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Achtmal kam der Tod Kommissar Morry

Achtmal kam der Tod Kommissar Morry

Titel: Achtmal kam der Tod Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Auskünfte über mich erteilt. Möchte wissen, was ich diesen Leuten getan habe. Erst setzen sie mich kurzerhand an die Luft, und dann verderben sie mir jede neue Chance. Wie soll ich denn wieder zu einer guten Anstellung kommen, wenn diese Burschen nur schlechte Nachrichten über mich verbreiten.“
    Marion Clifton suchte nach einem passenden Trostwort. Aber ihr wollte im Moment nichts einfallen. Sie mußte ständig an den Pelzmantel denken. „Kann ich jetzt das Essen auftragen?“, fragte sie nach einer Weile. „Es ist schon sieben Uhr. Du wirst sicher Hunger haben.“
    „Nein, laß nur“, wehrte Edward Clifton nervös ab. „Ich muß noch einmal weg. Vielleicht nehme ich unterwegs einen kleinen Imbiß zu mir. Du brauchst mit dem Essen nicht auf mich zu warten.“ Marion Clifton verschränkte ratlos die Hände über ihrer Hausschürze. Man sah ihr an, daß sie mit den Tränen kämpfte. Sie konnte ihre Enttäuschung und ihren Kummer nicht mehr verbergen.
    „So kann das doch nicht weitergehen, Edward“, stammelte sie gequält. „Du bist fast keinen Aibend mehr zu Hause. Ich bin immer allein. Ganz allein zwischen diesen vier Wänden. Und wenn ich dann nachts stundenlang wach liegen . . .“
    „Es handelt sich um eine geschäftliche Besprechung“, murmelte Edward Clifton mit gesenktem Blick. „Es ist sehr dringend. Bitte, halte mich nicht länger auf!“
    Er hatte es auf einmal furchtbar eilig, von ihr wegzukommen. Er wagte ihr auch gar nicht ins Gesicht zu blicken. Scheu drückte er sich an ihr vorbei. Er nahm Hut und Mantel vom Haken und polterte kurz nachher die Treppe hinunter. Er drehte sich nicht mehr um. Er hatte keinen Blick mehr für sie, die regungslos an der Tür lehnte und ihm nachschaute. Am Gehsteigrand parkte sein kleiner Wagen, den er eigentlich längst hätte verkaufen müssen. Er brachte kaum noch das Geld für das nötige Benzin auf. Auch wußte er nicht, wovon er die nächsten Steuern und Versicherungen zahlen sollte. Aber darüber machte er sich im Augenblick nicht viele Gedanken. Er streifte lauernd die Fenster der Nachbarwohnungen. Er sah neugierige Gesichter hinter den Gardinen. Sechs, sieben Augenpaare starrten ihm vorwurfsvoll nach. Edward Clifton hatte nur ein Achselzucken für diese Anteilnahme der Nachbarschaft übrig. Er wußte längst, wie man über ihn redete. Es war ihm egal. Die Verachtung dieser Spießbürger ließ ihn völlig kalt. Er startete den Motor und fuhr dann in raschem Tempo ab. Der schnelle Wagen ließ die belebten Viertel der Innenstadt hinter sich und bog in südwestliche Richtung ein. Hinter dem Richmond Park trat Edward Clifton auf die Bremse. Vor einem einsamen Haus an der Lambert Ave kam der Wagen zum Stehen. Edward Clifton stieg aus und spähte forschend .zu dem abseits gelegenen Gebäude hinüber. Bäume und dichtes Gebüsch versperrten die Sicht. Aber soviel konnte Edward Clifton doch erkennen, daß im Wohnzimmer Licht brannte. Na also, dachte er erleichtert. Sie ist noch zu Hause. Sie wird schon ungeduldig auf mich warten.
    Er durchquerte mit raschen Schritten den Garten und ging hastig auf das Hausportal zu. Über der Glocke hing ein kleines Messingschild mit dem Namen Hazel Playford. Dieser Name war für Edward Clifton der Inbegriff aller Köstlichkeiten, die das Leben zu bieten hatte. Er mußte nicht lange warten. Hazel Playford hatte seine Schritte gehört. Sie öffnete ihm lächelnd die Tür. Der seidene Hausmantel, den sie trug, brachte ihre verführerische Gestalt wirkungsvoll zur Geltung. Das hübsche Gesicht war unauffällig geschminkt und mit allen natürlichen Reizen ausgestattet. Das kastanienbraune Haar schimmerte in warmen Farbtönen. Der rote Mund war halbgeöffnet, als wollte er zärtliche Küsse fordern oder verschenken.
    „Komm!“, sagte sie leise. „Ich habe dich eigentlich schon früher erwartet. Wo warst du denn so lange?“
    Was sollte Edward Clifton darauf antworten? Sollte er ihr erzählen, daß er den ganzen Tag kreuz und quer durch London gelaufen war, um hinter einer neuen Stellung herzujagen? Oder sollte er ihr von seiner Frau berichten, die an einem schweren Kummer litt und die er hier schamlos betrog? Edward Clifton verscheuchte krampfhaft diese beklemmenden Gedanken. Er war nicht hierher gekommen, um sich mit Selbstvorwürfen au quälen. Er wollte die Stunden genießen, die er dem Schicksal stahl. Er war sicher, daß er in den Armen Ha- zel Playfords alle Sorgen vergessen würde. Er trat hinter ihr in das Wohnzimmer ein
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