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Abaton

Abaton

Titel: Abaton
Autoren: C Jeltsch
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haben sie nur mit Marie gemacht? Wer war diese Frau?“
    Simon nahm sie in den Arm ...
    [ 1354 ]
    Sie hatten Linus und seine Eltern in eine Art unterirdischen Wohntrakt gebracht. Mit einer herrlichen auf Bildschirmen erzeugten Aussicht, die an den Tag-Nacht-Rhythmus gekoppelt war. Hier lebten und arbeiteten die Wissenschaftler.
    Auf der Sitzgruppe in der Lounge nahmen Linus und seine Eltern Platz. Linus hatte den ganzen Weg hierher von seiner Zukunft berichtet. So wie er sie in dem Film gesehen hatte und er hoffte, dass sich der Stolz seiner Eltern auf ihren Sohn noch steigern würde. Aber sie blieben seltsam distanziert. Stattdessen begannen sie zu erzählen, wie es ihnen ergangen war. Vor allem aber dozierten sie wie eh und je begeistert über ihre Forschungen.
    Linus sah sie an, während sie redeten. Sie hatten sich nicht verändert. Er hörte ihnen kaum zu. Vielmehr wollte er herausbekommen, was er an seinem Vater und seiner Mutter so vermisst hatte. Linus versuchte, seinen Gefühlen nachzugehen und erschrak, als ihm klar wurde, dass er seine Gefühle nicht definieren konnte. War es möglich, dass man seine Freunde mehr vermisste als seine Eltern? Schon als er sich am Ende des Camps von Edda und Simon trennen musste, hatte er das Gefühl gehabt, es würde ihn zerreißen. Dann das unbeschreibliche Glück, sie wiederzufinden. Linus schaute seine Eltern an. Seine fanatische Suche nach ihnen erschien ihm plötzlich, als hätte er etwas reparieren wollen. So wie man ein defektes Radio reparierte. Ein paar Teile hatten gefehlt, doch jetzt funktionierte es wieder. Aber „funktionieren“ war ihm auf einmal zu wenig. Linus unterbrach seine Gedanken, als er hörte, wie seine Eltern einen Mann beschrieben, der dem Söldner ähnelte. Linus war alarmiert. Er hakte noch einmal nach und der Vater wiederholte die letzten Sätze.
    Als die Eltern zusammen mit den anderen Fahrgästen aus dem Tunnel geführt wurden, hatte sich ein Mann an sie herangemacht, bedroht und sie von den anderen getrennt.
    „Er wollte uns dort unten beseitigen“, sagte Linus’ Mutter. Doch sie waren ihm entkommen, indem sie in einen Tunnel flohen. In ihrer Not riefen sie gene-sys an, die kurz zuvor Kontakt mit ihnen aufgenommen und sie davor gewarnt hatten, den Termin mit M.O.T. Nanos wahrzunehmen. Sie hatten die Warnung in den Wind geschlagen.
    „Die Leute von gene-sys haben uns gerettet“, sagte der Vater. „Sie haben herausbekommen, dass man diesen Mann auf uns angesetzt hat. Die Chemie- und Saatgutlobby. Denn sie wussten, dass unsere Entdeckung ihr Bankrott ist.“
    „Deshalb dürfen wir nicht mehr an die Öffentlichkeit, verstehst du, Linus?“, sagte seine Mutter. „Deshalb mussten wir untertauchen. Vor allem auch, um dich zu schützen.“
    Linus war schon wieder in seine eigene Gedankenwelt zurückgekehrt. Er überlegte fieberhaft. Was seine Eltern da erzählten, war brisant. Er überlegte, ob er seinen Eltern verraten sollte, dass dieser Söldner seines Wissens für gene-sys arbeitete und nicht für Dr. Ono und die Saatgutindustrie. Das hatte Linus ja selbst herausgefunden. Oder war er diesem Dr. Ono auf den Leim gegangen? Linus verscheuchte den Gedanken. Er war sich sicher, dass der Söldner seine Eltern absichtlich in die Arme von gene-sys getrieben hatte. Plötzlich zweifelte Linus auch an dieser Greta und ihrem verlockenden Angebot.
    War das wirklich eine so glorreiche Zukunft, die ihnen verheißen wurde? War es wirklich das, was er vom Leben wollte? Sollte da nicht wieder eine Elite herangezüchtet werden, wie die Nazis es vorgehabt hatten? Mit dem Unterschied, dass es diesmal eine Elite der Gutmenschen sein sollte? Die im Namen der Entfaltung des menschlichen Potenzials die anderen bevormundete. Die sich wie jede Elite im Grunde für besser als die anderen hielt. Und was würde in der Realität aus den guten Gedanken werden? Man musste sich ja nur ansehen, was aus den Religionen geworden war …
    Auf einmal war Edda bei ihm. Nicht körperlich, aber in seinem Bewusstsein. Sie suchte ihn, das spürte er. Und sie hatte Angst. Angst um ihn. Und er wusste, dass sie allen Grund dazu hatte.
    Hier, Edda! Ich bin hier!, dachte Linus ganz fest. Edda!
    [ 1355 ]
    Edda lief voraus. In ihrer Trauer um Marie hatte sie Kontakt mit Linus aufgenommen und wusste nun, in welche Richtung sie gehen mussten.
    Eine Sirene ertönte.
    Sie sahen das eiserne Gitter, durch das sie eingedrungen waren. Noch stand es offen, noch konnten sie fliehen. Aber Edda und
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