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67 - Der Weg zum Glück 02 - Die Dorftyrannen

67 - Der Weg zum Glück 02 - Die Dorftyrannen

Titel: 67 - Der Weg zum Glück 02 - Die Dorftyrannen
Autoren: Karl May
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ist, sodann mach ich hin zu ihm.“
    „Und nachher?“
    „Nachher tu ich, als ob ich es sehr gut mit ihm meine, und bring's so weit, daß er mir die Papieren zeigt.“
    „Oh, der wird sich hüten!“
    „Meinst? Da kennst mich schlecht. Ich, wann ich will, so locke ich einem alles heraus. Und wann er hört, daß ich die Sprachen versteh, in der die Papieren geschrieben sind, so zeigt er sie mir ganz sichern und gewiß.“
    „So müßt's sein.“
    „Ja. Und hab ich sie dann in der Hand, so bekommt er sie nicht wiedern zurück.“
    „Und wann er sie haben will?“
    „Pah! Er will sie nicht haben.“
    „Oho! Freiwillig laßt er sie dir nicht.“
    „Nein; aber wiederhaben will er sie auch nicht.“
    „Willst's ihm vielleicht abkaufen?“
    „Ja.“
    „So kannst viel dafür zahlen.“
    „Viel und wenig, wie man's verstehen will. Ein guter Hieb auf den Kopf ist viel und wenig, je nach denen Umständen. Schau, das braucht ich alles nicht zu tun, wannst deine Sachen bessern gemacht hättst. Ich sitz nicht denen ganzen Tag auf meinem Geld, und wann ich auch mal den Schlüsseln verlier, in mein Geheimnis kann doch keiner einidringen. Dafür ist gesorgt.“
    „Ja, bei dir war so eine schöne Gelegenheit vorhanden. Du hatt'st die Mühlen kauft, und das Wassern ist einsam. Da konntst das Wehr bauen ganz nach deinem Gusto, und dann lief der Bach drüber weg, und keiner kann's je finden. Wie aber ist's bei mir? Hab ich so was bauen könnt?“
    „Mußt's denn grad ein Wehr sein!“
    „Nein. Aber was andres ist mir alleweil nicht eingefallen, bis ich an den Stuhl denkt hab. Doch wollen wir dabei die Hauptsach nicht vergessen. Ich hab deine Depesche erhalten und daraus ersehen, daßt meinen Brief bekommen hast.“
    „Ja; aber wannst mir wieder mal schreibst, so machst eine richtige Adressen drauf! Was muß der Briefträgern von mir denken, wann er so einen Wischen in die Hand bekommt!“
    „Ich hab denkt, daß wir beid uns einander keine Komplimenten zu machen brauchen.“
    „Da hast recht, nämlich wann wir beinander sind und allein. Aber wann andre dabei sind oder gar auf dera Briefadressen, da verlang ich mein Recht, und da geb ich dir halt auch das deinige. Da muß ein jeder wissen und auch sehen, mit wem er's zu tun hat. Wann meine Bauern merken, daß es einen gibt, der keinen Respektum vor mir hat, so ist's gleich aus mit dem Gehorsam bei ihnen.“
    „Ach so! Bist wohl der König von Hohenwald?“
    „Ja, der bin ich auch. Da droben bei mir müssen alle tanzen wie ich pfeif.“
    „Wann's so ist, so werd ich auf meinen nächsten Briefen schreiben: An Seine Majestäten, Herrn, Herrn Orstvorstehern und Schultheißen Konrad Klaus, Silberbauern in Hohenwald.“
    „So schlimm brauchst's nicht zu machen. Und nun, wie steht's mit dem Geld?“
    „Ja, wie steht's damit?“
    „Ich mein mit dem deinigen!“
    „Und ich mit dem deinigen. Das ist die Hauptsache. Das meinige Geld kennst ganz genau.“
    „Ich hab welches mit. Wieviel verlangst für das Gold, was du loswerden willst?“
    „Ich hab dir's geschrieben.“
    „So viel geb ich halt nicht.“
    „Dann kannst nur gleich wiederum gehen. Ich laß keinen Pfennig herab.“
    „Wirst schon noch handeln lassen!“
    „Kein Wort. Du kennst mich bereits. Ich hab dir gesagt, wieviel ich einbüßen will, mehr aber nicht.“
    „Pah! Wann man etwas partoutemang loswerden will, so muß man Preis machen.“
    „Ich hab einen guten Preis gemacht. Zum Fenstern will ich mein Geld doch nicht hinauswerfen. Und daß ich's partoutemang losschlagen will, das ist auch nicht wahr. Weil der Fex die Papieren hat, muß ich gewärtig sein, es kommt aller Augenblick jemand, um nun auch nach dem Geld zu schauen; darum will ich's von mir tun, damit niemand es finden soll. Aber für einen Lumpenpreis geb ich's doch nicht hin. Dann mag's lieber liegenbleiben, und es mag es finden, wer da will. Mein Schad ist's nicht allein, sondern auch der deinige.“
    „Willst mich verraten?“
    „Nein; aber wann 's mich anpacken, so forschen 's auch noch weitern, und dann kannst dir denken, daß auch du an die Reihe kommst.“
    „Nun gut, ich will mich nicht zanken. Ich geb dir, wast verlangt hast.“
    „Bar?“
    „Bar, in guten Staatspapieren.“
    „So zähl auf!“
    „Zähl erst du dein Gold her!“
    „Das ist noch in ganz denselbigen Rollen, in denen wir es damals mitbracht haben. Wie schaffst 's fort?“
    „Ich hab einen Kasten mit.“
    „So hol ihn herein! Nachher schließen wir die Tür zu.
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