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Achtzehn: Horror-Novelle

Achtzehn: Horror-Novelle

Titel: Achtzehn: Horror-Novelle
Autoren: Lutz C. Frey
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Beziehungsweise sich stockbesoffen von ihnen hatte ficken lassen, vermutete Nora. Davon war sie - Wunder über Wunder, kleine Susi-Schmusi - schwanger geworden und hatte das Kind schließlich abgetrieben. Das Bauchfett hatte sie allerdings genau wie das hässliche Piercing behalten.
     
    Spätestens nach dem Aufenthalt im Krankenhaus war aus der einstmals fröhlichen kleinen Susi eine müde, kraftlose Erscheinung mit stumpfen, stets verheulten Augen und ekelhaft fettigem Haar geworden, die man problemlos für Mitte Dreißig hätte halten können, mindestens. Ein paar Wochen später war die Schule aus gewesen, Streber-Susi hatte den Abschluss gerade so geschafft.
     
    Wahrscheinlich war sie inzwischen drogensüchtig und verdingte sich, ihrer Bestimmung gemäß - und zur großen Freude ihrer bescheuerten Eltern - als Hure. Nora musste gelegentlich schmunzeln, wenn sie an die kleine Episode vor dem Waschraum dachte. Manchmal war das Leben eben doch gerecht.

2
     
    Nicht dass sie prinzipiell etwas gegen Frauen hatte. Sie selbst fand den weiblichen Körper schön, elegant und voller atemloser Geheimnisse. Natürlich nur, wenn man ihn in Schuss hielt. Wenn man dafür sorgte, dass er an den richtigen Stellen straff blieb, wenn man ihn rein hielt, wie sie ihren Körper rein hielt. Und Sex war Gift für einen perfekten Körper, das wusste jeder.
     
    Wenn man ihn dagegen unberührt beließ, konnte der weibliche Körper ein ästhetisches Kunstwerk sein, eine perfekte Schöpfung und ein visueller Genuss, wie das vollkommene Gemälde eines alten Meisters, das man stundenlang betrachten konnte, ohne dass das Werk an Faszination verlor. So wie ihr Körper.
     
    Nora hatte schon als kleines Mädchen mit Hingabe Zeitschriften wie Elle und Vogue durchgeblättert und mit staunenden Augen die Modenschauen im Fernsehen verfolgt. Sie vergötterte die schlanken, perfekten Models und ihre kühle, sinnliche Arroganz. You can look but you cannot touch. Das gefiel ihr.
     
    Einmal war sie sogar selbst Modell gelaufen, mit ihrer Mutter, bei einer dieser peinlichen Mutter-Tochter-Veranstaltungen in der Nachbarschaft. Die meisten anderen Mädchen hatten versucht, sich davor zu drücken, doch nicht Nora. Sie hatte dem Tag entgegen gefiebert und sich ausgemalt, wie sie, in einem Augenblick atemlosen Schweigens, betrachtet von tausenden kritischer (und selbstverständlich wohlmeinender) Augen den Laufsteg entlang schreiten würde. Ein knappes Designerkleid würde sich über ihre beweglichen Glieder spannen und die sanften Rundungen ihres verlockend schlanken, fast schon knabenhaften Körpers perfekt zur Geltung bringen und für allseits offene Münder sorgen. Ansehen, aber nicht berühren.
     
    Letztlich hatte sich die Designerklamotte als ein luftiges Sommerkleidchen mit großen Blumen entpuppt, welches ihre Mutter (die das selbe Kleid in ihrer Größe trug) aus einer Bahn Gardinenstoff geschneidert hatte. Am linken Träger des Dings hatte sich ein einen loser Faden befunden, der ständig kitzelte und Nora beinahe um den Verstand gebracht hatte.
     
    Das Publikum hatte fast ausschließlich aus anderen Mutter-Tochter-Teams und ein paar stolzen Familienvätern mit Videokameras bestanden. Und dennoch war ihnen allen fraglos aufgefallen, dass sie tatsächlich wie ein Model lief, mit langen, sorgfältig taxierten Schritten, den Rücken kerzengerade durchgedrückt, die Augen starr geradeaus gerichtet, das Kinn vorgestreckt. Als sie den Laufsteg betreten hatte, hatten alle atemlos zu ihr herauf geschaut. Sie hatten ihre Schönheit bewundert an diesem Tag, mit weit aufgerissenen Augen. Und zu recht.
     
    Seit der Modenschau waren ein paar Jahre vergangen und sie war etwas in die Höhe geschossen (Auf genau Eins dreiundsiebzig , die perfekte Größe für ein Mädchen, wie sie fand), aber ihr Körper sah noch fast genauso aus wie damals, schließlich tat sie auch genügend dafür.
     
    Ein schmales Becken, welches ihre schlanken Beine krönte, Beine die geschaffen schienen für elegante Schuhe mit Absätzen, die gar nicht hoch genug sein konnten und ihre Glieder an den Fesseln (gottlob hatte sie schlanke Fesseln, sie fand dicke Fesseln fürchterlich, damit sah man aus wie ein Brauereipferd oder ein Elefant) in fast gerader Linie in den Fuß übergehen ließen. Sie hatte immer noch diese kleinen, straffen Brüste, die sie noch kindlicher wirken ließen. Ein unschätzbarer Vorteil, wie sie fand.
     
    Bei einem schönen Körper kam es schließlich auf die
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