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330 - Fremdwelt

330 - Fremdwelt

Titel: 330 - Fremdwelt
Autoren: Jo Zybell
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leuchtete, grunzte Faultier immer unwilliger. Seine ganze Aufmerksamkeit war auf das Plüschtier gerichtet.
    Matt nutzte die Chance, die sich ihm bot. Mit einem Sprung war er bei dem Chef des Dorfes, riss ihm den Teddy aus den Klauen und schleuderte die Figur weit durch den Raum. Faultier jaulte auf und eilte ihm hinterher.
    Matthew stürzte zur Nachbarliege. Schiefhals lag immer noch völlig reglos. Matt griff in Blut, als er die Pistole packte. Workels Haar war versengt, seine linke Augenhöhle von Blut verkrustet, und in seiner Brust klaffte ein hässliches feuchtes, schwarz-rotes Loch.
    Xij stand schon vor dem Fenster, schlug es mit ihrem Stab aus dem Rahmen. Faultier ließ sich grunzend auf die Knie nieder, tastete nach dem Teddy, und auf der Treppe wankten schon die ersten Indios wie schlaftrunken dem Portal entgegen.
    Matt riss dem toten Workel die Laserpistole vom Halsband und rannte zu Xij. Die war schon durch das Fenster geklettert und half nun auch ihm hindurch.
    »Chef!«, brüllte Faultier jetzt. »Chef! Chef!« Er packte den Teddy und richtete sich auf. Dann eilte er zu dem Baumstamm im Zentrum des Raums und machte sich daran zu schaffen. Ein Ruck ging durch das Holz, dann schob es sich zur Seite.
    Aber das sahen Matt und Xij schon nicht mehr. Außerhalb des Saales sprangen sie von der Plattform und hetzten an den Hütten vorbei zum Palisadenzaun. Der erwies sich als viel zu glatt und viel zu hoch, um ihn einfach so überklettern zu können. An ihm entlang rannten sie um das halbe Dorf herum, bis sie endlich das offene Tor erreichten.
    »Zum Glück halten sich alle Indios bei ihrem Tempel auf«, keuchte Xij Hamlet.
    »Hoffen wir es! Und dass sie noch eine Weile brauchen, um wieder zu sich zu kommen.« Matt deutete auf das offene Tor. »Raus in den Wald!«
    Sie verließen das Dorf und schon nach wenigen Schritten den Pfad, rannten ins Unterholz hinein – und prallten schon nach wenigen Schritten zurück.
    Völlig unerwartet tauchte Faultier vor ihnen auf; in der linken Klaue hielt er den kleinen Teddy. »Chef!«, grunzte er. Offenbar gab es einen Geheimgang zwischen Tempelhalle und Wald, anders hätte er die Strecke so schnell nicht bewältigen können.
    Xij packte den Kampfstab, ging in eine breitbeinige Reiterstellung, wie meist, wenn sie sich einem Gegner gegenübersah. Matt richtete die Laserpistole auf Faultier. Er konnte nur bluffen.
    »Du hast im Traum gesehen, wie diese Waffe funktioniert«, rief er. »Sie kann dich bei lebendigem Leib verbrennen! Lass uns vorbei oder du bist des Todes!«
    Als Antwort hob Faultier die Linke mit dem Teddy, zog mit der Rechten die Kordel ein Stück heraus und ließ sie gleich wieder los. »Ich hab dich lieb«, schnarrte es aus dem Stofftier.
    »Vergiss es. Ein zweites Mal spielen wir deine verdammte Sonderrunde nicht mit«, knurrte Matt Drax. »Verschwinde! Das ist die letzte Chance, die ich dir gebe!«
    Faultier grunzte nur beleidigt. Er schlug Teddy auf den Kopf und hob ihn noch ein Stück höher. Und wieder glühte es in dem Stofftier bläulich auf. Matt spürte, wie eine bleierne Mattigkeit nach ihm griff.
    Doch bevor die Psychostrahlung sie beide erneut beeinflussen konnte, holte Xij aus. Ihr Stab wirbelte über Matt hinweg und traf Faultier an der Stirn. Der kippte um wie Denkmal, das man seines Sockels beraubt hatte. Der Teddy löste sich aus seiner Klaue, wirbelte davon und blieb nicht weit entfernt im Gestrüpp hängen. Das blaue Licht um das Stofftier pulsierte schwach und unregelmäßig.
    Xij sprang über den zuckenden, von Locken bedeckten Körper Faultiers hinweg, bückte sich nach ihrem Stab, holte aus und führte einen wuchtigen Hieb gegen den Teddy. Der Schlag schleuderte ihn viele Schritte weiter ins Gras.
    Matt schüttelte die letzten Reste der bleiernen Schwere ab, die ihn hatte ergreifen wollen. Er wankte zu der Stelle, wo Teddy im Gras lag, hob den Stiefel und trat zu. Wieder und wieder. So lange, bis der kleine Stoffkörper platt und tief in den Waldboden getreten war.
    ***
    Sie liefen bis in die Nacht hinein. Kein Indio verfolgte sie. Im tief hängenden Geäst eines Urwaldriesen versuchten sie zu schlafen. Beide waren sie maßlos erschöpft. Matt Drax spürte Xijs zierlichen Körper in seinen Armen zittern.
    Bei Sonnenaufgang kletterten sie vom Baum herab. Zwei Stunden dauerte es, dann fanden sie den Pfad, auf dem Workel und die Indios sie ins Dorf gebracht hatten. Gegen Mittag stießen sie auf einen Bachlauf und folgten ihm aufs Geratewohl.
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