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Achtzehn: Horror-Novelle

Achtzehn: Horror-Novelle

Titel: Achtzehn: Horror-Novelle
Autoren: Lutz C. Frey
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hatte sie sich gefragt, während sie in der kleinen Kochnische auf dem Gang gestanden und zugesehen hatte, wie das Wasser brodelnd durch die Maschine gelaufen war, welche Anstrengung bitte - und welcher Stress?
     
    Eines Tages hatte sie David, ein junger Ingenieur aus der Konstruktionsabteilung, angesprochen. Gut aussehend, gepflegt - die Sekretärinnen, welche, von Nora abgesehen im Schnitt doppelt so alt wie er waren, standen alle auf den aufdringlichen Burschen. Sie waren in der Mittagspause auf dem Weinmarkt gewesen und Gott, hatten die Schweinsäuglein von Martina geglänzt als sie sich der zweiten Weinprobe hingegeben hatte, während ihrer Mittagspause, wohlgemerkt. Welche sie wie üblich auf fast zwei Stunden ausdehnte.
     
    Martina Kreisig gehörte zu jenen Menschen, die es problemlos schafften, ihre Frühstückspause bis zum Feierabend auszudehnen, wenn es sein musste. War es da ein Wunder, dass Herr König sie hin und wieder rügte?
     
    Nora verstand Herrn König gut, und davon abgesehen war von ihm ermahnt zu werden etwas, von dem sie nachts fantasierte, wenn sie einsam wachlag und nicht schlafen konnte vor Verlangen.
     
    Sie und David hatten am Glühweinstand nebeneinander gestanden, als sie die Becher der kleinen Versammlung zurück geschafft hatte und dummerweise hatte sie kurz und völlig mechanisch gelächelt, als er sich ihr genähert hatte. Und das hatte offenbar genügt. Irgendwie hatte er das Thema auf ihren Freund gebracht. Sie hatte keinen, hatte sie gesagt und ihn mit einem Blick bedacht, der ihrer Meinung nach deutlich zu verstehen gab, dass sie an diesem Zustand auch nichts zu ändern wünschte. Offenbar war der Blick doch weniger eindeutig gewesen, als sie angenommen hatte und David hatte sie daraufhin ziemlich plump nach ihrer Handynummer gefragt.
     
    Sie hatte gelacht, ihre Becher abgegeben und gehofft, dass ihr Lachen ehrlich amüsiert und vor allem nach dem spöttischen Desinteresse klang, welches sie für sein Angebot empfand. Eigentlich hätte sie dem blöden Schönling in diesem Moment viel lieber mit Hilfe des tönernen Weinbechers, um den sich ihre Finger krampften, die Meinung gegeigt. Nur, um herauszufinden, ob er ihre Nummer auch noch haben wollte, wenn ihm erst ein paar Schneidezähne fehlten.
     
    Aber dann hätte sie vermutlich erst aufhören können, wenn der widerliche Kerl blutüberströmt am Boden gelegen und sich nicht mehr gerührt hätte. Und dafür war sie sich zu schade. Der dumme Junge mochte sich wie Gottes bevorzugtes Geschöpf vorkommen, aber ihr hatte er rein gar nichts zu bieten. Sie kannte die Vorstellungen, die unter seiner modischen Frisur und hinter der schmucken, randlosen Brille lauerten, nur all zu gut.
     
    Seine Hände, die ungeschickt an ihr herum fummeln würden, seine eklige Zunge voller Speichel und Essensreste, die er ihr tief in den Mund (und wer konnte sagen, wohin noch?) zu schieben gedachte. Und zum Schluss - Tadaa! - würde er sein hässliches, schrumpliges Ding in sie hineinstecken wollen, da unten . Nein, danke! Darauf konnte sie bestens verzichten.
     
    Sie lachte laut auf und plötzlich wich aller Humor aus ihrem Gesicht. “Verpiss dich!” hatte sie geflüstert und David hatte nie wieder versucht, sie anzusprechen.

5
     
    Im Herbst war Martina Kreisig das erste Mal ernstlich krank gewesen, eines morgens, es war ein Donnerstag, rief sie Nora im Büro an, sie fühle sich nicht besonders und würde morgen früh zum Arzt gehen.
    Sie kam drei Wochen nicht zur Arbeit.
     
    Der restliche Donnerstag war ereignislos an Nora vorbeigezogen und gegen Acht hatte sie, weit nach allen anderen, zerknirscht und widerstrebend, das Büro verlassen, ohne dass Herr König ihrer Dienste bedurft hatte.
     
    Am Freitag war es dann passiert, endlich. Nora hatte gespürt, dass dieser Tag von ganz besonderer Bedeutung sein würde, wie das leise Summen einer Überlandleitung hatte die Erkenntnis in ihr vibriert. Herr König war gegen zehn erschienen, war wie immer grußlos an Nora vorbeigeschritten und hatte fragend auf Martinas leeren Platz gedeutet. “Krank.” hatte Nora gesagt, und dabei hatte ihre Stimme nur ein ganz klein wenig gebebt. Herr König hatte ihr einen vielsagenden Blick zugeworfen und war sofort in seinem Büro verschwunden. Und dann, etwa eine Stunde später, hatte er sie hineingerufen.
     
    Unfähig, sich zu konzentrieren, hatte sie dem Moment entgegen gefiebert, immer wieder die selben Excel-Tabellen geöffnet, geschlossen, geöffnet,
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