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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste
Autoren: Karl May
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Anwesenden und sagte erstaunt:
    „Du hier, Jacub Asir? Zu welchem Zweck machst denn du solche Spaziergänge?“
    Diese Frage war an den sogenannten Ali Effendi gerichtet, und zwar in französischer Sprache. Das war gar nicht zu verwundern, da sich das tunesische Militär meist aus Franzosen rekrutiert. Der Engländer hatte die Frage also wohl verstanden.
    „Jacub Asir?“ rief er. „Ist das etwa der Name dieses Mannes hier?“
    „Ja“, bestätigte der Polizist.
    „Er heißt nicht Ali Effendi?“
    „Der? Das sollte er wagen! Will der Kerl etwa gar ein Effendi sein?“
    „Ja. Mir gegenüber hat er sich für einen Juwelenhändler ausgegeben und sich Ali Effendi genannt.“
    „Hund von einem Juden! Das wagst du?!“
    „Es ist nicht wahr! Es ist nicht wahr!“
    „Nicht? Ich brauche gar keinen Beweis! Du hast heute gelbe Pantoffel an und einen roten Fez auf dem Schädel, elender Halunke, wer erlaubt dir, die Kleider eines Moslems zu tragen?“
    „Es ist ein Versehen, ein reines Versehen!“
    „Ein Versehen? Bei dir ist so etwas kein Versehen, sondern das Zeichen, daß du irgendeinen Streich ausgeführt hast. Und ihr drei Halunken, woher habt ihr den Polizeirock? Euch Gauner kenne ich. Haben sich diese Menschen etwa für Polizisten ausgegeben?“
    „Ja“, antwortete der Engländer. „Sie haben mich arretiert und hierher geschafft.“
    „Weshalb?“
    „Dieser Mann behauptet, ich hätte seine drei Töchter entführt.“
    „Drei Töchter! Welch eine Bosheit, welch eine Lüge! Dieser jüdische Giaur hat gar keine Töchter, sondern beherbergt Dirnen, die er verkauft. Mit ihnen legt er seine Schlingen. Wir haben es längst gewußt; aber er war zu schlau, sich fangen zu lassen. Heute aber ist er uns in die Hände gelaufen, und wir werden ihn nicht wieder loslassen. Bindet ihn, und zwar mit demselben Strick, mit dem er diesen Mann gebunden hat.“
    „Das dürft ihr nicht! Das könnt ihr nicht! Ich bin unschuldig!“ jammerte der Jude.
    „Gebt ihm eins aufs Maul, wenn er nicht still ist! Und bindet auch die anderen!“
    Diese beteuerten natürlich alle ihre Unschuld und brachten die unsinnigsten Beweise vor. Der Polizist aber antwortete:
    „Eure Ausreden helfen euch nichts. Ich habe mit meinen eigenen Ohren gehört, daß dieser Mann für jedes der drei Mädchen tausend Franken geben sollte, und weil er es nicht tat, sollte er getötet werden. Das ist mir genug. Wer aber bist du?“
    „Ich bin ein Engländer“, antwortete der Lord, an den diese Frage gerichtet war.
    „Ein – Engländer? In dieser Kleidung?“
    Man sah und hörte es dem Polizisten an, daß er es nicht glaubte.
    „Er lügt, er ist kein Engländer“, rief da der Jude, der hoffte, dadurch seine Lage zu verbessern.
    „Kannst du beweisen, daß du einer bist?“ fragte der Polizist.
    „Ja.“
    „Womit?“
    „Das brauchen diese Kreaturen nicht zu erfahren. Mein Name ist zu gut für sie. Komm mit heraus vor die Tür; so will ich es dir beweisen. Vorher aber siehe diesen Ring hier an.“
    Der Lord zog dabei seinen Siegelring und gab dem Polizisten demselben zur Ansicht.
    „O Allah!“ rief der Mann. „Ein Diamant von solcher Größe! Du mußt reich, sehr reich sein, fast so reich wie der Engländer, der heute mit seiner Jacht im Hafen angekommen ist.“
    „Wer sagte dir, daß er so reich sei?“
    „Zwei Männer im italienischen Haus, die von ihm sprachen. Ich hatte ihnen ihre Pässe zu bringen.“
    „Wohl Normann Effendi und Wallert Effendi?“
    „Ja. Kennst du sie?“
    „Sie sind ja mit meiner Jacht gekommen. Ich bin jener Engländer, von dem sie gesprochen haben.“
    „So bist du wohl inkognito spazierengegangen?“
    „Ja, ich tue das sehr gern.“
    „Nun, da bedarf es keiner Beweise weiter. Du bist rekognosziert und kannst gehen, wohin du willst. – Alle tausend Teufel!“ fügte dann der Polizist erschrocken hinzu, da ihm einfiel, daß er ja den Lord noch immer duzte. „Bitte um Verzeihung, Mylord! Ich war einmal in dieses dumme Du hineingeraten. Also Sie können gehen, doch bitte ich um das Versprechen, sich zu stellen, falls Sie Ihr Zeugnis gegen diese Bande ablegen sollen.“
    „Ich werde mich stellen. Aber ehe ich gehe, will ich Ihnen doch ein kleines Andenken hinterlassen.“
    Damit zog der Lord seine Börse und gab einem jeden Polizisten ein Goldstück, ihrem Vorgesetzten aber fünf. Sie starrten ihn eine ganze Zeit an. Eine solche Generosität war ihnen noch niemals vorgekommen. Dann aber brach ein heller Jubel los, und
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