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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste
Autoren: Karl May
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später verunglückst.“
    Hilal schwang sich auf die Brüstung, ergriff das Seil und ließ sich langsam und vorsichtig an demselben hinab. Vorher hatte er sich einige Stricke um den Leib gewunden. Er glaubte, sie gebrauchen zu können.
    Glücklich langte er bei der Abgestürzten an. Der Vorsprung, an dem sie hing, bot ihm nicht Raum genug. Daher kletterte er noch einige Fuß hinab und stellte sich mit den Füßen in die Schlinge.
    Jetzt begann der gefährliche Teil seines Unternehmens. Unter ihm gähnte die große Tiefe. Über ihm stand ein alter Mann mit drei Mädchen, alle aber nicht stark genug, ihn am Seile emporzuziehen.
    Er wand sich jedoch entschlossen die erwähnten Stricke vom Leib los und versuchte, Haluja mit denselben an das Seil zu befestigen. Es gelang, allerdings erst nach langem Bemühen und nach öfteren Angstrufen, die von oben, wo Hiluja herabblickte, herniederschollen. Auch der Kopf des Scheiks kam jetzt zum Vorschein.
    „Sollen wir euch beide heraufziehen?“ fragte er.
    „Nein. Das würde euch unmöglich sein. Ich komme hinauf.“
    Mit augenscheinlicher Lebensgefahr kletterte er sodann empor und langte glücklich oben an. Nun wurde langsam und vorsichtig das Seil, an dem Haluja hing, eingeholt. Als der leblose Körper der braven Dienerin draußen an der Brüstung anlangte, stieg Hilal auf die letztere, um die Last hereinzuholen, ein höchst gefährliches Wagnis, das aber ebenso wie alles Vorherige glücklich gelang.
    Als die Alte auf der Plattform lag, konnte man keine einzige äußere Verletzung an ihr entdecken. Sie war ohne Besinnung, holte aber doch sehr bemerkbar Atem. Da ihre Behandlung hier oben zu unbequem war, wurde sie hinab und in das Freie vor die Tür geschafft. Hier war das so notwendige Wasser leicht bei der Hand. Die Anwendung desselben hatte den Erfolg, daß sie bald erwachte, mit verwunderten Augen um sich blickte und fragte:
    „Wo bin ich? Was ist mit mir geschehen?“
    „Weißt du es nicht mehr?“ antwortete die Königin. „Der Riese hat dich von der Zinne hinabgeworfen.“
    „Ach ja, jetzt fällt es mir ein. Es war schrecklich. Dann aber träumte mir, ich fliege durch die Luft, von der Erde fort, immer zwischen Sternen hindurch und mitten in den Himmel hinein. Da war ich so glücklich, so selig. Wäre ich doch nicht wieder aufgewacht!“
    „Hast du Schmerzen?“
    „O nein. Mir ist so wohl. Wie kann ich Schmerzen haben, da ich doch im Himmel gewesen bin!“
    „So hast du durch den bösen Fall von der Zinne hinab keinen Schaden davongetragen?“
    „Mir tut nichts weh. Ich werde aufstehen.“
    Die Gerettete erhob sich darauf, zunächst von den anderen gestützt. Dann aber zeigte es sich, daß sie sich ganz mühelos und frei bewegen konnte. Es war wie ein Wunder, daß sie so gänzlich heil davongekommen war.
    „Allah hat dich mit seiner Hand gehalten“, sagte der fromme Scheik. „Er hat dir sogar den Himmel gezeigt. Das ist der beste Lohn für die Tapferkeit, mit der du deine Herrin verteidigt hast. Den irdischen Lohn sollst du von uns erhalten, soweit es in unserer Macht liegt. Aber seht, wer kommt dort!“
    Von draußen herein nahte sich im Galopp ein Reiter. Als er näher kam, erkannten sie Said, den wackeren Arabadschi. Obgleich Zykymas Diener und kein Beduine, hatte er sich auch an der Verfolgung der Feinde beteiligt. Als er die Personen auf der Ruine stehen sah, winkte er ihnen in einer Weise, aus der sie erkennen konnten, daß er der Überbringer einer guten Botschaft sei.
    Von Said hinweg fiel der Blick des Scheiks auf die Stute, auf der der Riese herbeigekommen war. Sie stand noch ruhig unten vor der Ruine.
    „Welch ein Pferd!“ sagte er. „Man sieht es auf den ersten Blick, daß diese Stute einen langen und berühmten Stammbaum hat.“
    Der Araber hält nämlich außerordentlich viel auf sein Pferd. Berühmt besonders sind die Nachkommen jener Pferde, die sich bei einem Feldzug des Propheten Mohammed als genügsam erwiesen. Mohammed hatte mit seinem Heer einen langen, beschwerlichen Marsch in glühender Sonnenhitze zurückgelegt. Weder Reiter noch Pferd hatten sich an einem Tropfen Wasser laben können; Menschen und Tiere klebten die Zungen am Gaumen, der Durst war fürchterlich, und viele fühlten sich dem Verschmachten nahe. Da endlich kam man an einen kleinen Bach. Alles stürzte sich nach dem Wasser hin. Nur dreißig Pferde, alles edle Stuten, blieben stehen, um zu warten, bis ihre Herren ihnen das Trinken erlauben würden. Mohammed segnete sie
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