Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
67 - Der Weg zum Glück 02 - Die Dorftyrannen

67 - Der Weg zum Glück 02 - Die Dorftyrannen

Titel: 67 - Der Weg zum Glück 02 - Die Dorftyrannen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Wort.“
    „Das ist aber ein Wunder! Ich bin der Ortsrichter von Hohenwald!“
    „Weiß nichts davon.“
    „Auch davon nix! So, da will ich Ihnen halt noch was sagen. Nachher werden 'S Respekt bekommen. In dem Kasten, da unterm Sitz, hab ich Geld, fast an die vierzigtausend Mark!“
    „Ich sitze trotzdem nicht besser.“
    „Was? Wie? Das imponiert Ihnen nicht?“
    „Nein.“
    „Da muß doch gleich der Teuxel dreinfahren. Wer sind 'S denn eigentlich da, wanns bei vierzigtausend Mark so ruhig bleiben, als ob's nur ein Stückle vom Fingernagel wäre?“
    „Ich bin jetzt Forstbeamter.“
    „So! Nun, da brauchen 'S nicht grad gar so apart zu tun. Was ist ein Forstbeamter, und wieviel hat er im Jahr? Da heißt's auch nur bloß Hungerleiden mein Gemüte. Es ist zwar ein gesundes Leben, aber zu beißen gibt's nicht viel. Förstern, Kinderwärtern und Schulmeistern, das könnt so meine Passionen sein. Besonders das Schulmeistern. Das tut groß und dick, und wann's zum Treffen kommt, so fressen 's Löschpapier und saufen Klarizerintinten dazu.“
    „Kennen Sie so ein Beispiel?“
    „Bei uns im Dorf. Da ist vor ein paar Tagen der neue Schulmeister kommen und hat gleich in der ersten Stund Prügel bekommen.“
    „Wo?“
    „Im Wald und auch in dera Schenk.“
    „Von wem?“
    „Von mir und meinem Buben, dem Silberfritz.“
    „So! Bei Ihnen empfängt also der Inhaber der Ortsgewalt den neuen Lehrern mit Schlägen?“
    „Warum nicht? Wann er's verdient hat?“
    „Was hat er denn getan?“
    „Er ist grob gewest gegen meinen Silberfritz.“
    „Und da gibt's sofort Prügel?“
    „Sofort, und zwar nach Noten! Und wann der König selber käm, wann er nicht höflich wär, so würd er durchgehaun.“
    „Ah!“
    „Ja! Oder glauben 'S das etwa nicht? Da kommen 'S bei mir schlecht an. Wir hier oben kümmern uns den Teuxel um den König und seine Leuten. Der weiß halt auch nimmer, was er für Dummheiten beginnen soll.“
    „Sie scheinen ihm nicht sehr gewogen zu sein.“
    „Gewogen? Na, mir ist er eigentlich ganz und gar gleichgültig; aber er soll mich nur in Ruhe lassen.“
    „Hat er das nicht getan?“
    „Nein!“
    „Wieso?“
    „Der will alle Menschen groß machen und berühmt. Der eine soll ein Maler werden und der andere ein Dichter, der dritte ein Musikant und der vierte ein Sänger. Alle sollen Künstler werden und berühmt und reich. Sogar die Buben nimmt er von dera Fähr hinweg und will 's studieren lassen, weil 's ein Wengerl Violinen geigen können. Da komm ich alleweil von einem Freund aus dera Talmühlen. Dem hat der König einen Gesindebub weggenommen, weil er auf der halben Geigen klimpert hat. Mir, wann er das machen tät, na, ich wollt's ihm schon stecken! Und weitern – ah, schad, daß ich aufhalten muß! Ich bin grad im Zug. Da aber ist die Waldschenken, und da gehn meine Pferde halt gar niemals vorüber. Also, steigen 'S mit aus?“
    „Ja.“
    Beide sprangen ab. Der Bauer hing zwei Stränge aus, und dann ging er hinein. Der Fremde folgt langsamer. Als Klaus in die Gaststube trat, befand sich nur ein einziger Gast in derselben. Sobald er diesen sah, rief er aus:
    „Was der Teuxel! Wurzelsepp, du bist hier! Das ist gut. Wo willst hin?“
    „Nach Hohenwald.“
    „So kannst mit aufisteigen und mit uns fahren.“
    Der Sepp hatte diese Einladung erwartet, wußte aber nicht, was er darauf antworten solle, denn jetzt trat der Fremde ein. Würde dieser – mit dem Wurzelsepp fahren? War es dem Sepp überhaupt gestattet, ihn zu kennen?
    Der Fremde bemerkte die Verlegenheit des Alten und beseitigte sie sofort, indem er, ihm gütig zunickend, sagte:
    „Das ist ja der Wurzelsepp! Ich hoffe, du kennst meinen Namen noch?“
    „Jawohl, Herr Ludwig.“
    „Wo willst du hin?“
    „Nach Hohenwald.“
    „So kannst du ja gleich mitfahren. Auf dem Vordersitz ist ein Platz übrig. Laß dir ein Bier geben!“
    „Also Herr Ludwig heißen 'S?“ fragte der Bauer. „Und den Sepp kennen 'S auch? Ja, ich möcht wissen, wer im ganzen Bayernland den Sepp nicht kennen tät. Der Haderlump steckt seine Nasen überall hinein. Aber ein braver Schelm ist er doch. Oder meinst nicht, Sepp?“
    „Weiß nicht.“
    „Das kannst schon wissen. Bist überall willkommen, auch bei vornehmen Leutln, sogar bei mir. Wannst heut in Hohenwald bleiben willst, kannst wieder bei mir im Heu schlafen.“
    „Kann noch nicht sagen, ob ich bleiben werd.“
    „Willst vielleicht schon weiter fort?“
    „Das ist möglich.“
    „So
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher