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Abaton

Abaton

Titel: Abaton
Autoren: C Jeltsch
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wussten, dass es Greta war, in die Eingeweide Berlins hinabstieg ...
    Sprachlos saßen die Kinder da. Man hatte sie die ganze Zeit überwacht. Ihre Sorgen, ihre Verzweiflung, ihre Ängste. Der Kampf gegen Clint, der Kampf um ihr Leben ... War das nur Teil eines bösen Spiels gewesen? Ohnmächtig hockten sie in den Sesseln und fühlten sich unendlich betrogen. Um ihre wahren Gefühle, ihre Emotionen, die sie durchlebt hatten. Und alle drei spürten, wie eine unbändige Wut in ihnen aufstieg.
    Doch da geschah etwas noch sehr viel Verstörenderes. Auf dem riesigen Bildschirm vor ihnen wandelten sich ihre Gesichter. Sie morphten. Wurden älter. 20 wurden sie. 25. Dann 30. Und sie lachten von der Leinwand.
    Edda sah atemberaubend aus. Simon war athletisch geworden, hatte raspelkurze Haare. Bei Linus war der Haaransatz schon ein wenig zurückgegangen und er trug eine Brille. Doch wie die beiden anderen wirkte er ernsthaft, lebensfroh und reif. Und auf einmal sprachen die drei Erwachsenen zu den Jugendlichen, die sie einmal gewesen waren.
    Mit der charismatischen Ausstrahlung, die ein erfolgreiches und angstfreies Lebens mit sich bringt, strahlten sie in den kleinen Zuschauerraum und nahmen sie im wahrsten Sinne für sich ein.
    Ein Sprecher berichtete mit tiefer und sonorer Stimme, dass Edda, Linus und Simon die ersten Menschen waren, denen es gelungen war, die Angst vor der Angst zu überwinden. Sie hatten es geschafft, Angst als Bestandteil des Lebens zu akzeptieren. Und mehr noch, sie begannen, sie zu nutzen. Denn da sie die Angst nicht mehr fürchteten, konnten sie nun die vorher durch Angst versperrten Areale des Hirns in ihr Denken, in ihr Handeln integrieren. Es öffneten sich ihnen Felder unendlicher Möglichkeiten. Es war, als wären unzählig viele neue Kapazitäten freigeschaltet worden. Ihr volles menschliches Potenzial war realisiert. Sie konnten beginnen, andere Menschen damit zu inspirieren. Wie menschliche Antennen konnten sie im Guten Einfluss auf andere Menschen nehmen und ihnen helfen, ihre positiven Eigenschaften voll und ganz zu entwickeln.
    Den Kindern blieb der Atmen weg. Es war professionell animiertes digitales Material. Durch Musik und Schnitt perfekt emotional aufbereitet. Edda, Simon und Linus sahen sich selber zu, wie sie in 15 Jahren mit den bedeutendsten Menschen des 21. Jahrhunderts zusammentrafen. Wie man ihnen zuhörte. Sie spürten den Respekt, den man ihnen entgegenbrachte. Sie sahen sich im Gespräch mit Politikern führender Nationen, die in dem Moment, als Edda und die Jungs gerade zusahen, noch fast unbekannt waren. Sie sahen, dass sie zu Persönlichkeiten gereift waren, die sie beeindruckten. Und das waren sie selber.
    Der Film war so wahrhaftig, so nah an den Emotionen, den Träumen und unbewussten Wünschen der Kinder, dass sie nicht anders konnten, als sich tief in ihrem Innersten angesprochen zu fühlen. Zum ersten Mal begriffen die drei, welches Potenzial in ihnen steckte. Edda kämpfte mit den Tränen. Und auch Linus und Simon mussten schlucken.
    Die sonore Stimme erklärte, dass Edda, Simon und Linus die besten Lehrer und Coaches gehabt hatten. Sie lebten in coolen Appartements in Berlin, Manhattan und Tokio und São Paulo. Verdammt faszinierende und verführerische Aufnahmen waren das, von drei Menschen, deren Talent erkannt, ausgebildet und gefördert worden war. Sie hatten die Besten auf jedem aller Gebiete kennengelernt. Musiker, Sportler, Schauspieler, Schriftsteller.
    Doch es ging vor allem auch um Herzens- und Bewusstseinsbildung. Um das Erlernen des Besten aus den Erkenntnissen aller Kulturen. Frei und offen waren sie an alles Neue, Unbekannte herangegangen und hatten angenommen, was zu ihnen passte. Ohne Vorbehalte. Ohne Berührungsängste. Es ging um das Ende der Angst.
    Als das Licht wieder anging, war es vollkommen still. Irgendwann hatte Linus sein I-Phone hochgehalten und begonnen, den Film aufzunehmen. Jetzt schaltete er die Videofunktion aus und steckte es wieder ein.
    Sie fühlten sich wie erschlagen. Man hatte ihnen gerade alles geboten, was das Herz eines Teenagers begehrt. Freiheit. Selbstbestimmung. Respekt. Ein faszinierendes Leben. Es war möglich. Das war das Angebot. Sie schauten sich an. Es war zu schön, um wahr zu sein.
    Was sprach dagegen?
    „Wenn’s scheiße ist, klinken wir uns eben aus“, sagte Linus. „Aber hey, wer sich so was entgehen lässt, ist echt ein Idiot!“ Linus schien glücklich. Doch. Das war jetzt ein Moment, den er als
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