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67 - Der Weg zum Glück 02 - Die Dorftyrannen

67 - Der Weg zum Glück 02 - Die Dorftyrannen

Titel: 67 - Der Weg zum Glück 02 - Die Dorftyrannen
Autoren: Karl May
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er nach den Worten, welche er mit Sepp gewechselt hatte, hinausgegangen, um sein Bier an einem der draußen stehenden Tische zu trinken. Er hatte also die Unterredung der beiden nicht gehört. Sie waren allein in der Stube.
    „Du“, sagte der Bauer, „was weißt von dem Geld? Sag's heraus! Schnell!“
    „Daß der Talmüllern dir darüber schrieben hat, und du hast ihm darauf telegraphiert.“
    „Das ist nicht wahr!“
    „Freilich! Du hast ihm telegraphiert, daßt heut um elf Uhr zu ihm kommen willst, um den Handel mit ihm zu machen.“
    „Donnerwettern! Woher weißt das?“
    „Weil ich heut bei ihm war. Ich komme von ihm her und will nach Hohenwald.“
    „Er hätt dir das sagt?“
    „Ja.“
    „Mensch, das kann doch nicht wahr sein!“
    „Freilich ist's wahr. Ich bin sein Vertrauter.“
    „Er hat mir doch gar nix sagt, daßt da gewest bist.“
    „Weil ich's ihm verboten hab.“
    Der Bauer lief mit langen Schritten in der Stube auf und ab. Er befand sich in einer leicht begreiflichen Aufregung.
    „Du“, sagte er, „hier gibts mit dir ein Geheimnissen, wast mir aufklären mußt.“
    „Dazu bin ich gern bereit.“
    „So sag –“
    „Halt, jetzt nicht!“
    „Wann sonst?“
    „Hier ist kein Ort zu solchen Dingen. Ob ich heut noch Zeit hab, das weiß ich nicht; aber morgen komm ich ganz sicher zu dir, um dir alles zu derklären. Nachher wirst froh sein, daßt mich heut hier an diesem Ort troffen hast.“
    „Sepp, ich weiß nimmer, was ich sagen soll. Hat dera Talmüllern plaudert?“
    „Nein.“
    „Wer sonst?“
    „Ich hab mit einem sprochen, der euch sucht.“
    „Woher ist er?“
    „Da unten aus dem Land, wo die Donauen hinunterlauft. Ich glaub, es ist der jetzige Mann von deiner ersten Frauen, welche vorher die Frau des Finken-Heiner gewest ist.“
    „Herrgottsakra! Mich rührt der Schlag!“
    „Warum? Brauchst keine Angst zu haben, denn ich bin dein Freund; ich halt's mit dir.“
    „Wirklich?“
    „Ja.“
    „Das soll dein Schad nicht sein, Sepp; das versprech ich dir. Also morgen kommst?“
    „Ja.“
    „Zu welcher Zeit?“
    „Das weiß ich noch nicht. Vielleichten am Abend. Also laß dir ja nicht bang sein! Ich bin verschwiegen und sag keinem Menschen etwas. Schau, wir sollen fort.“
    „Ja. Ich zahl dein Bier.“
    „Der andre hat schon zahlt.“
    „Wer ist er denn?“
    „Werd's dir spätern sagen. Jetzt darfst ihn nicht warten lassen. Komm!“
    Sie hatten nämlich gesehen, daß der König in den Wagen gestiegen war, für Sepp das Zeichen, mit dem Bauer zu kommen. Beide setzten sich auf die beiden Vorderplätze, und die Pferde zogen an. Ganz entgegengesetzt gegen vorhin, war der Silberbauer vollständig schweigsam. Er holte von Zeit zu Zeit tief Atem oder blickte den Sepp verstohlen von der Seite an. Er traute dem Alten doch nicht recht.
    So kamen sie in die Nähe von Hohenwald. Da ließ der König halten, stieg ab und bezahlte seine fünf Mark. Auf einen verstohlenen Wink von ihm wollte auch der Sepp herab.
    „Halt!“ sagte der Bauer. „Du fährst mit mir bis ins Dorf hinein.“
    „Das geht nicht.“
    „Warum nicht?“
    „Weil ich vorerst gleich noch eine Pflanzen such, die bis morgen verdorren tat. Brauchst keine Sorg zu haben; ich komm schon zu dir.“
    Jetzt sprang er ab, und der Bauer fuhr fort:
    „Ich komme eher, als ich dachte. Gibt's ein Logis?“
    „Ja, aber nicht im Dorf, sondern in dera Mühlen.“
    „Das ist mir recht. Führe mich! Kennst du den neuen hiesigen Lehrer?“
    „Oh, sehr gut.“
    „Was ist er für ein Mann?“
    „Ein Bub so, wie ich wollt, daß ich früher gewest wär. Die Schulmeistern haben hier immer nur den Affen machen müssen; der aber hat sogleich in dera ersten Stund bewiesen, daß er nicht mit sich spaßen laßt.“
    „Er rauft wohl gern?“
    „Nein, aber er verteidigt sich brav, wenn er angriffen wird. Die Geschichten, wie er hier seinen Einzug halten hat, mit dem Tragkorben auf dem Buckel, die ist interessant.“
    „Erzähl es mir!“
    Während der Sepp dieser Aufforderung nachkam, schritten die beiden nach der Mühle. Sie waren dort angekommen, als er seinen Bericht beendet hatte. Das Gesicht des Königs hatte einen eigenen, befriedigten Ausdruck angenommen. Er nickte leise vor sich hin und sagte:
    „Diesen jungen Mann werde ich mir ansehen. Wer ist diese Frau?“
    Er meinte damit die alte Barbara, welche unter der Tür stand.
    „Das ist die Barbara, die Magd, welche dem Müllern die Wirtschaft versorgt, ein sauberes und
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