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Achtzehn: Horror-Novelle

Achtzehn: Horror-Novelle

Titel: Achtzehn: Horror-Novelle
Autoren: Lutz C. Frey
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richtigen Linien an, und zu große Euter würden diese Linien zerbrechen und sie aussehen lassen wie eine Kuh, die zu lange nicht gemolken worden war. Große Brüste waren etwas für Frauen, die planten, sich von irgendeinem dahergelaufenen Kerl ein Balg anbumsen zu lassen, um es an ihren Eutern großzusäugen. Frauen wie Susi Winter.
     
    Sie hatte einmal während einer Schulexkursion auf einen Bauernhof eine große, fette Sau gesehen, die sich im Schlamm gewälzt und dabei ungefähr tausend Junge gesäugt hatte, gleichzeitig! Sie hatte fast kotzen müssen.
     
    Nein, sie stand auf ihre kleinen Brüste und die kecken Warzen mit den kleinen Vorhöfen. Und den ganzen Rest. Und ja, auch auf das da unten , was, von einem schmalen, sorgsam gestutzten Streifen rötlich-blonder Haare bedeckt, zwischen ihren glattrasierten Schenkeln lag, sanft und brav wie ein schlafendes Reh . Was noch unberührt war und das höchstwahrscheinlich auch bis an ihr Lebensende bleiben würde.
     
    Der einzige, dem sie auch das gegeben hätte, dem sie es mit Freuden gegeben hätte, war Herr König. Nur würde Herr König sie nie anfassen wollen, das war ja das Wundervolle. Weder da unten noch sonst wo.
     
    Denn Herr König verstand sie.

3
     
    Sie hatte Herrn König vom ersten Moment an geliebt, das war ihr ungefähr eine Woche, nachdem sie bei König & Partner ihre Ausbildung begonnen hatte, klar gewesen. Liebe auf den ersten Blick, mit Pauken und Trompeten, siebter Himmel, das volle Programm.
     
    Frau Ranft, die Personalchefin hatte sie gleich an ihrem ersten Tag zu Martina ins Chefsekretariat gesteckt, dem Vorzimmer zu seinem Büro. Als sie Martina Kreisig gesehen hatte, hatte sie sich unwillkürlich fragen müssen, wie um alles in der Welt die unansehnliche, pummelige Frau an den Job einer Chefsekretärin gekommen war. Sie trug ein Ensemble, welches Anfang der Neunziger Jahre als schick gegolten haben mochte, und wohl auch ungefähr zu dieser Zeit gekauft worden war. Wahrscheinlich in der Ramschkiste eines Textildiscounters. Nachts. Von einem Blinden.
     
    Unter ihrem billigen Parfum roch Martina Kreisig nach Schweiß und irgend etwas undefinierbar Muffigen und diese unappetitliche Duftmischung erfüllte das Vorzimmer, als hätte man sie mit einem Druckschlauch hinein geblasen. Unter Martinas Tisch stand ein kleines Fußbänkchen, auf das sie ihre knubbeligen, unförmigen Füße zu stellen pflegte, nachdem sie diese aus ihren Businesspumps befreit hatte. Sie saß dann praktisch barfuß an ihrem Schreibtisch, so dass jeder, der das Zimmer betrat vom Anblick ihrer schmutzigen Fußsohlen begrüßt wurde.
     
    Martina erklärte Nora in ihrer abstoßend leutseligen Art, dies fördere die Durchblutung ihrer Beine und erbot sich dreisterweise sogar, Nora ein ähnliches Bänkchen zu besorgen. Nora hatte schüchtern gelächelt und dankend abgelehnt. Und sich zurückhalten müssen, dem Fleischberg nicht ins Gesicht zu brüllen, dass ein gewisses Mindestmaß an Bewegung und vielleicht ab und an eine heisskalte Dusche die dämliche Plastikfußbank vermutlich überflüssig machen würden und dass sie, im Gegensatz zu ihr, perfekt durchblutete Beine hatte.
     
    Gelegentlich erhob sich das Walross ächzend von seinem Bürostuhl, um nach einem Ordner zu angeln. Dabei fuhr sie jedes mal umständlich und wie unter gewaltigen Schmerzen in ihre Schuhe, was die Zeit, die sie für diesen simplen Vorgang benötigte, mindestens verdreifachte - und bei ihren Beinen brachte es keinerlei optische Vorteile, wenn sie die massigen Fleischsäulen in Absatzschuhe stopfte.
     
    Stopfen war überhaupt der geeignete Ausdruck, was die Beziehung zwischen der Chefsekretärin und ihren scheußlichen Klamotten betraf. Sie erinnerte Nora an eine fettige Wurst in ihrer Pelle und das war in vielerlei Beziehung recht zutreffend.
     
    Nora hatte ihr Schicksal verflucht, welches sie an diese fette, dumme Vorstadttippse für die nächsten Wochen oder Monate binden würde, vielleicht sogar für länger. Und sie hatte getan, was sie stets in Situationen wie diesen zu tun pflegte. Sie hatte sich dumm gestellt, dabei eine geradezu ausnehmend naive Freundlichkeit an den Tag gelegt - und auf ihre Stunde gewartet. Bei Menschen wie Martina Kreisig, denen wohl zumindest auf eine dumpfe Art irgendwie bewusst war, dass sie selbst nicht gerade zur Elite der Schöpfungskrone gehörten, fuhr man damit normalerweise am besten.
     
    Nora bog sich innerlich vor Lachen, während sie sich nach Kräften
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