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Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Titel: Abaddons Tor: Roman (German Edition)
Autoren: James S. A. Corey
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Maos Schwester, die Vorgesetzte ihrer Crew auf der Cerisier , das Instrument für die Rache ihres Vaters. Jetzt war sie niemand mehr. Sie war ein Stück Gepäck auf dem Schiff ihres alten Feindes und reiste von einem Gefängnis in ein anderes. Sie hatte nicht einmal etwas dagegen. Das letzte Mal hatte sie sich vermutlich in der Fruchtblase so namenlos gefühlt.
    »Worin besteht denn das Problem?«
    »Hm?«
    »Sie sagten, ich hätte ganz schön zugelangt. Wo liegt jetzt das Problem?«
    »Die Luke zwischen der Werkstatt und dem Raum hier klemmt, seit Sie sie verbeult haben. Sie hängt halb geöffnet fest.«
    »Haben Sie den Rückstellarm überprüft?«
    Amos drehte sich mit gerunzelter Stirn zu ihr um. Sie zuckte mit den Achseln.
    »Manchmal schwankt die Leistung der Schieber, wenn sie kurz vor dem Versagen stehen. Auf der Reise hierher haben wir vier oder fünf davon ausgetauscht.«
    »Wirklich?«
    »War nur so ein Gedanke«, sagte sie und fuhr gleich darauf fort: »Die werden mich töten, wenn Sie mich auf Luna absetzen, oder?«
    »Ja, wenn Sie Glück haben. Bei der UN gibt es noch die Todesstrafe, aber sie wird nicht mehr oft verhängt. Ich nehme an, Sie werden den Rest Ihres Lebens in einer winzigen Zelle verbringen. Wenn ich es wäre, würde ich der Kugel den Vorzug geben.«
    »Wie lange dauert es, bis wir dort eintreffen?«
    »Etwa fünf Wochen.«
    Sie schwiegen eine Weile.
    »Ich werde dieses Schiff vermissen«, sagte sie.
    Amos zuckte mit den Achseln.
    »Der Stellarm, ja? Es lohnt sich bestimmt, das zu überprüfen. Wollen Sie mir helfen, die Sache zu untersuchen?«
    »Kann ich nicht.« Sie deutete auf die Beinfessel.
    »Verdammt, das Ding kann ich umprogrammieren, damit Sie wenigstens bis in die Werkstatt kommen. Wir nehmen einen Werkzeuggürtel für Sie mit, Mädchen, und dann knacken wir das Ding.«
    Eine Stunde später strich sie mit der Hand über den Türrahmen und suchte nach den Schweißnähten. Das war ich, dachte sie. Ich habe das zerstört.
    »Was denken Sie, Mädchen?«, fragte Amos hinter ihr.
    »Es tut gut, mal was zu reparieren«, entgegnete sie.

EPILOG     Anna
    Anna saß auf dem Aussichtsdeck der Thomas Prince und betrachtete die Sterne.
    Der Raum hatte eine kuppelförmige Decke, auf der hochauflösende Bildschirme eine Rundumsicht des Weltraums darstellten. Wenn Anna daruntersaß, hatte sie das Gefühl, auf einer Parkbank durch das All zu fliegen. Es war ihr Lieblingsplatz im Schiff. Hier leuchteten die Sterne ruhig in ihren natürlichen Farben, denn es gab keine Atmosphäre, in der sie blinzeln konnten. Anna fühlte sich ihnen sehr nahe, als könnte sie hinausgreifen und sie berühren.
    Ihr Handterminal erinnerte sie mit einem Piepsen daran, dass sie mitten in der Aufzeichnung einer Videobotschaft innegehalten hatte. Sie löschte die Zeit, die sie stumm die Sterne betrachtet hatte, und begann noch einmal von vorne.
    »Der Brief des Bischofs, der die Konferenz leiten wird, hat sich als Bitte um ein förmliches Treffen entpuppt. Anscheinend haben sich mehrere Leute über mich beschwert, wahrscheinlich auch Ashford. Er steckt bis zum Hals in eigenen juristischen Problemen mit der AAP und hat immer noch Zeit, anderen Leuten Ärger zu bereiten. Aber mach dir deshalb keine Sorgen. Sie werden mir Fragen stellen, ich werde antworten, und ich habe ziemlich gute Gründe für alles, was ich getan habe. Mir haben viele Leute, mit denen ich in der Flotte zusammengearbeitet habe, ihre Hilfe angeboten. Wahrscheinlich brauche ich sie nicht einmal. Da wir gerade dabei sind, ich habe meine Freundin Tilly Fagan eingeladen, uns in Moskau zu besuchen. Sie ist ruppig, verrückt und benimmt sich dauernd daneben. Du wirst sie lieben. Sie kann es gar nicht erwarten, Nami zu sehen.«
    Anna hielt inne und hängte ein Foto, das sie von Tilly gemacht hatte, an die Botschaft. Tilly blickte mit zusammengekniffenen Augen in die Kamera und war nur Sekunden davor, ihr zu sagen: »Nimm das verdammte Ding von meiner Nase weg.« In einer Hand hielt sie eine Zigarette, mit der anderen zielte sie anklagend auf das Objektiv. Es war nicht das schönste Foto von Tilly, das sie hatte, aber es traf die Frau am besten.
    »Da ich gerade Nami erwähnt habe – ich danke dir sehr für die Videos, die du geschickt hast. Ich kann gar nicht glauben, wie groß sie geworden ist. Und sie krabbelt bei voller Schwerkraft umher, als wäre sie dort geboren. Im Handumdrehen wird sie auch wieder laufen. Danke, dass du sie nach Hause gebracht hast.
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