Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Achtmal kam der Tod Kommissar Morry

Achtmal kam der Tod Kommissar Morry

Titel: Achtmal kam der Tod Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
Ecke. „Hören Sie gut zu, Mr. Carron“, raunte er eindringlich. „Sie werden die Adresse in Bayswater morgen früh anrufen. Erzählen Sie irgendein Märchen. Sagen Sie, daß Sie jetzt wüßten, wer die Kapseln im Besitz hat. Das heißt, es ist ja nur noch eine einzige.
    Diese letzte Kapsel wollen Sie angeblich zurückkaufen. Bieten Sie eine Menge Geld dafür. Sie werden die Summe ja doch niemals zahlen müssen.“ „Und wofür soll das alles gut sein?“, fragte Leslie Carron zögernd.
    „Dreimal dürfen Sie raten“, lächelte der Kommissar hintergründig. —
    Am Abend dieses erfolgreichen Tages begab sich Kommissar Morry nach Bayswater zum Lancaster Gate. Er ging grübelnd den Kanal entlang, an dem James Keeton isein Leben hatte lassen müssen. Aufmerksam tastete er das düstere Gemäuer ab, das den schiefergrauen Wasserlauf umgab. Kurz nachher trat er in die Havana Bar ein. Er ging durch die Tischreihen und steuerte geradewegs auf die Bar zu. Lächelnd rutschte er auf einen Hocker und lehnte sich weit über die blitzende Theke. Es amüsierte ihn, daß Ann Barnet bei seinem Anblick jäh die Farbe wechselte. Sie erschrak über alle Maßen. Sie war unfähig, ihm das bestellte Glas einzuschenken. Ihre Hände flogen wie im Schüttelfrost.
    „Was haben Sie denn, Miß Barnet?“, fragte der Kommissar erstaunt. „Warum fürchten Sie sich vor mir? Ich bin doch nur gekommen, um mich von Ihnen zu verabschieden. Ich werde Sie in Zukunft nicht mehr behelligen.“
    Ann Barnet sah ihn ungläubig an. Sie wußte nicht, ob sie seinen Worten vertrauen durfte. Schüchtern und verlegen blickte sie an ihm vorbei. Ihre Brust hob sich unter hastigen Atemzügen.
    „Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen, Miß Barnet“, fuhr der Kommissar leise fort. „Ich verdächtigte Sie lange Zeit, daß Sie Ihre Hände einem schurkischen Mörder gereicht hätten. Heute weiß ich, daß Sie völlig schuldlos sind. Sie verzeihen mir doch meinen Argwohn, nicht wahr?“
    Ann Barnet taute sichtlich auf. Sie wurde von Sekunde zu Sekunde zutraulicher.
    „Ich habe ab morgen Urlaub“, gestand sie glücklich. „Ich werde eine kleine Winterreise nach Schottland machen.“
    „Allein?“, fragte Morry gedehnt.
    „Nein, nicht allein, Sir!“, stotterte Ann Barnet verwirrt.
    „George Atkins wird mich in seinem Wagen mitnehmen. Ich glaube, er ist verliebt in mich.“
    „Sie sollten ihn heiraten“, sagte Kommissar Morry in gutmütigem Spott. „Ein Ehemann ist besser als hundert Verehrer. Denken Sie an meinen Rat.“
    Er hob eben sein Glas, um dem schwarzhaarigen Mädchen zuzutrinken, da 'kam die Garderobenfrau an seine Seite herangehumpelt.
    „Sie sind doch Kommissar Morry, wie?“, fragte sie krächzend.
    „Hier, dieser Zettel wurde eben für Sie abgegeben.“
    Kommissar Morry griff hastig nach dem Wisch und las die wenigen Worte.
    „Kommen Sie bitte vor die Tür“, lautete der kurze Text. „Ich habe Ihnen eine wichtige Mitteilung zu machen. George Atkins.“
    „Ich kenne die Schrift dieses Chefingenieurs nicht“, brummte Morry grübelnd. „Aber ganz sicher hat er dieses Brieflein nicht geschrieben. Es stammt vom Mörder persönlich. Er wird nervös. Er will den Mann vernichten, der ihn so hartnäckig verfolgt.“
    Ann Barnet war wieder unsicher und ängstlich geworden. Die alte Furcht sprach aus ihrem bleichen Gesicht. „Sie werden doch nicht etwa hinausgehen, Sir“, fragte sie beklommen.
    Morry steckte den Zettel achtlos in die Tasche. „Keine Angst“, brummte er. „Mir wird nichts geschehen. James Keeton lief ahnungslos in die Falle. Aber so etwas geht nur einmal, nicht öfter. Ich werde nicht auf diesen plumpen Trick hereinfallen.“
    Er entfernte sich von der Bar und trat kurz nachher auf die Straße hinaus. Suchend blickte er sich um. Er konnte nicht viel erkennen. Es regnete. Vom nassen Asphalt stiegen dunstige Dämpfe auf. Die Laternen versteckten sich, hinter grauen Regenschnüren.
    „Hallo, Kommissar!“
    Morry horchte gespannt der dünnen Stimme nach. Sie kam aus dem Gemäuer, das sich hinter dem Lancaster Gate öffnete. Er ging langsam darauf zu. Er entsicherte seine Pistole und umklammerte fest den Schaft. Sein Zeigefinger krümmte sich um den Abzug. Langsam schlich er in den düsteren Winkel hinein. Es war wohl die günstigste Stelle in ganz London für einen lautlosen Mord. Hier achtete niemand auf einen Hilfeschrei. Niemand würde das Klirren einer Glaskapsel hören. Ja, es würde vielleicht einige Tage dauern, bis
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher