Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
330 - Fremdwelt

330 - Fremdwelt

Titel: 330 - Fremdwelt
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
Flanke des Hügels gedrückt hatte. »Dann weg von hier, bevor wir Besuch bekommen!«
    Durch zersplittertes Geäst kletterten sie am Rumpf des Shuttles entlang nach oben. Nach und nach erst begriff Matt, was für ein Glück im Unglück sie gehabt hatten: Das Shuttle hätte gar nicht günstiger niedergehen können, als hier an der Bergflanke. Die verstärkte Unterseite hatte die Wucht des Absturzes ohne größere Beschädigungen abgefangen.
    Sie ließen das Fluggefährt und die umgestürzten Bäume hinter sich und überquerten den Hügel. Erst jetzt wurde sich Matt wieder der Tatsache bewusst, wie verzerrt hier alles aussah.
    Sie hatten es schon von oben gesehen, kurz vor dem EMP: Die ganze Landschaft sah aus, als wäre sie auf eine Plastikfolie gemalt und mit roher Kraft zu einem Mittelpunkt hin verzerrt worden. Alles wirkte langgezogen und zerfasert.
    Er und Xij kannten diesen Effekt, hatten ihn auf ihrer Reise durch die Parallelwelten schon einmal gesehen. Er musste auch hier von einem entarteten Tor in den zeitlosen Raum stammen. Ein Tor, das ihr Freund Tom Ericson geschlossen haben musste, denn sonst wäre die Welt nicht erstarrt, sondern weiter und weiter eingesogen worden. [2]
    Sie liefen den Hang hinunter, sprangen über umgestürzte Bäume, wateten durch einen Bach. Von der bizarren Umgebung ging ein unbestimmtes Gefühl drohender Gefahr aus. Mit Schaudern dachte Matthew an die verzerrten Affen zurück, die sie damals angegriffen hatten. War das hier vielleicht sogar derselbe Dschungel? Unwillkürlich tastete er nach dem Kolben der Laserpistole, doch das Gefühl von Sicherheit blieb aus. Kein Wunder; er würde sie einem Gegner höchstens noch über den Schädel ziehen können.
    Sie rannten an verzerrten Bäumen und verzerrtem Buschwerk vorbei und in den dicht bewachsenen Hang des nächsten Hügels hinein. Ständig musste Matt blinzeln, weil die eigenartigen Verzerrungen ihm eine optische Täuschung vorgaukelten, die jedoch echt und greifbar war.
    Xij hielt auf einen in sich verdrehten Urwaldriesen mit tief hängenden Ästen zu. »Hier hinauf!«, keuchte sie atemlos, als sie ihn erreichten. Nacheinander kletterten sie ein gutes Stück in der von schuhgroßen Blättern dicht bewachsenen Krone entgegen.
    Auf halber Höhe fanden sie eine Stelle, an der zwei Äste, stark wie menschliche Rümpfe, aus dem Stamm ragten. Dort kauerten sie sich zusammen, hielten sich im Geäst fest und verschnauften.
    Xij bog das hellgrüne Blattwerk mit ihrem selbst gefertigten Kampfstab zur Seite, und sie spähten hinüber zu dem Hügel, an dessen Hang das Shuttle notgelandet war. Die Spitze mit dem Cockpit ragte schräg empor; auch die linke Tragfläche war gut zu erkennen. Das Fluggerät mit seinen geraden oder jedenfalls regelmäßigen Linien tat dem Sehsinn gut, während die Verzerrungen ringsum allmählich in den Augen schmerzten.
    »Da.« Mit einer Kopfbewegung deutete Xij auf den Blätterwall neben der Schneise, die das Shuttle in den Dschungel gerissen hatte. Dort wackelten Äste, und zwar eindeutig nicht vom Wind. Zum einen war es nämlich vollständig windstill und zum anderen setzte sich die Bewegung zielstrebig in Richtung Shuttle fort.
    Schon tauchte der erste Roboter aus dem Unterholz auf, weitere folgten. Verzerrt wie die Umgebung, aus der sie auftauchten, waren die Maschinenmenschen nicht, aber auch nicht wirklich ebenmäßig. Matt erkannte den gleichen Zivilisationsschrott, aus dem auch die Metallos in Cancún gefertigt waren; keine zwei Roboter glichen einander. Und dann tauchte ein schwarz-grün-braun Gefleckter auf, der kleiner als die anderen war, aber auch wesentlich beweglicher zu sein schien. Mal rollte er auf Kettenschuhen durchs Unterholz, mal fuhr er drei Teleskopstelzen aus, um über dichtes Buschwerk und querliegende Stämme zu staksen. Sein Torso sah aus wie ein auf die schmale Grundfläche gestelltes dreiseitiges Prisma, auch seine Gelenke und sein Schädel hatten etwas Kantiges, Axtklingenartiges. Seine Glieder konnte er verlängern, wie es aussah, und als Gesicht trug er eine Art Raubvogelmaske.
    Etwa zwanzig Meter über dem Shuttle blieb er auf einer Lichtung im Hang stehen, während die anderen das Fluggerät umzingelten und schließlich unter den Rumpf zur offenen Ladeluke kletterten. Ein seltsames Flirren ging von dem Gefleckten aus, wie bläuliche Lichtbalken im Morgendunst, schwer zu erkennen und doch war es Matt, als würden sie in den Wald und hinunter zum Shuttle reichen und beides
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher