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330 - Fremdwelt

330 - Fremdwelt

Titel: 330 - Fremdwelt
Autoren: Jo Zybell
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zogen Sandfontänen hinter sich her. Schwarzbärtige, braungebrannte Männer mit langem, wehenden Haar. Sieben zählte Brainless Kid, und ihre sieben Maschinen stießen dunkle Qualmwolken aus.
    »Sehen gefährlich aus, was?«, fragte O’Hara von der Seite. Brainless Kid nickte, reichte ihm seinen Feldstecher und schlurfte zurück zum Ruderhaus.
    »Gefährlich oder nich!« Bevor er sich hineinbückte, sah er Trashcan Kid abwinken. »Wir wollen die Maschinen, das is der Punkt! Und was glaubt ihr denn, wie ihr rüberkommt, wenn man euch von weitem durch so ein Glotzrohr beäugt? Wie junge Karnickel vielleicht?«
    » Wir wollen die Maschinen nicht, Mr. Kid«, sagte die Soldatenbraut kühl. » Sie wollen die Maschinen, das ist der Punkt.«
    »Klar will ich die Maschinen, müsste ja bescheuert sein, wenn ich die nich wollte …«
    Der Streit ging weiter. Brainless Kid nickte der verheulten Johnny zu und verkroch sich wieder in seinen Mantel und seine Decken unter das Steuerruder. Er kramte seinen Kiffbeutel heraus. Zeit für ein Pfeifchen.
    Während er es stopfte, hörte er dem Streit draußen zu. Nichts Neues, was da an Nettigkeiten hin und her flog. Irgendwann sagte Paddy O’Hara: »Betrachten wir es doch mal ganz nüchtern, Ayris – Fahrzeuge wie diese da am Strand können uns nicht wirklich egal sein.«
    Einen Augenblick herrschte verblüffte Stille. Dann hörte Brainless Kid das Klatschen eines Schulterklopfers, und dann krähte Trashcan Kid: »Hey, Sergeant Rotschädel! Ihren Durchblick möcht ich haben! Und ihn gleichmäßig auf unseren Haufen verteilen können!«
    Danach war der Streit vorbei. So lief das meistens, wenn Paddy etwas sagte, dann gab sogar seine Soldatenbraut Ruhe. Eigentlich komisch, denn ein Captain stand über einem Sergeant; Brainless Kid hatte sich das von Trashie erklären lassen. Aber nach diesem elektrischen Impuls war sowie nichts mehr, wie es einmal war. Er zündete sich die Pfeife an.
    »Musst du denn immer diese Drogen rauchen, Paulie?«, ätzte Johnny.
    »Nein«, sagte Brainless Kid, »aber ich will .«
    Draußen am Heck hörte er Peewee kichern und Monsieur Marcel sagen: »Komm nä’er, ma chérie«, und Trashie krähte: »Jetzt brauchen wir nur noch einen Plan, was, Sergeant?« Wieder hörte Brainless Kid, wie er dem anderen auf die Schulter schlug. Sie fingen an, Pläne zu schmieden. Das konnte dauern.
    Brainless Kid tat ein paar tiefe Züge und kam ziemlich gut drauf. So gut, dass er nach Paul griff und an der Kordel zog. »Vamos a jugar?«, fragte Paul. » Wollen wir spielen?«
    »Na gut.« Brainless Kid zog seinen Mantel an, stopfte Paul in die Innentasche, damit niemand ihn sehen konnte, und schlurfte aus dem Ruderhaus. An der Heckreling lehnten Monsieur Marcel und Peewee und knutschten.
    »Du kannst doch in dem Zustand nicht an die Reling gehen!«, rief Johnny hinter ihm her. »Du wirst noch ins Meer stürzen!« Brainless Kid bekam feuchte Augen – er fand es toll, dass sich jemand Sorgen um ihn machte.
    Am Bug angekommen, sagte er zu Paddy und Trash: »Lasst mal das kleine Boot zu Wasser.«
    »Wasis?« Trashcan Kid starrte ihn an. Alle starrten ihn an.
    »Ich geh rüber und guck mir die Kerle mal an.« Er nahm einen tiefen Zug. »Jemand muss mich halt rudern.«
    Die anderen wechselten eine Menge verstohlener, skeptischer, spöttischer Blicke – Brainless Kid hatte keine Lust sie zu deuten. »Also, was is?«
    Weil jetzt alle O’Hara anguckten, zuckte der schließlich mit den Schultern. »Warum nicht? Paulie sieht friedlich aus mit seinem Kiffgrinsen und seinen Sommersprossen. Und im Kontaktaufnehmen ist er gut.« Er feixte. »Anders hätte er in seinem alten Job auch keinen Erfolg gehabt. Monsieur Marcel und Peewee sollen ihn rudern. Marcel kann quatschen und Peewee mit ihrem Stupsnäschen macht einen harmlosen Eindruck.«
    So kam es, dass Monsieur Marcel und Peewee eine halbe Stunde später das Boot aus der Brandung an den Strand zogen. Die Maschinenkerle hatten sie längst gesichtet und die Motoren abgestellt. Breitbeinig und mit geschwellten Brustkästen stapften sie heran. »Isch ’ab ein bisschen Angst um disch, Paulie«, sagte Monsieur Marcel. Brainless Kid stieg aus dem Boot und schlurfte ihnen entgegen. Sein Pfeifchen dampfte. Er nahm einen tiefen Zug.
    »Schaut an, schaut an!«, tönten die Maschinenkerle, als sie nur noch zehn Schritte von Brainless Kid trennten. »Wen haben wir denn da?« Alle sieben waren mindestens einen halben Kopf größer als er, und sie
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