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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste
Autoren: Karl May
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dürfte, so wäre dies die einzige Weise, ihr zu zeigen, was sie mir ist.“
    „Das ist nicht nötig. Was sie dir ist, das kann auch ich sagen, und zwar ganz genau.“
    Er sah sich lächelnd im Kreis um. Aller Blicke hingen gespannt an seinem Mund. Darum fuhr er fort:
    „Sie ist nämlich deine Verlobte!“
    „Meine – Verl –“
    Das Wort blieb Hilal vor Entzücken im Mund stecken. Aber Hiluja flog an die Brust des Vaters und rief:
    „Ist's wahr? Ist's Wahrheit, mein Vater?“
    „Ja, es ist wahr“, sagte er jetzt im Ton tiefsten Ernstes und ebenso tiefer Rührung.
    „So denkst du nicht mehr an den Sohn des Scheiks der Mescheer?“
    „Nein. Es wird mir zwar nicht leicht, diesen Lieblingsplan aufzugeben, aber ohne Hilal hätte ich keine Töchter mehr. Ich wäre einsam und kinderlos, und darum soll sein Leben auch kein einsames sein. Ich gebe dich ihm zum Weib. Allah segne euch, meine Kinder. Er ist mit dem Riesen fürchterlich ins Gericht gegangen. Er bestrafte den Bösen und belohnte den Guten. Bleibt so fromm und gut, wie ihr jetzt seid, so wird euer Ende ein besseres sein, als dasjenige dieses Mannes, der nur das geerntet hat, was er säte.“
    Jetzt wagte es Hilal, die Geliebte vor aller Augen zu umarmen. Er richtete den Blick voller Freude und Dankbarkeit zum Himmel, dabei fiel sein Auge auf einen Gegenstand, der ihn veranlaßte, einen lauten Ruf auszustoßen.
    „Wir suchen Haluja, die tapfere Dienerin“, sagte er. „Seht ihr sie etwa?“
    „Nein. Und doch müßte sie auch hier liegen“, antwortete die Königin, „denn er hat sie ja auch auf dieser Seite herabgeworfen.“
    „So blickt da hinauf!“
    Hilal deute nach oben. Aller Augen folgten der angegebenen Richtung.
    „O Allah! Da hängt sie am Stein!“ rief der Scheik.
    Und alle stimmten in diesen Ruf ein. Nur wenige Meter unterhalb der Zinne ragte die scharfe Kante eines riesigen Steinquaders aus der Mauer hervor. Diese Kante war von Wind und Wetter angegriffen, Teile von ihr waren abgebröckelt, so daß sie jetzt eine hornartig nach oben gerichtete Spitze bildete, und an dieser Spitze hing die Dienerin mit dem Gewand.
    „Haluja, Haluja!“ riefen alle hinauf.
    Aber sie antwortete nicht.
    „Sie ist tot!“ klagte Hiluja.
    „Vielleicht lebt sie doch noch“, meinte Hilal. „Wir müssen sie herunterholen.“
    „Wie ist das möglich?“ fragte der Scheik. „Kein Mensch vermag da emporzuklettern.“
    „Das ist wahr, empor kann keiner, aber herablassen an einem Seil kann man jemand, das ist möglich.“
    „Wer sollte das wagen!“
    „Ich. Kommt mit!“
    Hilal eilte fort, hinauf nach der Ruine. Er kannte den Ort, wo die Stricke aufbewahrt wurden, die für die Tiere der Königin bestimmt waren. Mehrere solcher Stricke wurden jetzt zusammengebunden, und dann stiegen die Anwesenden hinauf auf die Zinne.
    Es fragte sich nun, ob der Scheik mit seinen beiden Töchtern und Zykyma stark genug sein würden, Hilal hinabzulassen, denn es war augenblicklich kein anderer Mensch zugegen, und doch durfte man die Dienerin nicht länger hängenlassen. Wenn ihr dünnes Gewand zerriß, so stürzte sie in die Tiefe hinab und würde jedenfalls zerschmettert.
    Das Seil war lang genug. Das eine Ende desselben wurde hinabgelassen, nachdem man es in eine Schlinge gelegt hatte. Das andere befestigte man um einen Quader, der weit genug aus der Brüstung hervorstand. Hilal erklärte dann, daß er nicht wünsche, hinabgelassen zu werden, sondern beabsichtige, hinabzuklettern. Auf diese Weise hatten sich die anderen gar nicht anzustrengen und brauchten nur dafür zu sorgen, daß das Seil nicht vom Quader glitt.
    „Aber das ist zu gefährlich für dich“, meinte Hiluja besorgt. „Werden deine Kräfte ausreichen?“
    „Ja. Habe keine Furcht“, antwortete er, ganz glücklich, sie so um ihn beängstigt zu sehen.
    „Aber wie willst du Haluja anbinden, wenn du selbst mit deinen Händen am Seil hängst?“
    „Ich werde mich auf den Vorsprung setzen, an dem sie festsitzt. Und geht dies nicht, so trete ich in die Schlinge des Seiles und bekomme dadurch meine Hände frei.“
    „O Allah, ich zittere vor Angst!“
    „Es ist keine Zeit, sich zu ängstigen. Wir müssen handeln, wenn Haluja gerettet werden soll.“
    „Recht so, mein Sohn“, sagte der Scheik. „Steige getrost hinab. Hat Allah dir die Kraft für den Sieg über den Riesen verliehen, so wird er dich auch hier beschützen. Er wird dich nicht zum Retter meiner Töchter bestimmt haben, damit du wenige Minuten
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