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311 - Der Weg des Bösen

311 - Der Weg des Bösen

Titel: 311 - Der Weg des Bösen
Autoren: Susan Schwartz
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sehr eng gehalten, aber wir haben genug Erweiterungsmöglichkeiten. Wir sind weitgehend autark. In etwa zehn Kilometern Entfernung gibt es zudem einen See und einen kleinen Wald – von Menschen unbewohnt, wohl aber von etlichen essbaren Tieren.«
    Chandra rieb sich die Stirn. »Meine Kopfschmerzen nehmen ab.«
    »Ja, der Strahlenschutz des Bunkers schirmt auch die Beeinflussung durch den Streiter etwas ab. Außerdem entfernt er sich zusehends, der Himmel wird allmählich wieder heller.«
    Ranjen führte die drei in die Kommandozentrale, in der geschäftig gearbeitet wurde, ließ sie an einem Tisch Platz nehmen und ihnen etwas zu essen und zu trinken bringen.
    Samari Bright gesellte sich bald zu ihnen, und zwei Stunden später traf zur Erleichterung aller auch Neronus Gingkoson ein. Er war völlig erschöpft und abgekämpft.
    »Kommt her, Kinder«, sagte er zu Nomi und Londo, »und auch alle anderen! Ich muss euch etwas mitteilen.«
    Seine Stimme klang bedrückt, und Chandra hatte schlagartig einen dicken Kloß im Hals. Den Gesichtern der anderen war anzusehen, dass es ihnen ebenso erging.
    Neronus räusperte sich; was er sagen wollte, fiel ihm sichtlich schwer. »Präsident Leto und Präsidentin Maya sind nicht mehr am Leben«, verkündete er dann in die angespannte Stille hinein. Er drückte Nomi und Londo an sich, die zu weinen begannen, aber auch viele andere hatten Tränen in den Augen, einschließlich Chandra.
    »Sie starben als Letzte im Kampf um die Freiheit, gemeinsam Seite an Seite«, fuhr der Geheimdienstchef fort. »Alle Städte sind an Windtänzer gefallen, der in diesen Minuten aus dem Regierungstower seine erste Ansprache hält. Es gibt keinen Zweifel daran, dass er als gnadenloser Diktator herrschen wird. Er ist völlig dem Einfluss des Streiters erlegen, zu einem Monster mit ungeheuren Kräften mutiert, die nur im Bösen angewendet werden. Die Waldleute stehen treu zu ihm; vermutlich sind sie alle seinem suggestiven Einfluss unterlegen.
    Es hat hunderttausende Tote gegeben, aber es gibt auch Überlebende. Viele Städter konnten fliehen, verstecken sich nun in den Ruinen oder draußen auf dem Land. Unsere Kameraden vom Geheimdienst werden nach und nach hier eintreffen und in den Bergen Unterkunft finden. Wir haben in den vergangenen Jahren vorgesorgt und etliche der größeren Höhlen ausgebaut.
    Es hat sich gezeigt, dass mit der Entfernung des Streiters auch seine schreckliche Strahlung nachlässt. Wir, die Städter, werden noch einige Zeit mit den Nachwirkungen belastet sein, aber hoffentlich wieder ganz zu unserer früheren Form zurückfinden. Für die telepathisch begabten Waldleute hege ich da weniger Hoffnung. Windtänzer hat sie voll in seinem Griff und wird sie nicht freigeben. Es ist auch zu befürchten, dass sie durch den Einfluss des Streiters irreversible Schäden an ihrer Psyche davongetragen haben.
    Es gibt noch weitere schlechte Nachrichten. Der Kontakt zur Raumwerft ist abgebrochen, aber damit war natürlich zu rechnen. Wir können nur hoffen, dass dort oben noch jemand am Leben ist. Für uns bedeutet das, dass wir ab sofort völlig isoliert sind.«
    Seine Stimme verhallte. Niemand rührte sich, alle waren von der Ansprache zu sehr erschüttert. Nomi und Londo flüchteten sich in Chandras Arme. Der Schock, beide Eltern an einem Tag verloren zu haben, würde sie vermutlich erst später mit voller Wucht einholen. Im Moment hielten sie sich bewundernswert tapfer.
    Nomi schaute mit tränenverschmiertem Gesicht auf und stieß stockend hervor: »Aber  ...aber wir dürfen nicht aufgeben. Papa hat immer gesagt, dass wir nach vorn schauen müssen. Und an die Lebenden denken sollen.«
    Neronus starrte das schmale, für sein Alter hochaufgeschossene Mädchen an.
    »Dein Vater war ein weiser Mann«, sagte er mit leicht zitternder Stimme. »Und du trittst schon in seine Fußstapfen, Nomi.« Er wandte sich an die Runde. »Das soll uns ein Vorbild sein!«, fuhr er laut fort, und seine Stimme nahm einen festen Klang an. »Leto konnte nicht voraussehen, was geschieht, aber er hat mit einem neuen Bruderkrieg gerechnet und deswegen mit einem Notfallplan gründlich vorgesorgt. Wir haben hier alles, was wir brauchen, um den Widerstand aufzubauen – und das Überleben des marsianischen Volkes, insbesondere der Städter, zu sichern. Jeder von euch wird seine Aufgabe erhalten, und wir werden ohne Verzögerung an die Arbeit gehen.« Er sah Chandra an. »Dame Chandra Tsuyoshi, Sie sind nun der
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