Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Achtzehn: Horror-Novelle

Achtzehn: Horror-Novelle

Titel: Achtzehn: Horror-Novelle
Autoren: Lutz C. Frey
Vom Netzwerk:
entgegenzusetzen hatte?), kamen andere Fantasien, nicht minder erregend. Manchmal war ein anderes Mädchen bei ihr, makellos und schön wie sie selbst, doch stets anonym und gesichtslos.
     
    Es war auch nicht wichtig, wie sie aussah. Wichtig war allein, dass Herr König dieses andere Mädchen nur benutzte, um sie zu erniedrigen, auf diese köstliche subtile Weise, die sie an ihm so schätzte. Sieh sie dir an, schien Herr König zu sagen, bewundere ihren schönen Körper und berühre ihn für mich. Spüre die sanfte Rundung der knabenhaften Hüften und ertaste die kleinen Brüste, deren steife Knospen den deinen so ähnlich und doch gänzlich anders sind. Für mich bist du nur ein weiteres Objekt, wenn auch das krönende Schaustück meiner exquisiten Sammlung. Und doch dienst du nur einem einzigen Zweck, nämlich dem, dich mir zu präsentieren.
     
    Manchmal schaffte sie es, ihren Orgasmus zurückzuhalten bis zu der Stelle, an der Herr König das andere Mädchen schließlich hinaus schickte und ihr wieder seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte. Dann winkte er sie zu sich heran, so nah, dass er sie hätte berühren können, ohne von seinem Schreibtisch aufzustehen. Aber er berührte sie nicht, deutete nur auf die Stellen ihres Körpers, die er näher in Augenschein zu nehmen gedachte. Auf sein Geheiß hin spreizte sie die Beine, um ihm ihre perfekte Scham zu präsentieren, nah, so nah vor seinem Gesicht. Sein Blick musterte die verborgene Öffnung zwischen ihren Schenkeln mit mildem Interesse, aber ohne jede Leidenschaft, wie ein Biologe ein Insekt unter einem Vergrößerungsglas betrachten mag, oder ein Seemann ein kleines Boot, welches auf die stürmische See hinaustreibt.
     

7
     
    Es war wiederum ein Freitag, als sie das Rätsel endlich löste.
    Herr König würde am Samstag zu einer wichtigen Konferenz fahren und hatte sie gebeten, länger zu bleiben, für den Fall dass er noch eine Akte brauche.
     
    Kurz vor Acht war die letzte der Sekretärinnen nach Hause getrottet, ihrem belanglosen Ehewochenende entgegen und hatte sogar die Frechheit (oder war es schlichte Dummheit?) besessen, Nora einen aufrichtig bedauernden Blick zuzuwerfen, diese dumme Gans. Gegen Neun hatte Herr König sie endlich in sein Büro gerufen. Keine Mappe diesmal, kein Projekt. Nur sie.
     
    Als sie sein Büro betreten hatte, hatte er wie immer hinter seinem Schreibtisch gesessen, dieses Mal jedoch fast gänzlich im Schatten verborgen, außerhalb des Lichtkegels seiner Schreibtischlampe, der einzigen Lichtquelle im Raum. Etwas war anders gewesen als sonst, das hatte sie sofort gespürt. Der sonst perfekte Sitz seiner teuren Krawatte war gelockert und er war in seinem Stuhl zurück gerollt, bis an die Wand zurück. Er hatte lässig in dem riesigen Sitz gelehnt und sie einfach aus diesen grauen Wolfsaugen gemustert, aus dem Dunkel heraus, hatte sie fixiert, regelrecht angestarrt.
     
    Und dann, als sie ohne Mappe mitten im Zimmer gestanden hatte, war er stumm geblieben. Kein ‘Sie können gehen.’
    Und dann hatte sie endlich kapiert.
    Sein Schweigen ließ ihr auf galante Weise die Wahl. Sie konnte jetzt einfach gehen und die Sache zwischen ihnen für immer beenden. Oder sie konnte bleiben und ganz die seine werden.
     
    Eine Wahl, die für Nora keine war - mehr hatte es nicht bedurft.
     
    Unendlich langsam hatte sie begonnen, sich auszuziehen, und während sie das tat, schwebte sie gleichsam durch einen Traum. Sie legte ihre elegante Armbanduhr ab, platzierte sie sorgfältig auf die polierte Fläche des Konferenztisches. Keine Reaktion, gleichsam eine deutliche Aufforderung, weiterzumachen. Er wollte jetzt sehen wie weit sie gehen würde und, bei Gott, sie würde ihn nicht enttäuschen. Als sie ihr Top nach oben streifte, in diesem Moment, da sie, blind, die Arme gleichsam mit dem dünnen Stoff des Hemdchens über ihrem Kopf gefesselt, vor ihm stand, und ihm ihren Oberkörper darbot, diesen perfekten, erblühenden Körper eines jungen Mädchens, den noch kein anderer Mann je nackt gesehen geschweige denn berührt hatte, da hörte sie ihn atmen.
     
    Zischend zog er die Luft ein und für einen winzigen Augenblick durchfuhr sie ein Schock. Er würde es stoppen. Würde rufen "Was in Gottes Namen tun sie da?" und sie auf der Stelle hinauswerfen.
     
    Doch er rief nicht.
     
    Er stoppte sie nicht.
    Auch dann nicht, als sie ihren Rock abzustreifen begann, aufreizend langsam, matt beschienen vom spärlichen Schimmer der einsamen goldenen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher