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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste
Autoren: Karl May
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einzelnen eine ganze Salve zu richten! So etwas kann eben nur bei den Beduinen vorkommen. Sie wecken dadurch das feindliche Lager auf und werden nun auf Widerstand stoßen, während sie, wenn sie nicht geschossen hätten, sich desselben ohne Schwertstreich hätten bemächtigen können.“
    Da drang ein lautes Geheul von Kampfplatz herüber.
    „Das ist noch dümmer!“ meinte der Graf. „Mit diesem Geschrei würden sie sogar Tote aufwecken. Ist dieses Brüllen etwa bei euch gebräuchlich, wenn ihr zum Angriff schreitet?“
    „Nein“, antwortete Suef. „Kommt schnell, kommt!“
    Damit verdoppelte er seine Schritte.
    „Warum so rasch auf einmal?“
    „Das war kein Angriffsgeschrei. Das war das Geheul der Wut. Was ist geschehen?“
    Die beiden folgten ihm voller Besorgnis. Jetzt senkte sich die Sanddüne, die sie der Aussicht beraubt hatte, wieder nieder, und sie konnten daher sowohl nach dem Zeltdorf der Beni Sallah als auch nach dem Kampfplatz hinübersehen. Ein Schrei entfuhr dem Suef.
    „Allah 'l Allah! Dort stehen die Beni Sallah!“
    „Ah, sie sind es, die geschossen haben!“ fügte der Graf überrascht hinzu.
    „Viele der Unsrigen sind tot! Drauf, drauf! Nehmt Rache, Rache!“
    Er brüllte das so laut, daß es weithin über die Wüste schallte.
    „Still, um Gottes willen, still! Man darf uns nicht hören!“
    „Warum nicht? Man soll mich ja hören!“
    „Nein, nein! Legt euch nieder, nieder in den Sand! Aber schnell, schnell!“
    „Warum denn?“
    „Weil – ah, da habt ihr die Antwort!“
    Drüben blitzte es wieder auf. Die zweite Salve der Beni Sallah krachte den Beni Suef entgegen. Man sah die letzteren fallen wie Fliegen, wenn sie Gift genascht haben.
    „Allah! Allah!“ rief der Suef. „Sie sind verloren!“
    „Und wir alle mit!“
    „Nein! Schnell zurück zum Lager! Wir werfen uns auf die Kamele und ergreifen die Flucht.“
    Er wollte fort, zurück. Der Graf aber ergriff ihn schnell und hielt ihn fest.
    „Bleib! Du kannst das Lager nicht mehr erreichen.“
    „O doch, doch! Siehst du nicht, daß die Unsrigen dasselbe tun.“
    Er wollte sich losreißen; der Graf aber hielt ihn fest und sagte:
    „Halt! Du darfst nicht!“
    „Warum nicht? Bin ich nicht Herr meiner Person?“
    Der Suef war zornig geworden und zog den Grafen eine kleine Strecke mit sich fort. Dieser antwortete:
    „Du bist allerdings dein eigener Herr. Jetzt aber bist du nicht allein. Du würdest auch uns ins Verderben bringen.“
    „Das ist nicht wahr!“
    „O doch! Man würde dich sehen und auch auf uns aufmerksam werden. Schau hin, wenn du mir nicht glaubst! Mit euch ist es vorüber.“
    Es war nämlich jetzt gerade der Augenblick, in dem Normann mit der Reserve zu Pferd über die flüchtigen Beni Suef hereinbrach.
    Diese letzteren rannten auf ihr Lager zu. Man sah, wie sie niedergehauen und niedergeschossen wurden und nach allen Seiten auseinanderstoben.
    Zugleich bemerkten aber auch die drei, daß diejenigen, die zur Bewachung des Trosses zurückgeblieben waren, sich auf Pferde und Kamele warfen und die Flucht ergriffen. In der kurzen Zeit einiger Minuten hatten die verfolgenden Beni Sallah das feindliche Lager erreicht.
    Der Suef stand starr vor Entsetzen.
    „Nun, willst du wirklich“, fragte ihn der Graf.
    „Wer hätte das gedacht!“ lautete die Antwort, die fast pfeifend von den Lippen kam.
    „Daran ist nur dieser Hund schuld.“
    „Wer?“
    „Steinbach.“
    „Masr-Effendi?“
    „Ja. Hast du ihn denn vorhin nicht gesehen? Er ist der Anführer. Dort kämpft er – ah, mit wem?“
    „Mit Omram el Suefi. Allah ist groß! Seht, Omram wird siegen. Wie sie ringen!“
    „Gebe es der Teufel, daß der Hund getötet wird!“
    „Er muß fallen. Seht, seht! O Allah, Allah!“
    Dieser letztere Ausruf war im Ton des Schreckens gesprochen worden. Die drei sahen nämlich, daß Steinbach den Gegner mit dem Kolben niederschmetterte und dann weitereilte.
    „Verfluchter Kerl!“ knirschte der Graf. „Er ist und bleibt überall der Sieger. Aber nieder, nieder in den Sand! Man sieht uns sonst!“
    Erst jetzt folgten sie dieser bereits vorhin gegebenen Aufforderung und warfen sich nieder auf die Düne, von deren Höhe sie eine genügende Rundschau hatten.
    Da drang ein schriller Schrei zu ihnen. Es war nicht der erste, sie hatten die vorigen in ihrer Aufregung nicht beachtet. Sie blickten nach der anderen Richtung hin und sahen auf der Zinne der Ruine den Riesen mit den Frauen ringen.
    „Dort, dort ist er!“ sagte der
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