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105 - Atoll des Schreckens

105 - Atoll des Schreckens

Titel: 105 - Atoll des Schreckens
Autoren: Larry Brent
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Als
Gilbert Maron in dieser Nacht seinen letzten Gast vor seinem Haus
verabschiedete, konnte er nicht ahnen, daß es tatsächlich für alle Zeiten der
allerletzte sein würde.
    Der
grauhaarige Wissenschaftler blickte dem beleuchteten Fahrzeug nach, wie es in
einer engen Kurve verschwand.
    Das
Haus lag einsam auf einer Felsenklippe am Mittelmeer. Schwarz wie Tinte war die
endlose See. Ein frischer Wind wehte dem Franzosen ins Gesicht.
    Gilbert
Maron verschloß das Tor und kehrte in das nun stille Haus zurück, in dem er
allein lebte.
    Schwer
klappte die Tür ins Schloß. Er legte den Riegel vor und prüfte, ob alle Fenster
verschlossen waren. Plötzlich ging das Licht aus - wahrscheinlich ein
Kurzschluß.
    Gilbert
tastete sich durch das Dunkel. Im großen Eßzimmer gab es einen Kamin und eine
Glaswand über die ganze Front. Von hier aus konnte man die Terrasse und das
Meer überblicken.
    „Guten
Abend, Professor Maron“, sagte da eine Stimme aus der Dunkelheit.
    Der
Professor erstarrte.
    Diese
Stimme! Das konnte nicht sein. Sein ganzes Leben lang hatte er sie nicht
vergessen können.
    Die
Vergangenheit holte ihn ein.
    Vor
sich sah er schemenhaft die Umrisse einer Gestalt. Gilbert Marons Augen
weiteten sich und er war außerstande, ein Wort über seine Lippen zu bringen.
Lediglich ein unartikuliertes Gurgeln brach aus der Tiefe seiner Kehle.
    „Ja,
ich bin's, Professor.“
    „A-r-m-a-n-d?“
     
    ●
     
    „Ja.“
Armand Roussy war seit zwanzig Jahren tot.
    Narrte
ihn eine Halluzination? Waren das Anzeichen eines beginnenden Wahnsinns? War
sein Unterbewußtsein mit der schrecklichen Tat, die er begangen hatte, niemals
fertig geworden?
    Wie
Blitze lebten die unheimlichen Szenen vor seinem geistigen Auge wieder auf.
    Eine
Versuchsstation… ein kleiner, tief unter der Erde liegender Betonbunker…
schmale Schlitze mit einem Spezialglas ermöglichten einen Blick über eine
kahle, zerklüftet aussehende Landschaft…
    Die
Bilder kamen und gingen in rascher Folge.
    Das
Zentrum, wo die Bombe gezündet werden sollte. Direkt auf dem Erdboden. Der
Bezirk war abgesperrt. Ein strahlend blauer Himmel spannte sich über das
Versuchs-Atoll. Die winzige Vulkaninsel war überwachsen von Korallenbauten. Ein
öder Fleck inmitten des Pazifischen Ozeans.
    Gilbert
Maron preßte die Augen zusammen. Die Bilder, die aus seiner Erinnerung
aufstiegen, wurden farbiger, intensiver.
    Eine
Bodenmulde. Dort lag die Bombe - mit einem Knopfdruck auszulösen. Dann Nacht.
Die letzten Stunden vor dem großen Versuch, der neue Erkenntnisse bringen
sollte zur Entwicklung noch besserer, noch furchtbarerer Waffen. Eine
letzte Inspektion. Niemand wußte davon. Nur
Gilbert Maron, Atomphysiker aus Paris, und sein um zehn Jahre jüngerer
Meisterschüler Armand Roussy. Der sah aus wie
ein junger normannischer Held, mit breiter Brust,
athletischem Körperbau, einem markant ausgebildeten Gesicht.
    Armand
lachte und Gilbert Maron dachte: Dieses sinnliche Maul, ich kann es nicht mehr
sehen.
    Groß
erschien das Gesicht vor ihm.
    Ein
neues Bild.
    Armand
Roussy taumelte, schlug die Hände vor das Gesicht. Aber es war zu spät für eine
Abwehrbewegung. Das Betäubungsgas traf ihn voll und er stürzte. Feuerrote
Wolken quollen auf. Ein alles vernichtender Blitz, der den Himmel in zwei
Hälften zu teilen schien. Gilbert Maron hockte im Bunker. Eine Technikergruppe
beobachtete die Instrumente und Aufzeichnungsgeräte.
    Niemand
vermißte Armand Roussy. Ein fingierter Telefonanruf. Professor Maron hatte ihn
entgegengenommen. Mit einem Wasserflugzeug, der einzigen Verbindung mit den
bewohnten Inseln, wurde Roussy noch in der Nacht abgeholt.
    Von
diesem Tag an wurde er nie wieder gesehen.
    Niemand
wußte, daß sein Körper in der Flammenhölle entfesselter Atome eliminiert worden
war.
    Niemand
kam auf die Idee, daß Professor Gilbert Maron ein Mörder war.
    Ein
ehrenwerter Mann wie er - ein grausamer Verbrecher? Das paßte nicht zusammen.
Außerdem hatte er überhaupt kein Motiv.
    Aber
es gab eines. Doch dies kannte nur Gilbert Maron.
     
    ●
     
    Zwanzig
Jahre lag dies zurück.
    Alle
Welt nahm damals eine raffinierte Entführung an, die nie aufgeklärt werden
konnte. Allmählich geriet Armand Roussy in Vergessenheit. Neue Sensationen
füllten die Spalten der Zeitungen.
    Die
Zeit war auf der Seite von Gilbert Maron. Er hatte alles längst verdrängt. Aber
nun kehrte die Vergangenheit auf eine Weise zurück, die ihn lähmte.
Sekundenlang flackerten die Bilder wie
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