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Abaton

Abaton

Titel: Abaton
Autoren: C Jeltsch
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Chance, alles zu erklären“, bat Linus’ Mutter.
    „Was seid ihr nur für Eltern?“ Linus schüttelte den Kopf. Die Kälte seines Herzens bestimmte jetzt sein Reden.
    Er und Simon standen nun Seite an Seite. Edda stellte sich zu ihnen. Es tat jedem gut, die beiden anderen neben sich zu spüren.
    Linus deutete auf die ältere Frau, die regungslos das Wortgefecht verfolgt hatte. „Wer ist das überhaupt?“
    „Hör ihr doch zu, bitte“, sagte seine Mutter mit sanfter Stimme. „Dann wirst du alles verstehen.“
    Argwöhnisch sahen die drei die Frau mit den Beinschienen an, die vor ihnen stand. In aller Ruhe hatte sie abgewartet, lächelte einnehmend und ergriff jetzt das Wort.
    „Ich bin Dr. Greta von Kyber. Ich habe gene-sys mit aufgebaut und leite die Forschungsabteilung. Seit über 40 Jahren. Genau so lange haben wir auf euch gewartet. Über 40 Jahre waren wir voller Hoffnung, euch eines Tages zu finden. Euch zu begegnen.“
    „Ein Bullshit ist das!“, rief Linus erbost. „Schwachsinn! Genau wie der Schwachsinn, den Sie mir vom Großen Furioso erzählt haben. Wir wurden erst vor knapp 15 Jahren geboren!“
    Greta lächelte.
    „Und trotzdem kenne ich euch schon so lange. Ich habe auf euch gewartet. Weil ich wusste, dass ihr eines Tages erscheinen würdet. Und wenn ich es könnte“, sie deutete auf ihre geschienten Beine, „würde ich mich jetzt vor euch verneigen.“
    Mit einem Mal waren die drei unsicher. Die Frau redete so ehrlich, so überzeugend, ganz ohne jeden Zweifel und Zynismus. Mit einer so warmen, klaren und angenehmen Stimme.
    „Ihr seid etwas ganz Besonderes. Ihr seid der Beginn einer neuen Generation. Ihr könnt es sein. Wenn ihr euch dazu entschließt. Die Begründer einer neuen Welt. Einer guten Welt. Und ich hoffe, wir können euch dafür begeistern.“
    „Also doch ’ne Sekte“, sagte Edda und wandte sich ab.
    „Nein“, erwiderte Greta ruhig und gelassen. „Wir sind keine Sekte. Wir sind Wissenschaftler. Die Gründung von gene-sys geht auf den Forscher Carl Bernikoff zurück.“ Sie lächelte, überließ sich einen Moment lang der Erinnerung. „Sein Name ist euch schon begegnet, nicht wahr? Eines der wenigen wahren Genies des letzten Jahrtausends. Nur durfte er es in einer Zeit, die zu Krieg und Vernichtung führte, nie zeigen. Er wollte, dass die Menschen aus der Tragödie lernen. Dass sie sich besinnen, auf all das Gute, das ihnen innewohnt. Auf das Außergewöhnliche.“ Sie machte eine Pause, dann fuhr sie fort. „Ihr habt es zum Teil schon selbst entdeckt, nehme ich an.“ Sie sah von einem zum anderen. Lächelte sanft, als hänge sie einer schönen Erinnerung nach. „Ist es nicht faszinierend zu kommunizieren, ohne zu sprechen?“
    Woher wusste sie das? Edda hakte nach. Sie wollte wissen, ob das Camp nur dazu diente, geeignete Kinder zu finden. Greta nickte.
    „Es geht uns um ungefilterte, utopische, von Vernunft befreite Ideen für die Zukunft. Und die können nur Kinder und Jugendliche haben.“
    „Und die anderen Kinder im Camp? Was ist mit ihnen hier in der Disco geschehen?“, wollte Edda wissen.
    „Nichts.“ Greta lächelte. „Sie hatten einen wunderbaren Abend.“
    „Was ist mit diesen Frequenzen und all dem Zeug? Die sind rumgelaufen wie Zombies!“
    „Sie werden alle von der Erfahrung profitieren, befreundet bleiben und sich den Aufgaben stellen, die das Leben ihnen bestimmt hat ...“
    Die Kinder starrten sich an.
    „... wir wollen das Beste in jedem von euch, in jedem der anderen Kinder zur vollen Entfaltung bringen. Nichts anderes ist unser Ziel. Ihr werdet staunen, was alles in euch steckt!“ Greta klang so begeistert von dem, was sie sagte, dass es Edda schwerfiel, ihr nicht zu glauben.
    „Ihr habt in den Tagen seit dem Camp viele Erfahrungen gemacht“, sagte Greta dann ernst. „Erfahrungen, die euch, aber auch uns überrascht haben. Nie zuvor hatten wir Kinder oder Jugendliche in den Camps, die ein solches Potenzial hatten wie ihr. Darum geht es gene-sys . Um euer Potenzial. Und was deine Eltern betrifft, Linus ... Sie haben bei uns die Möglichkeit erhalten, das ganze Potenzial ihrer Forschung auszuschöpfen.
Ohne dass ein Großkonzern es verhindern könnte. Und die Ergebnisse dieser Forschung – die Entschlüsselung des Urzeitcodes der Pflanzen – lassen darauf hoffen, dass wir damit einen Weg gefunden haben, das Problem des Hungers in der Welt zu lösen. Mehr Ertrag ohne Düngemittel, ohne Pestizide. Keine Abhängigkeit mehr von
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