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311 - Der Weg des Bösen

311 - Der Weg des Bösen

Titel: 311 - Der Weg des Bösen
Autoren: Susan Schwartz
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Familienangehörigen, bei den Anschlägen starben. Die herrschende Gesellschaftsordnung war damit ein für allemal zerstört. Die Toten mussten inzwischen in die Zehntausende gehen.
    »Aber wer tut so etwas?«, flüsterte Neronus, der immer noch wie gelähmt dastand. Sein Kopf ruckte zur Seite, als sich die riesige Werbewand an dem Bau neben ihm aktivierte. Erleichtert erkannte er Leto. Er lebte!
    »Hier spricht Präsident Leto Jolar Angelis«, verkündete er mit weithin hallender Stimme. »In diesen Minuten wurden in sämtlichen Städten gezielte Anschläge auf alle fünf Häuser verübt. Tausende von Menschen fanden dabei den Tod. Mindestens zwanzig Prozent jeder Stadt liegen in Trümmern, und es ist abzusehen, dass es nicht dabei bleiben wird. Diese Aktionen wurden von langer Hand geplant und haben nur ein einziges Ziel: Die Städte und die Existenzgrundlage ihrer Bewohner zu zerstören. Und durch die Vernichtung der Haupttürme der fünf Familien auch die Gesellschaft, die wir in fünfhundert Jahren unter großen Entbehrungen aufgebaut haben.
    Ich rufe hiermit das Kriegsrecht aus. Die Bevölkerung wird gebeten, Bunker und unterirdische Tunnel aufzusuchen, die Ordnungskräfte werden dabei behilflich sein. Alle verfügbaren Kräfte wurden in Marsch gesetzt, auch die Rettungsdienste sind unterwegs. Wir tun unser Bestes, aber bitte haben Sie Verständnis, dass wir nicht überall gleichzeitig helfen können. Bewahren Sie deshalb Ruhe und unterstützen Sie sich gegenseitig. Ich bin sicher, dass wir diese Krise bald überwunden haben. Verlieren Sie nicht die Hoffnung! – Diese Mitteilung wird fortlaufend wiederholt.«
    Gleichzeitig schlug eine bestimmte Frequenz bei Neronus’ PAC an.
    »Leto!«, rief er. »Ich bin sofort bei Ihnen...«
    »Vergessen Sie das«, unterbrach ihn der Präsident. »Holen Sie Chandra aus der Klinik! Es sind die Waldleute! Sie haben sich bei uns eingeschleust, nach und nach alle wichtigen Stationen kennengelernt und besetzt. Windtänzer führt sie! Deshalb sind sie seinerzeit aus den Städten verschwunden: weil er sie um sich geschart und sie auf sich eingeschworen hat! Sie haben das Nahen des Streiters lange vor uns gespürt, aber Windtänzer hat es geschafft, ihren Wahnsinn in geordnete Bahnen zu lenken und zu steuern!«
    »Deshalb haben sie alle diesen Satz über die Kinder des Mars wie ein Mantra gemurmelt«, stieß Neronus hervor. »Er hat sie sich alle hörig gemacht. Der Mann ist noch viel gefährlicher, als wir dachten! Wir hätten seine kryptische Warnung an Maya viel ernster nehmen müssen.«
    »Er hat geahnt, was mit ihm geschehen würde, und ist tatsächlich als Erster dem Einfluss des Streiters verfallen. Jetzt wird er Rache üben.«
    »Ich weiß. Blattschwinge hat Julian Gonzales ermordet, und Refor ist sein Zwillingsbruder!«
    »Darauf bin ich auch gekommen«, zischte Leto mit verzerrter Miene. »Dieser junge Narr! Wir sind über Nacht im Tower geblieben. Als ich mich nach seiner Ähnlichkeit mit Blattschwinge erkundigte, griff er mich an, aber er unterschätzte mich. Er war keineswegs so begabt wie sein Bruder.«
    »Er ist tot?«, fragte Neronus.
    »Ja. Von seinen Geschwistern geht nun die größte Gefahr aus. Deshalb müssen Sie sofort Chandra befreien, bevor man sie als Geisel gegen mich benutzen kann!«
    »Leto, ich muss vor allem Sie beschützen! Sie sind der Präsi-«
    »Scheiß was drauf, Nero!«, unterbrach ihn Leto. »Über wen regiere ich denn noch? Sie haben Ihren Befehl, führen Sie ihn aus. Ich halte Ihnen von hier aus so gut wie möglich den Rücken frei. Haben wir uns verstanden?«
    »Ich hasse es, wenn Sie pathetisch werden, Sie bornierter, aristokratischer Mistkerl«, knurrte Neronus, und Leto lachte.
    »Möge der Rote Vater mit Ihnen sein, Nero, Sie sind der Beste, das wusste ich immer.« Damit schaltete er ab.
    Neronus machte sich zu Fuß auf den Weg, als Letos Sendung plötzlich abrupt unterbrochen wurde. Auf dem großformatigen Bild erschien stattdessen das Gesicht von Blattschwinge.
    »Ja, wir haben Krieg«, sagte der junge Mann höhnisch. »Aber nicht so, wie ihr denkt. Es gibt kein Entkommen. In dieser Stunde bricht das gesamte Volk der Waldmenschen auf und wird die Städte übernehmen. Die Zeit der Rache ist gekommen!«
    Danach wurde der Schirm schwarz und der Boden von vier weiteren Explosionen erschüttert.
    »Die Sendestationen«, flüsterte Neronus. Er beschleunigte seine Schritte. Hoffentlich kam er nicht zu spät. Unterwegs aktivierte er weitere
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