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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste
Autoren: Karl May
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einiger Zeit das tiefe Schweigen.
    „So sind also auch wir verloren!“
    „Wir? O nein! Was wir jetzt nicht wagen können, das dürfen wir, wenn es Nacht geworden ist. Dann ist es dunkel. Die Beni Abbas und alle, die sich mit ihnen hier im Lager befinden, werden müde und berauscht sein und sehr fest schlafen. Dann holen wir die Kamele.“
    „Man wird wachen.“
    „Oh, diese Leute werden sich sehr sicher fühlen. Sie sind ja die Sieger. Daß sich einer der Besiegten in ihr Lager schleichen könnte, muß ihnen für unmöglich gelten. Also selbst wenn sie Wachen aufstellen, werden dieselben sehr sorglos sein. Darum hoffe ich, daß wir Zeit haben werden, die Kamele zu satteln und auch einige Wasserschläuche zu stehlen.“
    „Wenn uns dies gelänge!“
    „Es muß uns gelingen! Ohne Wasser können wir unmöglich fort.“
    „So ist es ein Glück, daß die Beni Sallah diese Reitkamele nicht mitgenommen haben.“
    „Sie gehören der Königin; darum schont man sie. Wir brauchen nur vier – eins für die Wasserschläuche und drei für uns. Sitzen wir erst im Sattel, so sind wir gerettet.“
    „Oh, es sind ja mehrere solche Kamele vorhanden. Wenn man sie besteigt und uns verfolgt –!“
    „So wird man in der Dunkelheit unsere Fährte nicht sehen können und also bis zum Anbruch des Morgens warten müssen. Bis dahin aber haben wir einen Vorsprung, den wir dann wohl nicht wieder verlieren werden. Glückt es uns, unbemerkt in das Zelt zu dringen, so – so –“
    „Was meinst du?“
    „Ich habe einen Gedanken. Er ist kühn; aber wenn ich ihn ausführen könnte, so wäre es mir wohl möglich, meinen Stamm aus der Knechtschaft zu befreien, in die er nach seiner Besiegung fallen muß.“
    „Natürlich dürfen wir diesen Gedanken kennenlernen, wie ich hoffe?“
    „Er ist sehr kühn.“
    „Hältst du uns für Feiglinge?“
    „Ich habe bisher nicht den Beweis erhalten, ob ihr mutig oder feig seid. Ich würde mein Leben wagen und ihr ebenso; aber wir hätten es dann in der Hand, uns an diesen Beni Sallah zu rächen.“
    „So sind wir jedenfalls bereit, deinen Gedanken zur Ausführung zu bringen, wenn diese Ausführung überhaupt im Bereich der Möglichkeit liegt.“
    „Oh, möglich ist es!“
    „So sprich doch!“
    „Ich möchte nicht allein von hier fort. Ich möchte die Königin und ihre Schwester mitnehmen.“
    „Donnerwetter! Das ist freilich ein kühner Gedanke!“
    „Ich würde diese beiden nur gegen die Freiheit der Beni Suef auslösen. Auch müßte man letzteren alle Beute wiedergeben, die man ihnen abgenommen hat.“
    „So müßten wir uns ja in das Innere der Ruine schleichen?“
    „Ja. Es wird nicht so schwierig sein, wie es scheint.“
    „Hm! Es ist ein gewagtes Spiel! Das Leben hängt an einem einzigen Haar. Die Sache will also sehr überlegt sein, bevor man einen Entschluß faßt. Was meint Ihr dazu?“
    Diese Frage war an den Pascha gerichtet. Dieser hatte sich bisher jeder Äußerung enthalten; jetzt aber antwortete er auf die direkt an ihn gerichtete Frage, und zwar in ganz unerwarteter, fast spöttischer Weise:
    „Fürchtet Ihr euch etwa?“
    „Fürchten? Ich? Ich dachte, Ihr wüßtet, daß ich Dinge ausgeführt habe, zu denen ebensoviel Mut gehört hat, wie zu dem Unternehmen, zu dem wir uns jetzt entschließen sollen?“
    „Das weiß ich; also begreife ich Euer Zaudern nicht.“
    „Seid denn Ihr entschlossen, ja zu sagen?“
    „Natürlich!“
    „Ah! Hat das etwa einen Grund?“
    „Ich mache nur die eine Bedingung, daß wir nicht nur die Königin und ihre Schwester, sondern auch Zykyma mitnehmen.“
    „Ah, ist es das? Ihr wollt wieder in den Besitz Eurer schönen Sklavin kommen!“
    „Das ist es. Nehmt Ihr es vielleicht übel?“
    „Ganz und gar nicht. Ihr beide habt nur euer Interesse an dem Wagnis. Was aber habe ich davon?“
    „Eure Rettung.“
    „Hm! Ja. Wohin aber reiten wir? Soeben ist es doch gesagt worden, daß wir nach keiner Richtung von hier fortkönnen.“
    „Ohne Wasser“, antwortete der Suef. „Wenn wir aber Wasser haben, so können wir hin, wohin wir wollen. Ich würde zu den Beni Halaf gehen.“
    „Wo wohnen diese?“
    „Nordöstlich von hier. Der Scheik derselben ist mit dem Scheik der Beni Suef verwandt, der heute getötet worden ist. Ihr seht die Leiche noch jetzt dort drüben in der Sonne liegen. Die Beni Halaf haben also Grund, uns aufzunehmen und den Tod des Scheiks an den Beni Sallah zu rächen. Wir haben vier Tage zu reiten, ehe wir
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