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Achtmal kam der Tod Kommissar Morry

Achtmal kam der Tod Kommissar Morry

Titel: Achtmal kam der Tod Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Ihnen hier alle Räume eingezeichnet. Der Tresor steht im Laboratorium. Sie können nicht irre gehen.“
    „Sonst noch etwas?“, fragte Tom Hawley gespannt.
    „Ja“, schnaufte Edward Clifton erregt. „Seien Sie vorsichtig. Die Kapseln enthalten eine Flüssigkeit, die als Grundelement für einen neuen Raketentriebsatz bestimmt ist. Die Kapseln sind wohl aus starkwandigem Glas verfertigt, aber . . .“
    „Aber?“, fragte Jeff Frewin mißtrauisch.
    „Sie müssen sie trotzdem wie rohe Eier behandeln. Die darin befindliche Flüssigkeit hat die Eigenschaft, im freien Raum leicht zu verdampfen. Diese Dämpfe sind hoch explosiv und äußerst giftig. Es könnte Ihnen also kein größeres Unglück passieren, als wenn Sie eine von diesen Kapseln zerbrechen würden. Dazu müßten Sie allerdings Gewalt anwenden. Ich glaube nicht, daß Sie das tun werden.“
    „No“, grinste Tom Hawley. „Wir werden uns hüten, Sir. Gibt es sonst noch etwas Wichtiges zu sagen?“
    „Beeilen Sie sich“, keuchte Edward Clifton aufgeregt. „Sehen Sie zu, daß Sie vor Mitternacht zurück sind. So lange bin ich hier allein im Haus. Und noch etwas: Sie können meinen Wagen nehmen. Er steht draußen vor dem Gartentor. Hier sind die Schlüssel.“
    Er brachte die beiden Burschen persönlich bis vor das Haus und kehrte dann auf schnellstem Wege in das Haus zurück. Er zog sich einen Sessel an das Fenster und starrte hinaus in die Nacht. Er hörte den Motor des Wagens aufbrummen und sah die roten Lichter in der Dunkelheit verschwinden. Jetzt hieß es warten. Eine oder zwei Stunden lang warten. Er wußte jetzt schon, daß jede Minute eine höllische Qual für ihn werden würde. So war es denn auch. Seine Nerven verzehrten sich in fiebernder Ungeduld. Er konnte keinen Augenblick ruhig auf seinem Platz sitzen. Wie ein Irrer wanderte er durch alle Räume. Von einem Zimmer ins andere. Immer hin und her, wie ein gefangenes Tier. Jetzt werden sie den Park Hill in Clapham bereits erreicht haben, grübelte er verbissen. Jetzt werden sie wahrscheinlich in das Haus Leslie Carrons eindringen. Hoffentlich haben sie Glück. Wenn ihnen etwas passieren würde, käme auch ich unter die Räder. Dann wäre alles zu Ende. Er nahm wieder seine ruhelose Wanderung auf. Dabei schielte er unablässig auf die große Standuhr. Er zählte jede Sekunde, jede Minute. Aber die Zeiger wollten sich nicht von der Stelle bewegen. Es sollte überhaupt die längste Nacht werden, die Edward Clifton je erlebt hatte. Inzwischen waren Tom Hawley und Jeff Frewin wohlbehalten am Park Hill in Clapham angekommen. Sie stellten den Wagen in einer dunklen Seitengasse ab und pirschten sich dann unauffällig an das einstöckige Haus des bekanntem Ingenieurs heran. Das graue Gebäude lag dunkel, wie Edward Clifton vorhergesagt hatte. Die Fenster gähnten finster in die Nacht. Nirgends ein Lichtschein.
    „Los!“, zischte Tom Hawley ungeduldig. „Wollen uns hier nicht länger aufhalten als unbedingt nötig. Schlage vor, daß wir durch ein Fenster der Hinterfront einsteigen.“
    Sie kletterten über die Gartenmauer, überquerten den Rasen und schlichen an die Rückfront des Hauses heran. Tom Hawley musterte hastig die Fenster.
    „Dieses hier paßt am besten“, raunte er. „Nach unserer Skizze müssen wir dann direkt auf die Treppe stoßen.“
    Sie traten ganz dicht an die Hausmauer heran. Im .gleichen Augenblick zuckten sie verstört zusammen. Unter ihren Schuhen knirschten Glassplitter. Und schon in der nächsten Sekunde entdeckten sie das zerbrochene Fenster über ihren Köpfen. Die Scheibe war kunstgerecht eingeschlagen worden. Die Fensterflügel bewegten sich leise im Nachtwind.
    „Da stimmt doch etwas nicht“, würgte Tom Hawley heiser hervor. „Habe das verdammte Gefühl, als sei uns jemand zuvorgekommen. He, was meinst du?“
    „Sieht fast so aus“, flüsterte Jeff Frewin nervös. „Was nun? Wenn wir einsteigen, kann es uns passieren, daß wir ein paar fremde Gesichter zu sehen bekommen.“
    Tom Hawley war der gleichen Ansicht. „Horch“, raunte er.
    „Hörst du nichts?“
    Sie lauschten durch das halboffene Fenster in das stille Haus hinein. Zwei, dreimal glaubten sie ein leises Ächzen zu vernehmen. Aber das brauchte noch nichts zu besagen. Vielleicht bewegte sich eine Tür im Zugwind hin und her. Vier, fünf Minuten lang standen sie regungslos an der Hauswand. Sie hörten nichts mehr. Im Haus blieb alles still.  
    „All right“, entschied Tom Haw.ley schließlich.
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