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Abaton

Abaton

Titel: Abaton
Autoren: C Jeltsch
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sie an.
    „Ich bin sicher, Clint hat versagt“, sagte Greta ruhig. „Deshalb ist ihr Widerstand noch so stark. Er muss zuerst gebrochen werden“, sagte sie mit kalter Stimme. „Wirklich außergewöhnliche Menschen“, setzte sie hinzu. Und verlangte dann, dass Clint umgehend einbestellt werden solle.
    [ 1362 ]
    Edda, Linus und Simon waren wieder an der Stelle angekommen, wo der Flur zum Kellerausgang abzweigte. Vorsichtig lugten sie hinter der Ecke hervor. Sie sahen die dunkel gekleideten Wachmänner, die sich bedrohlich vor dem Ausgang aufgebaut hatten. Es gab kein Entkommen.
    „Was ist mit dem Trick, den dein Kumpel in Kambodscha angewandt hat?“, sagte Simon.
    Alle drei zitterten vor Aufregung und Erschöpfung. Einer der Wachmänner nahm einen Anruf entgegen.
    „Uns unsichtbar machen?“, fragte Linus ungläubig.
    „Versuchen wir’s“, sagte Edda. „Eine andere Chance haben wir nicht.“
    Sie reichten sich die Hände, schlossen die Augen. Öffneten sie zur gleichen Zeit wieder. Schauten sich an.
    „Kann mich nicht konzentrieren“, murmelte Linus und fuhr sich mit einer fahrigen Geste durch die Haare.
    „Das ist die Angst“, sagte Edda.
    Simon nickte. Aber Linus wusste, es steckte mehr dahinter. Er dachte an seine Eltern. Nach denen er ein Jahr lang gesucht hatte. Die blind an gene-sys glaubten. Und die er, wenn er jetzt verschwand, ihrem Schicksal überließ.
    Die beiden Freunde spürten Linus’ Kampf. In den Sirenenalarm mischte sich jetzt das Getrappel von Stiefeln. Söldnerstiefeln, wie Linus mit einem Schlag klar wurde.
    „Keine Angst mehr“, sagte er entschlossen.
    Sie holten tief Luft. Atmeten gemeinsam aus. Schlossen synchron die Augen. Tief und gleichmäßig ging ihr Atem und verschmolz, als wären sie eins.
    Als sie die Augen wieder öffneten, lag der Ausgang unbewacht vor ihnen.
    „Los!“, sagte Edda, und sie setzten sich in Bewegung.
    Die Wachmänner hatten sich abgewandt und schwatzten, ohne Notiz von ihnen zu nehmen.
    Als sie die Tür passierten, war es, als schauten die Wachmänner durch sie hindurch. Die drei konnten es nicht fassen, aber es schien zu klappen. Niemand nahm sie wahr. Das glaubten sie ...
    Sie traten hinaus. In die Nacht. In den Nebel, der sich nach dem Regen gebildet hatte. Sie begannen zu laufen. Immer schneller.
    [ 1363 ]
    Greta blickte auf den Bildschirm, auf dem sich die Punkte, die die beiden Sender markierten, im Lift auf und ab bewegten. Auf einem anderen Monitor sah man, wie die Kinder rennend das Gelände verließen.
    Greta drehte sich zu ihrem Computerbildschirm, über den sie mit dem Mann aus Boston verbunden war. Sie hatte sich wieder gefangen.
    „Ihr habt ihnen also keine Angst aufgespielt?“, fragte der Wissenschaftler aus Boston und klang ein wenig, als sei er erleichtert.
    „Nein. Noch nicht. Aber wir wissen jetzt, wie Level 17 zustande gekommen ist. Es ist das Resultat einer empathischen Verbindung zwischen den dreien.“
    „Du redest von Freundschaft?“, fragte der Mann aus Boston.
    Greta nickte. „Ja. Sie scheint das menschliche Potenzial der Kinder noch zu erhöhen. Das macht sie natürlich noch wertvoller, als ursprünglich angenommen ...“
    „Das heißt, du wirst sie nicht einfach gehen lassen?“
    „Wir müssen den Versuchsaufbau überarbeiten ... Sie haben noch nicht wirklich verstanden, dass sie Auserwählte sind. Aber das werden sie schon noch begreifen. Es ist noch lange nicht vorbei.“
    [ 1364 ]
    Linus versuchte, den Wagen zu starten, der in der feuchten Luft röchelte wie ein undichter Espressokocher.
    „Bitte, bitte spring endlich an!“ Edda knetete nervös die Hände. Warum musste ihnen ausgerechnet jetzt passieren, was sie so an den Filmen hasste, in denen den Guten auf der Flucht immer der Anlasser versagte! Nur damit der Zuschauer mitbibberte. „Scheißkarre!“ Edda schlug gegen die Seitentür. Der Motor sprang an und kurz darauf fraßen sich die Scheinwerfer durch den dichten weißen Nebel. Als Linus in der ersten Kurve das Steuer zu hastig herumriss, geriet der Wagen ins Schleudern. Linus war zu schnell gefahren. Edda schrie auf.
    Simon legte ihr von hinten die Hand auf die Schulter. Edda nahm sie und hielt sie an ihre Wange.
    Linus sah es nicht.
    „Wir müssen unsere Handys loswerden“, sagte er. „Wir dürfen jetzt auch keine Mails mehr schreiben, kein Facebook mehr, keine Telefonate. Nichts ...“
    „Lebendig begraben“, sagte Edda.
    „Nein, wir sind endlich frei“, sagte Simon.
    Sie bemerkten nicht die
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