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Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Titel: Abaddons Tor: Roman (German Edition)
Autoren: James S. A. Corey
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Rolle. Aber wenn Sie den Navigationscomputer der Rosinante auf ein Ziel einstellen und eine Sekunde später tot umfallen, kann die Rosinante dann beschließen, es sei nicht mehr wichtig, und einfach nicht hinfliegen?«
    »Nein.« Holden verstand es und empfand ein Mitgefühl für diese Miller-Konstruktion, das er nicht in sich zu finden erwartet hätte.
    »Wir sollten uns mit dem Netzwerk verbinden, und das versuchen wir jetzt. Dabei ist es ganz egal, ob das Netzwerk verschwunden ist. Was von der Venus aufstieg, ist dumm, Junge. Es kann nur eine einzige Sache tun. Es kann auch keine Nachforschungen anstellen. Das kann ich, und es hatte mich. Also werde ich Nachforschungen anstellen, auch wenn keine einzige Antwort in diesem Universum irgendetwas zu bedeuten hat.«
    »Verstehe«, sagte Holden. »Viel Glück, Miller. Ich …«
    »Ich sagte, ich bin noch nicht mit Ihnen fertig.«
    Holden wich einen Schritt zurück. Auf einmal hatte er große Angst, weil er nicht wusste, wohin sich das alles entwickeln würde. »Was soll das heißen?«
    »Junge, das bedeutet, dass ich eine Mitfahrgelegenheit brauche.«
    Holden schwebte schwerelos im Raumanzug in völliger Finsternis. Menschen schrien. Ein Schuss fiel, dann folgte Stille, dann ein elektrisches Knistern und ein Stöhnen.
    »Aufhören!«, rief jemand. Holden kannte die Stimme nicht. »Hört alle zu schießen auf!«
    Da es jemand sagte, dessen Stimme Autorität ausstrahlte, gehorchten die Menschen. Holden fummelte an der Steuerung am Handgelenk herum und schaltete die Lampe des Anzugs ein. Die anderen Mitglieder seines Teams folgten sofort seinem Beispiel. Corin und Cass waren unverletzt. Holden fragte sich, wie lange sein Ausflug in die Simulation in der realen Zeit gedauert hatte.
    »Ich bin Hector Cortez«, verkündete die Stimme, die den anderen Einhalt geboten hatte. »Was ist da draußen passiert? Weiß das jemand?«
    »Es ist vorbei«, rief Holden zurück. Er entspannte sich und trieb wie ein Toter im Korridor. Er war so müde, dass er beinahe an Ort und Stelle eingeschlafen wäre. »Es ist vorbei. Ihr könnt alles wieder hochfahren.«
    Auf der Brücke wurde es hell, als die Leute Handterminals zückten oder Taschenlampen einschalteten.
    »Rufen Sie Ruiz«, sagte Cortez. »Sie soll ein Team heraufschicken, um das in Ordnung zu bringen, was Clarissa getan hat. Wir müssen das Schiff wieder mit Strom versorgen. In der Walze geraten die Leute vermutlich schon in Panik. Und schicken Sie Sanitäter herauf.«
    Holden fragte sich, wo Ashford war und warum dieser Cortez das Sagen hatte. Doch er sagte die richtigen Dinge, also ließ Holden ihn gewähren. Er schob sich weiter zur Brücke, um zu helfen, wo er konnte, beließ jedoch eine Hand in der Nähe seiner Pistole. Cass löste Naomi bei Juarez ab, deshalb war Naomi nun frei und konnte sich um die Reparaturen kümmern.
    Clarissa, die ehemalige Melba, schwebte neben einer offenen Zugangsluke. Aus einer Schussverletzung sickerte Blut. Cortez presste gerade einen Verband darauf. Ashford trieb auf der anderen Seite des Raumes, seine Miene war schlaff, einige Muskeln zuckten noch. Holden fragte sich, ob der Kapitän tot war. Es war ihm egal.
    »Naomi, rufe das Sendestudio und frag sie, ob sie funktionierende Coms haben. Finde heraus, was aus Anna, Monica und Amos geworden ist. Dann rufst du die Rosinante . Ich will so schnell wie möglich hier weg.«
    Sie nickte und stellte die Verbindungen her.
    »Wird sie überleben?«, fragte Holden den weißhaarigen Mann, der Melba versorgte.
    »Ich glaube schon«, antwortete er. »Sie hat das getan.« Seine Geste bezog sich wohl auf die Dunkelheit und den Stromausfall.
    »Oh«, machte Holden. »Ein Glück, dass wir sie nicht in den Weltraum gejagt haben.«

53    Clarissa
    Sie erwachte schrittweise und bemerkte zunächst ihr Unbehagen, ehe sie registrierte, dass sie verletzt war. Sie spürte, dass etwas nicht stimmte, ehe sie einen klaren Gedanken fassen und einen Bezugsrahmen herstellen konnte, um die wirren Eindrücke und Gefühle einzuordnen. Selbst als das abstrakte Denkvermögen erwachte und sie ihren Namen und ihren Aufenthaltsort wusste, herrschte der Eindruck vor, dass sie nicht mehr die Alte war. Dass irgendetwas grundsätzlich falsch war.
    Der Raum war schmutzig und ein paar Grad zu warm. Sie lag in einem schmalen, nach Schweiß riechenden Bett, über ihr hing eine Infusionsflasche. Sie brauchte eine ganze Weile, um die Bedeutung dieser Wahrnehmung zu erkennen. Der Beutel hing
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