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311 - Der Weg des Bösen

311 - Der Weg des Bösen

Titel: 311 - Der Weg des Bösen
Autoren: Susan Schwartz
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Windtänzer bestimmt, dass Maya hier untergebracht war. Und bei allem Wahnsinn, der ihn befallen haben mochte, war Chandra sicher, dass er der Frau, die er sein Leben lang geliebt hatte, nichts antun wollte.
    Diesen Gedanken hatte wohl auch Neronus gehabt, als er ihre Kinder hierher bringen ließ. Noch dazu, weil Londo womöglich Windtänzers leiblicher Sohn war.
    Maya hatte nie darüber gesprochen und dieses Geheimnis vermutlich auch Leto verschwiegen, aber Chandra war nicht dumm; sie wusste, was damals passiert war, und sie konnte rechnen. Vermutlich hegte Leto ebenfalls schon lange diesen Verdacht. Demnach war das Windtänzers einzige schwache Stelle – hoffentlich.
    Im achten Stockwerk ging Chandra die Luft aus, und sie wagte es, den Weg mit dem Lift fortzusetzen. Die Klinik war leer und verlassen, das Personal und die Patienten waren geflohen oder weggeschafft worden, und die Waldleute hatten anscheinend nicht den Befehl, das Gebäude zu besetzen. Oder  ...waren sie längst hier gewesen und bereits wieder fort?
    Chandra riss die Tür auf – und sah zu ihrer Erleichterung Nomi und Londo vor sich. Bei ihnen war Samari Bright.
    Nur – das Bett war leer.
    »W-wo ist Maya?«, stotterte sie verdattert.
    »Chandra!« Die Kinder stürmten auf sie zu und umarmten sie. »Wo ist Papa?«
    »Euer Vater verteidigt die Stadt gegen einen Wahnsinnigen, der uns alle vernichten will.«
    »Das hat Samari auch gesagt, aber wir hatten gehofft, er wäre bei dir«, sagte Nomi.
    »Wo ist Maya?«, wiederholte Chandra und zeigte auf das leere Bett.
    »Das wissen wir nicht«, antwortete Londo. »Sie war schon weg, als wir ankamen. Wir haben auf dich gewartet, und auf Neronus und natürlich Papa.«
    Chandra sah Samari an, die die Schultern hob.
    »Ich habe alles abgesucht, aber sie ist hier nirgends. Möglicherweise wurde sie abgeholt. Oder  ...sie ging selbst hier raus.« Sie wies mit dem Kinn auf Londo.
    »Auf eigenen Füßen!«, sagte der stolz. »Ich weiß es, ich kann es fühlen!«
    Chandra runzelte die Stirn. »Wie kannst du das fühlen?«
    »Weiß nicht. Aber ich weiß, dass Mama wieder wach ist.«
    »Warum hat sie dann nicht auf uns gewartet?«, warf Nomi ein.
    »Sie konnte nicht.«
    Chandra nickte. »Dann machen wir uns jetzt auf den Weg, bevor die Waldleute uns aufstöbern.«
    »Ich habe einen Gleiter«, erklärte Samari. »Damit sind wir in wenigen Minuten aus der Gefahrenzone raus.«
    »Sie wissen, wohin es geht?«
    Samari nickte. »Neronus Gingkoson hat mich instruiert.«
    »Mich auch«, sagte Chandra und sah die Kinder an. »Habt ihr Lust auf eine Reise zum Tartaros?«
    ***
    Am Ende des Chaos trat er dann endlich persönlich auf.
    Wie ein Kaiser der alten Erde schritt er hoch aufgerichtet im wehenden langen Mantel die staubige und von Trümmern gesäumte Hauptallee von Elysium entlang auf den Regierungstower zu. Seine Anhänger reihten sich an den Seiten auf, manche folgten ihm in respektvollem Abstand.
    Die Großbildschirme flackerten und zeigten dann ein leicht verzerrtes Bild von Windtänzer aus der Perspektive einer fliegenden Kamera, wie er die Straße entlang ging.
    »Seht, Volk der Städte«, erklang Blattschwinges flüsternde, ehrfurchtsvolle Stimme. »Hier kommt er, euer neuer Herrscher. Huldigt ihm.«
    Eine weiß gekleidete, einsame Gestalt erwartete den Obersten Baumsprecher vor dem Haupteingang des Regierungsgebäudes. Niemand hätte es gewagt, sich ihr zu nähern. Für das Waldvolk war sie immer noch die Tochter der hoch verehrten Präsidentin. Sie mochten wahnsinnig geworden sein, aber sie hatten nicht vergessen.
    Der Schamane, nur noch ein Zerrbild seiner selbst mit einer ungeheuer bösen Ausstrahlung – als habe sich der Streiter in ihm manifestiert –, blieb in zwanzig Schritten Abstand zu der ätherischen, weiß leuchtenden Gestalt stehen.
    »Dame Präsidentin«, sprach er mit weithin schallender, volltönender Stimme, »es ist an der Zeit. Die Städter hatten ihre Chance und haben versagt. Nun ist das Waldvolk an der Reihe. Ich werde den Mars zu neuer Blüte und zum Frieden führen.«
    »Windtänzer«, sagte Maya Joy Tsuyoshi mit einem leichten Zittern in der Stimme. »Erinnere dich an unser letztes Gespräch.«
    »Ich vergesse niemals etwas. Und du hast immer noch nicht verstanden.«
    »Doch, das habe ich.« Der Klang ihrer Stimme wurde fester, sicherer. »Ich habe verstanden, dass ich deinen Hilferuf nicht rechtzeitig erkannt und eingegriffen habe. Der Streiter ist es, der aus dir spricht, nicht du
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