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67 - Der Weg zum Glück 02 - Die Dorftyrannen

67 - Der Weg zum Glück 02 - Die Dorftyrannen

Titel: 67 - Der Weg zum Glück 02 - Die Dorftyrannen
Autoren: Karl May
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Es braucht kein Mensch zu wissen, was wir hier mitnander machen.“
    Der Bauer ging hinaus und holte den Kasten herein. Als er ihn dann nach ungefähr einer Stunde wieder zurück in den Wagen trug, konnte man es ihm ansehen, daß derselbe eine bedeutende Last habe. Er hatte sich aber einen Augenblick gewählt, an welchem er von niemandem beobachtet wurde.
    Der Abschied der beiden war keineswegs ein herzlicher. Sie gingen unter gegenseitigen Vorwürfen und Grobheiten auseinander. Die Sünde ist nicht das geeignete Mittel, Menschenseelen innig zu verbinden. Bald rollte der leichte, viersitzige Wagen des Königs von Hohenwald auf derselben Straße zurück, auf welcher er nach der Talmühle gekommen war.
    Es war ein schöner Tag. Die Sonne schien zwar heiß, aber da die Straße durch dichten, hohen Wald führte, so fielen die Strahlen derselben nicht lästig.
    Klaus mochte ungefähr die Hafte des Weges zurückgelegt haben, als er einen Wanderer bemerkte, welcher vor ihm her dieselbe Straße ging. Die Fahrt wurde ihm nachgerade langweilig, und da kam ihm der Gedanke, diesen Mann aufzufordern, mit in den Wagen zu steigen. Das gab wenigstens eine Unterhaltung. Darum prüfte er denselben, soweit das von hinten möglich war.
    Der Mann war von hoher, imposanter Gestalt und war halb wie ein Gebirgler, halb wie ein Forstbeamter gekleidet. An der linken Seite hing ihm eine Tasche, und in der Rechten trug er einen Stock.
    „Grüß Gott!“ sagte der Bauer, als er ihn erreichte, doch griff er nicht an den Hut. „Wollens vielleicht mitfahren?“
    Der Angeredete wendete dem Sprecher das Gesicht zu, und nun blickte der Bauer in ein paar dunkle, mächtige Augen, unter deren Blick er ganz unwillkürlich nach dem Hut griff, um ihn nachträglich doch noch abzunehmen. Der Fremde dankte mit kurzem Nicken, betrachtete mit einem schnellen, scharfen Blick den Mann, die Pferde und den Wagen und antwortete:
    „Grüß Gott! Wohin fahren Sie?“
    „Nach Hohenwald.“
    „Wie lang geht man noch bis dorthin?“
    „Weit über zwei Stunden.“
    „So werde ich Ihr Anerbieten akzeptieren. Wieviel verlangen Sie?“
    „Nix.“
    „Wenn ich fahre, zahle ich.“
    „Und ich nehme nix.“
    „So fahren Sie allein weiter!“
    „Donnerwetter! Das ist mir auch noch nicht passiert. Ich will gern einen Gesellschafter haben. Darum laß ich Sie halt nicht laufen. Gebens also eine Mark!“
    „Ich gebe fünf!“
    „Was fallt Ihnen –“
    „Fünf!“ unterbrach ihn der Fremde. „Ja oder nein?“
    „Na, ich bin kein so Dummer. Wann 'S Ihr Geld loswerden wollen, so zahlen 'S meinetwegen fünf, und steigen 'S aufi! Aber in dera Waldschenken mach ich eine kleine Pausen. Da müssen 'S halt mal mit einikehren!“
    „Ist mir recht.“
    Er stieg ein, setzte sich aber nicht auf den vorderen Sitz neben Klaus, sondern auf den hinteren. Der Bauer trieb die Pferde an und sagte dann:
    „Warum setzens sich da hinten her?“
    „Hier ist's bequem.“
    „Vorn bei mir ist das Reden bequemer.“
    „Ich bin kein leidenschaftlicher Redner.“
    „Das heißt, daß ich das Maul halten soll?“
    „Nicht grade das.“
    „Hernach hätten 'S auch sogleich wieder aussteigen gemußt. Ich hab Sie mitgenommen, um einen zu haben, mit dem ich ein wengerl vom Disputieren reden kann.“
    „Ich werde wohl nicht wieder aussteigen. Sie haben erklärt, mich für fünf Mark nach Hohenwald zu fahren, und wenn nicht ich selbst Sie von diesem Kontrakt entbinde, so haben Sie ihn einzuhalten.“
    Der Bauer hielt unwillkürlich die Pferde an und sagte, sich zurückwendend:
    „Himmelsakra! Auch das ist mir noch nicht passiert. Jetzund also bin ich gezwungen, Sie zu fahren?“
    „Ja.“
    „So! Das ist schön! Das ist prächtig! Das kann mich aber gefreun! Erst bin ich der Herr, der den Wagen verschenken will aus Gnaden und Barmherzigkeit, und dann auf einmalen bin ich nur der Kutschern, der zu gehorchen hat!“
    „So ist es allerdings“, lächelte der Fremde. „Bitte, fahren Sie weiter!“
    Klaus ließ die Pferde wieder laufen und fuhr dann fort:
    „Freilich, wann 'S wüßten, wer ich bin, so würden 'S nicht so mit mir reden.“
    „Solange Sie Ihre Pflicht als Kutscher tun, brauche ich nicht zu wissen, wer Sie sind.“
    „Meine Pflicht als Kutscher? Alle tausend Teuxeln! Das wird noch bunter als vorher! Wissen 'S, ich bin der Klaus, der Silberbauer!“
    Dabei warf er sich in die Brust.
    „So!“ meinte der Fremde gleichgültig.
    „Haben 'S etwa von mir noch nix gehört?“
    „Kein
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