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Ach, du faules Ei

Ach, du faules Ei

Titel: Ach, du faules Ei
Autoren: Harald Tonollo
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wenigstens einen Jogginganzug.«

     
    »Ach ja? Nun, mir ist es so lieber.«
    Prospera Rottentodd stieß die Beifahrertür des Leichenwagens auf und stieg mit einem breiten Lächeln auf den dunkelrot geschminkten Lippen aus. Sie trug ein langes schwarzes Abendkleid mit tiefem Ausschnitt.
    Alfons Krummbiegels Mund öffnete sich und seine Augen fielen ihm beinahe aus dem Kopf.
    »Möchtest du mir diesen gut aussehenden jungen Mann nicht vorstellen, meine süße Fledermaus?«, flötete Prospera ihrem Mann zu und deutete auf den übergewichtigen Campingplatzbesitzer.
    »Aber natürlich, meine kleine Dornenwarze, nur …«
    In diesem Augenblick kam ein Taxi den Kiesweg zum Campingplatz heruntergefahren. Und dahinter … ein weiteres Taxi.
    Alfons Krummbiegel war inzwischen zwar wach – dafür jedoch völlig verwirrt. So etwas hatte er noch nie erlebt. Seit wann wurden Camper mit dem Taxi vorgefahren?
    »Das sind die Kinder«, stellte Herr Rottentodd sachlich fest.
    »Und mein kleiner Cousin«, ergänzte Frau Rottentodd. »Und die Köchin.«
    »Kö…chin?«, stammelte Alfons Krummbiegel ungläubig.

Ärger, nichts als Ärger
     
    »Neinneinneinneinnein!« Alfons Krummbiegel war außer sich. »Ein
schwarzer
Wohnwagen – und dann noch voller Dellen! Wo gibt’s denn so was? Jedenfalls nicht auf meinem Campingplatz! Und dieser Leichenwagen …« Sein Doppelkinn reckte sich in Richtung der schwarzen Limousine. »Meine Gäste sollen im Urlaub doch nicht an den Tod denken!«
    »Hey, Sie da!« Der Fahrer des zweiten Taxis streckte seinen Kopf aus dem Fenster. »Diese Person hier will nicht aussteigen. Soll ich sie wieder mitnehmen?«
    Karla, die Köchin, saß auf der Rückbank des Taxis und schmollte. Sie hatte einen Blick auf den Campingplatz geworfen und sofort entschieden, dass sie eher kündigen würde, als in einer derart geschmacklosen Umgebung zu kochen.
    Polly lief auf das Taxi zu. »Karla, worauf wartest du?«, fragte sie, während sie die hintere Autotür öffnete.
    »In all die Hunderte von Jahren, wo ich kochen als gute Köchin – vielleicht sogar
sehr
gute Köchin – keine eine Mal ichmusste kochen an einem Ort wie solche dort!« Sie starrte mit grimmigem Blick aus dem Fenster.
    »Karla«, flehte Polly. »Nun komm schon! Tu es für mich! Und Pampe! Und Palme! Und Pit weiß ohne dich auch nicht, was er essen soll!«
    Karla stöhnte laut. »Ich schon lange hätte sollen machen Kündigung – einmal, zweimal, vielmal!« Schnaufend schälte sie sich aus dem Taxi, stemmte ihre dicken Fäuste in die breiten Hüften und sah sich mürrisch um.
    Alfons Krummbiegels Mund klappte erneut auf. Seine Augenbrauen schnellten in die Höhe. Er schien wie vom Blitz getroffen. »Wundervoll!«, entfuhr es ihm. Er räusperte sich und stürmte mit ausgestreckter Hand auf die Köchin zu. »Herz… herzlich willkommen! Herzlich … also willkommen auf meinem bescheidenen Camping…«

     
    Karla fuhr ihm barsch ins Wort. »Bescheiden! Das ist richtiges Wort für das hier. Bescheiden!«
    Polly schaute von Alfons Krummbiegel zu Karla und wieder zurück – und verstand sofort. »Wirkönnen uns dann also einen Platz aussuchen?«, fragte sie den Campingplatzbesitzer mit zuckersüßer Stimme.
    Dieser hatte aber nur Augen für Karla. »Äh, was? Jaja …«
    Johann und Johanna Schroff kamen seit zwanzig Jahren Sommer für Sommer auf den Campingplatz »Sonnenglück«. Sie waren ruhige und somit gern gesehene Stammgäste. An diesem Nachmittag sahen sie sich in ihrem funkelnden weißen Luxuswohnmobil einen alten Heimatfilm an und schwelgten in Jugenderinnerungen.
    Leider wurden sie immer wieder von klirrendem Zeltgestänge und Kinderstimmen gestört.
    Nachdem der Film zu Ende war, schaltete Johann Schroff den Fernseher aus. »Das waren noch Zeiten, was?«, sagte er zu seiner Frau.
    Diese nickte versonnen. »Da war die Welt noch in Ordnung! Apropos, ich schau mal eben nach, wer da draußen so einen Lärm veranstaltet.« Frau Schroff ging zur Wohnwagentür, öffnete sie …
    und fiel in eine Art Schockstarre.
    »Johanna?«, fragte ihr Mann.
    Als er keine Antwort von seiner Frau bekam, erhob er sich, um nachzusehen, was los war.
    »Ein Leichenwagen!«, schrie Herr Schroff Alfons Krummbiegel an. »Direkt neben uns!«
    Herr Krummbiegel atmete einmal tief durch und ließ sich in seinem Bürostuhl zurückfallen. »Ich weiß, ich weiß. Ich werde ihnen sagen, dass sie das Fahrzeug
vor
dem Campingplatz parken sollen.«
    »Und was ist mit dem schwarzen
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