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Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Titel: Abaddons Tor: Roman (German Edition)
Autoren: James S. A. Corey
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Körpers, die sie ignorieren konnte. Der Unterspannungsschutz saß hinter einer Steuertafel des Lasers. Sie schob die Hand in die Lücke und strich mit den Fingern über die hellen Keramikbauteile. Das Fehlerlämpchen leuchtete grün. Sie holte tief Luft, packte den Puffer, drückte ihn hinunter, drehte ihn um und zog. Damit hatte sie das Bauteil aus dem Steckplatz gelöst.
    Eine Waffe knallte. Direkt vor ihr erschien eine Narbe auf der Wand, Metallspäne flogen durch die Luft. Jemand schoss auf sie oder auf etwas in ihrer Nähe. Es war egal. Sie drehte das Bauteil um und schob es wieder hinein. Das Lämpchen des Puffers blinkte rot, dann färbte es sich grün. So hatte Ren es ihr gezeigt. Was für ein schreckliches Design, dachte sie grinsend und drückte auf die Reset-Taste des Puffers. Zwei weitere Schüsse knallten, die Trommelfelle empfanden das Knallen wie körperliche Schläge. Die Zeit stockte. Sie wusste nicht, wie lange sie den Reset-Knopf gedrückt hielt oder ob sie zwischendurch losgelassen hatte. Eigentlich sollte die Prozedur längst abgeschlossen sein, aber die Zeit war so unzuverlässig. Wieder stockte die Welt. Der Absturz nahte.
    Die Anzeige des Puffers färbte sich rot. Clarissa entspannte sich und lächelte. Ein Fehler löste den nächsten aus, die Störungen griffen rasch um sich. Das Nervensystem der Behemoth registrierte eine Gefahr, die es nicht identifizieren konnte. Es musste tun, was es konnte, damit alles sicher blieb, oder zumindest dafür sorgen, dass es nicht schlimmer wurde.
    Den Fehler eingrenzen.
    Sie drehte sich um. Ashford stand auf der Liege, hielt sich mit einer Hand an den Gurten fest und presste die andere ins Gel. Den Mund hatte er vor Wut weit geöffnet. Zwei seiner Leute hatten sich inzwischen zu ihr umgedreht und richteten mit mehr oder weniger leeren Mienen die Waffen auf sie.
    Hinter ihnen, auf der anderen Seite der Brücke, stand Cortez in der Tür der Sicherheitsstation. Er wirkte verzweifelt und überrascht. Anscheinend konnte er mit unerwarteten Entwicklungen nicht gut umgehen. Sie hatte noch gar nicht bemerkt, wie ähnlich er ihrem Vater sah. Vermutlich hatte es mit der Form des Kinns zu tun. Oder mit den Augen.
    Die Lichter flackerten, sie schauderte heftig. Es war vorbei. Für sie selbst, für alle. Die Krämpfe setzten ein, die ersten Vorboten des Zusammenbruchs. Außerdem wurde ihr übel. Es war egal.
    Ich habe es getan, Ren. Du hast mir gezeigt, wie man es tun muss, und ich habe es getan. Ich glaube, ich habe gerade alle gerettet. Nein, wir haben es getan.
    Ashford fischte seine Pistole aus der Luft und zielte auf sie. Dabei stieß er grässliche Schreie aus. Hinter ihr rief Cortez und sprang durch den leeren Raum. Der alte Mann hatte einen Kontakt-Taser in der Hand. Sie freute sich, dass er so bekümmert war, denn es tat gut, dass dem Geistlichen ihr Wohlergehen in gewisser Weise doch am Herzen lag. Das Licht flackerte einmal und erlosch, als Ashford die Pistole auf sie ausgerichtet hatte. Die Notbeleuchtung sprang nicht an.
    Alles war dunkel, dann sah sie einen Lichtblitz.
    Dann wieder Dunkelheit.

52    Holden
    Holden warf das leere Magazin aus und griff nach einem neuen. Wo er eines zu finden gehofft hatte, entdeckten die Finger nur die leere Tasche. Er hatte die Munition schlecht eingeteilt. Eigentlich hatte er sich vorgenommen, mindestens ein Magazin als Reserve zurückzuhalten. Corin schoss mit ihrem Gewehr an ihm vorbei. Sie hatte noch reichlich Pistolenmunition dabei. Ohne zu fragen, löste er die Magazine von ihrem Gürtel und klemmte sie an seinen eigenen. Sie gab noch einige Schüsse ab und wartete, bis er fertig war. So eine Art Kampf war es.
    Auch Cass spähte um die Ecke und schoss. Die Kugeln der Gegner trafen alle möglichen Stellen im Korridor, nur nicht sie. Holden wollte ihr gerade zurufen, sie solle in Deckung gehen, da erlosch das Licht.
    Es war nicht nur das Licht. In seiner Umgebung veränderten sich so viele Dinge gleichzeitig, dass sein Gehirn mit der Verarbeitung nicht mehr hinterherkam. Es sagte ihm, er solle Übelkeit empfinden, weil er vielleicht vergiftet worden war. Im Stammhirn regierten fünfzig Millionen Jahre alte Instinkte.
    Vor Übelkeit ging Holden in die Knie. Das abrupte Einsetzen der Schwerkraft war nur eine von vielen Veränderungen. Er prallte mit den Knien auf den Boden, weil er keinen schweren Raumanzug mehr trug. Das bedeutete, dass er natürliche Luft atmete. Sie roch ein wenig sumpfig und nach Schwefel. Sein
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