der Untertasse gelegt, obwohl es wahrlich keine schlechte Idee gewesen wäre, wenn die Wachtel ihren Wabbelkörper wenigstens für das stündliche Heißgetränk auf Firmenkosten ein paar Schritte bewegt hätte. Selbst Schweine laufen schließlich selbst zu ihrem Trog.

4
     
    Aber das Glück blieb Nora hold. Seit dem denkwürdigen Überstunden-Freitag war Martina öfter krank. Der Magen, vermutete ihr Arzt und sie schloss sich diesem Urteil sofort an.
    Und natürlich trug Herr König die Hauptschuld, der sie angeblich behandelte wie den letzten Dreck. Ja ja, die Anstrengung und der Stress, hatten ihre Kolleginnen vom Sekretariat zugestimmt und wissend genickt. Nora hatte stumm zugehört und mitfühlend geschaut, wenn Martina von ihrem Martyrium berichtete. Dann hatte sie ihr noch einen Kaffee geholt und einen extra großen Keks dazu. Welche Anstrengung,
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