Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blutige Erde Thriller

Titel: Blutige Erde Thriller
Autoren: Kyle Mills
Vom Netzwerk:
PROLOG
    Nachdem vier Stunden lang nichts als zerfurchte Erde, militärische Straßensperren und stinkendes, schlammiges Sumpfland an ihm vorübergezogen waren, hatte sich die Landschaft um Dan Ordman völlig verwandelt. Die zerklüfteten, grasbedeckten Hügel, die bisher seine Welt geprägt hatten, waren dichtem Dschungel gewichen, der sich in sanften Wellen bis zum rötlichen Horizont zog. Obwohl er seit fast einem Jahr in Afrika lebte, war dies das erste Mal, dass er den Regenwald sah, die dunstige Fäulnis roch und Affen und Vögel hörte, ohne sie irgendwo entdecken zu können. Irgendetwas daran machte ihn nervös. Wahrscheinlich war es die Tatsache, dass er sich bisher nie mehr als zwanzig Meilen von der bequemen Exilgemeinschaft entfernt hatte, die ihn wie eine schützende Hülle umgeben hatte. Aber vielleicht lag dem Gefühl auch etwas viel Ursprünglicheres zugrunde.
    »Die Dunkelheit wird uns noch einholen.«
    Gideon manövrierte den Land Cruiser um einen Baum, der plötzlich mitten auf der Straße aufgetaucht war, und warf Dan einen Blick zu. Genauer gesagt, er wandte seine verspiegelte Sonnenbrille kurz in Dans Richtung. Gideon kommunizierte mit anderen Menschen nicht in der allgemein üblichen Bedeutung des Wortes. Es war immer eine merkwürdig einseitige Angelegenheit - es ging darum, was er einen wissen lassen wollte; was er gewillt war, für einen zu tun; wozu er Zeit hatte. Was ihn interessierte.
    Als sie sich das erste Mal trafen, hatte der Afrikaner auf
Dan eher wie die Skulptur eines Amateurkünstlers gewirkt und nicht so sehr wie ein Geschöpf Gottes oder das Ergebnis der Evolution: Er war ein wenig zu groß, seine Muskeln traten etwas zu deutlich hervor, und er hatte ein schlaffes Gesicht mit leeren Augen. Nicht der freundliche Mann, die fähige rechte Hand, die sich Dan auf dem weitläufigen Anwesen seiner Eltern an der Küste vorgestellt hatte. Aber er war hierhergekommen, um zu lernen, und seine erste Lektion hatte darin bestanden, dass die Realität nur selten an die Fantasie heranreicht. Im Leben ging es darum, herauszufinden, wie man diese Lücke überbrücken konnte.
    »Es ist nicht weit«, wiederholte Gideon wahrscheinlich zum zehnten Mal. »Und nachts ist es kühler.« Etwas regte sich hinter ihnen, und Dan drehte sich um, um nach den vier jungen Leuten zu sehen, die sich auf der Rückbank des Wagens drängten. Der Jüngste war etwa zwölf, und sein von unregelmäßiger Nahrungsaufnahme gezeichneter Körper wirkte winzig im Vergleich zu dem russischen Maschinengewehr, das er zwischen seine Knie geklemmt hatte. Alle waren ähnlich angezogen: Sie trugen schmutzige Jeans und zerschlissene T-Shirts, deren Aufdrucke Bilder aus einer anderen Welt zeigten und bei den Teenagern hier sehr beliebt waren. Zeichentrickfiguren tollten herum, Sportmannschaften ferner Orte konkurrierten miteinander, britische Bands sangen ihre Schnulzen. Auf einem stand: »Wenn das doch nur mein Gehirn wäre«. Die Platzierung des Schriftzugs deutete darauf hin, dass das T-Shirt eigentlich für eine gut ausgestattete Frau gedacht war.
    Dan drehte sich wieder nach vorn und spürte, wie ihm das Adrenalin durch die Adern schoss, als die Sonne auf den Horizont traf. Nachts kamen die bösen Geister. Wenigstens hatte man ihm das gesagt, und er hatte keinen
Grund, diese Behauptung anzuzweifeln. Afrika veränderte sich nach Sonnenuntergang. Das übliche Chaos und die allgegenwärtigen Missstände wurden gefährlich, bösartig. War es nicht in Afrika gewesen, wo der Mensch seine Furcht vor der Dunkelheit entwickelte?
    Gideon riss das Steuer nach rechts, trat mit aller Wucht auf die Bremse und kam schlingernd zum Stehen - ein typisches Manöver in diesem Teil der Welt. Hinter dem Steuer verhielten sich die Afrikaner stets, als ginge es um einen äußerst verzweifelten Notfall. Wenn sie nicht hinter dem Steuer saßen, verhielten sie sich, als gäbe es dergleichen gar nicht.
    »Was? Erzähl mir jetzt nicht, dass es das ist«, sagte Dan.
    Gideon nickte und stieg, gefolgt von den gut bewaffneten Kindern auf der Rückbank, aus dem Wagen. Zuvor hatten sie geschwiegen, doch nun plapperten sie aufgeregt in ihrer Muttersprache, die für Dan noch immer genauso unverständlich war wie am Tag seiner Ankunft. Anstatt auszuschwärmen und nach Rebellen Ausschau zu halten, was offiziell ihre Aufgabe war, hielten sie sich in der Nähe des Wagens auf und fummelten an ihren Waffen herum.
    Dan schlug mit der Faust gegen die widerspenstige Tür und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher