Achtmal kam der Tod Kommissar Morry

Fenster und blickte etwas schwermütig vor sich hin. Sein Gesicht war schmaler geworden. Auf seiner Haut lag die blasse Farbe, die allen Häftlingen eigen ist. Er drehte sich um und blickte gleichgültig zur Tür, als der Schlüssel scharf im Schloß rasselte. Ein Schließer trat in die Zelle.
    „Kommen Sie, Mr. Carron“, sagte er kurz angebunden. „Sie haben Besuch erhalten.“
    „Besuch?“, fragte Leslie Carron überrascht. „Wer ist es?“
    „Wer solls schon sein“, brummte der Schließer mürrisch. „Ein Mädel natürlich. Sehr hübsches Ding übrigens. Viel zu schade für einen Gefangenen.“
    Als Leslie Carron in den Besuchsraum trat, sah er Violet Alvey jenseits des Gitters stehen. Sie trug ein hellgeblümtes Kleid und sah aus, als hätte sie der Frühling persönlich geschickt. Ein sonniges Lächeln lag auf ihrem Gesicht.
    „Warum so fröhlich?“, fragte Leslie Carron stirnrunzelnd. „Was mich betrifft, so ist mir hier das Lachen vergangen. Kann sein, daß ich in einem halben Jahr wieder etwas heller in die Zukunft blicke. Aber diese sechs Monate werden sich noch verdammt lang hinziehen.“
    „Du sollst noch in dieser Woche entlassen werden, Leslie“, sagte Violet Alvey mit glücklicher Stimme. „Kommissar Morry hat es mir gestern gesagt. Das Gnadengesuch hatte Erfolg. Der Rest deiner Strafe wird auf Bewährung ausgesetzt.“
    Leslie Carron blieb still und in sich gekehrt. Er konnte die Nachricht kaum fassen. Die glückliche Botschaft überwältigte ihn fast. Durch das offene Fenster des Besuchsraumes tönte plötzlich das jubelnde Läuten der Osterglocken. Hell und fröhlich kam ihr Klang in das düstere Zimmer.
    „Hörst du es?“, fragte Violet Alvey versonnen.
    „Wenn sie zu Pfingsten läuten, werden wir einen großen Tag feiern.“
    „Ja, dann wird unsere Hochzeit sein“, sagte Leslie Carron mit einem scheuen Lächeln.