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330 - Fremdwelt

330 - Fremdwelt

Titel: 330 - Fremdwelt
Autoren: Jo Zybell
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Sie hatten Glück – es war der Bach, den sie ganz zu Beginn ihrer Flucht überquert hatten. Gegen Abend durchquerten sie an seinem Ufer die Schneise am Fuß des Hügels, in dessen Hang das Shuttle notgelandet war.
    Sie stiegen hinauf, fanden die umgestürzten Bäume und die Schlamm gefüllte Senke, und als Matt hinunterstieg und mit Xijs Stab im Schlamm herumstocherte, stieß er gegen Miki Takeos Plysteroxkörper.
    Nur eins war anders: Das Shuttle war weg!
    »Verflucht …« Wie ein körperlicher Schmerz schnitt Matt die Enttäuschung in die Eingeweide. »Wie kann das sein?«
    »Wir hätten es sowieso nicht starten können«, sagte Xij.
    Matt reagierte gereizt. »Ach, nein? Es hat es sich ja wohl kaum in Luft aufgelöst. Also muss es wohl gestartet sein.«
    »Fang bloß nicht an zu streiten. Bin schließlich genauso kaputt wie du …« Xij Hamlet verstummte und lauschte. In nicht allzu weiter Entfernung klangen metallische Geräusche auf und das Brechen von Ästen.
    »Die Roboter!«, flüsterte Matt Drax. »Wie konnten wir so dumm sein? Sie wussten, dass wir zurückkommen würden, und haben den Hügel beobachtet.«
    Er packte Xij, rannte los, zerrte sie hinter sich her ins Unterholz.
    Ein Roboter tauchte vor ihnen auf, so plötzlich, dass er gegen ihn prallte. Im nächsten Moment lagen er und Xij am Boden. Ein Ring von Robotern zog sich um sie zusammen. Die beiden waren so erschöpft von den Strapazen des Vortags, dass sie eine weitere Flucht nicht mal versuchten.
    Dann sah Matt den Roboter mit dem prismenförmigen Torso aufragen: die Nummer Eins, wie er vermutete. Er war höchstens anderthalb Meter groß und trug eine bunte hölzerne Geiermaske vor dem Metallkopf. Hinter den Sehschlitzen leuchtete es schwach bläulich. Eisiger Schrecken durchzuckte Matt: Es war dasselbe Blau, das auch von dem Teddy ausgegangen war.
    Der Geier-Metallo rührte sich nicht, schien zu lauschen. Hielt er stumme Zwiesprache? Wohl kaum mit sich selbst, denn Roboter neigten nicht dazu, ihre Handlungen zu reflektieren. Stand er also in Funkverbindung mit seinem Schöpfer und empfing neue Befehle?
     
    »AV-01 an den Großen Herrn«, modulierte der Prototyp nach außen hin unhörbar. »Beide Hominiden gefangengenommen. Von dem Androiden immer noch keine Spur. Auch das neurokinetische Spezialmodul ist nicht mehr anzupeilen. Kommen.«
    »Dann hat es sich doch wieder selbst deaktiviert«, erklang die Stimme des Großen Herrn in seinen Schaltkreisen. »Vielleicht durch eine Erschütterung, vielleicht durch einen Defekt.« Eine kurze Pause. Dann: »Scanne er sämtliche neuronalen Schaltfelder der Gefangenen. Wir brauchen ihren vollständigen Bewusstseinsinhalt. Und dann nehme er sie in sicheren Gewahrsam, bis Wir zurückkehren. Wiederholen.«
    »AV-01 wiederholt den Befehl des Großen Herrn: Neuronale Netze scannen, sämtliche Bewusstseinsinhalte scannen. Die Gefangenen sichern.«
     
    Matt blickte unverwandt zu dem Metallo hinüber, der noch immer reglos dastand. Welche Befehle mochte er gerade erhalten? Ihr Todesurteil zu vollstrecken?
    Neben sich hörte er Xij schluchzen. Er verfluchte den Umstand, dass sie zur Absturzstelle zurückgekehrt waren. Seine Schuld. Hoffentlich hatten die Metallos nicht auch noch beobachtet, wie er im Schlammloch nach Miki Takeo stocherte.
    Plötzlich setzte sich der Roboter in Bewegung. Er kam zu ihnen herüber. Baute sich vor Matt auf. Und dann begann es hinter der Geiermaske intensiver zu leuchten. Blaue Lichtfinger aus den Sehschlitzen trafen Matthews Kopf. Ihm war, als stöbere jemand in seinen Gehirnwindungen herum. Ein neuronaler Scan!, dachte er noch. Dann vergaß er zu denken.
    In der Ferne schwoll ein Röhren und Brausen an, rückte näher und näher. Bald schien es den Himmel auszufüllen. Matt starrte vor sich hin, den Kopf in blaues Licht getaucht. Nur Xij Hamlet schaute nach oben – und erschrak.
    Ein Fluggerät brauste über den Dschungel hinweg: das Mondshuttle! Es verschwand in der Ferne.
    ENDE
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