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Achtzehn: Horror-Novelle

Achtzehn: Horror-Novelle

Titel: Achtzehn: Horror-Novelle
Autoren: Lutz C. Frey
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geschlossen - da eine Zeile verrückt und ein Stück Text mittig platziert.
    Plötzlich war die Gegensprechanlage knisternd angesprungen. Ihr Herz hatte einen Satz gemacht, Gott, es war ihr fast zum Hals hinausgesprungen und seine Stimme hatte elektronisch verzerrt aus dem Gerät geklungen:
     
    “ Nora, bringen Sie mir doch mal das Projekt Gießerbrücke . ”
     
    Mit zittrigen Fingern hatte sie sich die Mappe geschnappt, welche sie bereits am Morgen zurechtgelegt hatte, und war auf unsicheren Beinen auf die Tür zu seinem Büro zugewankt. Reiß’ dich zusammen, Nora! Verpatz’ es jetzt nicht. Und sie hatte es nicht verpatzt.
     
    Denn Herr König hatte ihr zu verstehen gegeben, dass er die selbe exquisite Lust verspürte wie sie, dass er das geheime Feuer verstand, welches in ihrem Becken glomm und allnächtlich zum Ausbruch kam. Eine Leidenschaft, die einfallslose Typen wie David niemals verstehen würden. Herr König hatte ihr seine Liebe zu Verstehen gegeben, mit einer Geste, die für sie so eindeutig war, wie sie in den Augen eines zufälligen Beobachters unschuldig wirken musste.
    Er hatte sie beiläufig aufgefordert, doch ihr Strickjäckchen auszuziehen, welches sie selbstverständlich allein zu diesem Zweck hastig übergezogen hatte, bevor sie in sein Büro getreten war. Sie hatte es morgens auf dem Weg zur Arbeit getragen (selbstverständlich lief sie zur Arbeit, stramme Oberschenkel kamen schließlich nicht von ungefähr), denn in der Früh war es an diesen Spätsommertagen manchmal bereits recht kühl.
     
    Er hatte gewartet, bis die schwere, schalldichte Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, mit einem schweren, endgültig klingenden Laut. Dann hatte er gelächelt, nur kurz, aber nicht flüchtig. Nein, das nicht - es war ein Signal gewesen, ein eindeutiges Signal, das nur sie verstehen konnte. Er war von seinem Sessel aufgestanden und sie hatten sich an den Konferenztisch in der Mitte des Raumes gesetzt. Während sie den Tisch ansteuerte, hatte sie fasziniert das besondere Licht bemerkt, welches in dem großzügig geschnittenen Raum herrschte. Bis auf ein Fenster an der schattigen Nordseite des Raumes waren alle Vorhänge dicht verschlossen, die Jalousien heruntergezogen. Die dezente, indirekte Beleuchtung der wenigen Lampen tauchte alles in den bronzenen Glanz eines ewigen Zwielichts, fast als wäre die Zeit in dem Raum im Moment des Sonnenaufgangs stehengeblieben. Oder im Moment des Sonnenuntergangs.
     
    Er hatte ihr den Stuhl am Konferenztisch herausgezogen, und gewartet, bis sie saß, bevor er sich selbst gesetzt hatte.
    Für einen Moment hatte er hinter ihr gestanden und sie hatte seinen Blick gespürt, der über ihre Schulter geglitten war. Und vielleicht, nein, sicher auch über die sanften Erhebungen unter ihrer weißen Bluse. Es war der Blick des Matrosen am Strand gewesen, emotionslos und kalt, von rein akademischem Interesse. Ohne Hast hatte sein Blick die Mulde ihres Halses gestreift und schließlich hatte er auf ihre Jacke gedeutet und gesagt:
     
    “ Wollen sie das nicht besser ausziehen? Es ist doch furchtbar heiß heute.”
     
    Heiß, nicht warm, wohlgemerkt. Und ja, es war heiß gewesen in dem luxuriösen Büro, siedend heiß, ihr Körper glühte förmlich wie ein elektrischer Backofen und das hatte überhaupt nichts mit dem Temperaturen draußen zu tun. Also war sie erneut aufgestanden und hatte nach einem Augenblick atemlosen Schweigens begonnen, an den Knöpfen ihrer Überjacke zu nesteln und diese auszuziehen.
     
    Währenddessen hatte er zugeschaut , hatte mit seinem erfahrenen, geduldigen Blick jede ihrer geschmeidigen Bewegungen verfolgt und seine Augen keinen Augenblick von ihrem Körper abgewandt. Und ihr war noch ein kleines bisschen heißer geworden, da unten.
     
    Wie sie es genoss, sich vor ihm auszuziehen, sich ihm zu präsentieren. Sie hätte ihm so gern mehr präsentiert. Alles präsentiert, hier auf der Stelle im Zwielicht des verzauberten Büros. Aber sie spürte, dass ihr Spiel genau darin liegen würde, und dass Herr König sie auf diese ganz spezielle Weise genießen wollte, langsam und häppchenweise - in Andeutungen, welche für Außenstehende kaum mehr waren als unschuldige Beiläufigkeiten. Dass er das Tempo bestimmen und sie sich diesem Tempo chancenlos ergeben würde. In Ewigkeit, Amen.
     
    Draußen, vor dem einzigen Fenster war eine kleine Kohlmeise vorbeigeflogen, war zurückgekehrt und hatte sich schließlich auf das Fensterbrett gesetzt. Nora
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