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311 - Der Weg des Bösen

311 - Der Weg des Bösen

Titel: 311 - Der Weg des Bösen
Autoren: Susan Schwartz
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gingen. Der beste Ort für ein Versteck; hier gab es tausende Möglichkeiten.
    »Weißt du denn, wohin es geht, Chandra?«, fragte Nomi. »Im Wald kenne ich mich aus, da finde ich mich zurecht – aber sowas hab ich noch nie gesehen. Da würde ich mich gleich verirren.«
    »Geht mir genauso, ich bin Städter durch und durch«, antwortete Chandra. »Aber Neronus hat mir einen Plan gegeben. Ihr müsst mir nur folgen. Und schön still sein!«
    ***
    Der dunkelste Tag der Menschen auf dem Mars näherte sich seinem Ende. Die Sonne ging unter, nicht mehr als ein weit entfernter, rötlich schimmernder Ball. Es wurde rasch kälter und die Flüchtigen mussten sich beeilen. Ohne Anzug überlebte man nicht hier oben in der marsianischen Nacht in den nackten Felsen.
    In der Ferne stiegen vereinzelte Rauchsäulen auf. Dort lag Elysium, das sie in Trümmern und Chaos zurückgelassen hatten. Chandra vermochte sich nicht auszumalen, was dort jetzt im Gange sein musste.
    Nicht zurückdenken, nur vorwärts. Sie schluckte die bittere Galle hinunter. Die Kinder brauchen dich jetzt.
    »Papa hat gesagt, wir sollen niemandem trauen«, sagte Nomi unterwegs, als sie sich auf einem komplizierten Pfad zwischen den Felsen hindurch bewegten. »Aber du und Samari, euch trauen wir. Deswegen sind wir auch mitgegangen.«
    »Danke«, flüsterte Chandra.
    »Ja, wir haben beratschlagt«, fügte Londo hinzu. »Und es ist nämlich so, dass wir noch zu klein sind, um uns allein zurechtzufinden. Also nicht nur verstecken, wir müssen ja auch irgendwie überleben.«
    »Das werdet ihr«, versprach Chandra, während sie ihren PAC konsultierte. »Vorausgesetzt, ich finde den Weg. Kommando zurück! Ich habe eine Abzweigung verpasst.«
    Schließlich ging es durch schmale Spalten nach unten. Raffiniert. Die meisten Waldleute waren Naturmenschen, aber in den Felsen kannten sie sich mit Ausnahme der Canyonsippe nicht besser aus als die Städter – eher schlechter. Viele Stadtbewohner frönten dem Bergsteigen oder dem Felsklettern, sie machten auch Orientierungswanderungen und dergleichen. Deshalb gab es umfangreiche und detaillierte Karten von dem Gebiet.
    Schließlich kamen sie in einer kleinen Talsenke heraus – und Chandra erkannte staunend den Eingang zu einem Bunker. Er musste aus der Frühzeit der Gründer stammen. Schmale Fensterschlitze waren in die Felsen gehämmert, mit dickem grünen Glas, das vor der Strahlung schützte.
    Auch die Kinder waren mehr als beeindruckt. »Da gehen wir jetzt rein?«, fragte Londo.
    »Laut Plan, ja.«
    »Haben wir früher so gelebt?«
    »Als wir noch nicht angepasst waren an die Strahlung und die Kälte, ja. Es waren die ersten festen Behausungen, bevor wir daran gingen, die Städte zu gründen. Es war eine sehr harte Zeit, weitgehend ohne Technik, das Terraforming erst im Aufbau. Die Gründer haben Hunger und Krankheiten durchlitten, viele Verluste erlebt.«
    Chandra näherte sich mit den Kindern an der Hand dem Bunkerzugang. Diese Talsenke war gut geschützt vor Unwettern und Sandstürmen, auch die Temperatur lag ein wenig höher, weil sie den ganzen Tag von der Sonne beschienen wurde. Ein guter Platz.
    Ein Knirschen und Summen ließ sie zusammenzucken, doch bevor sie etwas unternehmen konnte, öffnete sich bereits der Eingang und Ranjen Angelis kam heraus.
    »Bei den Windgeistern, ihr habt es geschafft!«, rief er, und hinter ihm drängten weitere Menschen heraus, um die Flüchtigen in Empfang zu nehmen. Sie umarmten Chandra und die Kinder, beglückwünschten sie und zogen sie hinein in den Bunker.
    Chandra verharrte beinahe ehrfürchtig, als sie die Schleuse hinter sich gelassen hatten und in den inneren Bereich vordrangen. Was einmal ein Bunker gewesen war, war nun riesenhaft ausgebaut und mit allen technischen Raffinessen ausgestattet worden.
    »Das ist unsere Geheimzentrale«, erklärte Ranjen grinsend. »Präsident Leto hat sie bereits zu Beginn seiner ersten Amtszeit anlegen lassen, als er den Geheimdienst gründete. Er hat wohl geahnt, dass es eines Tages zu einer Katastrophe kommen würde.«
    »Er hat immer weit vorausgedacht, und wir haben ihn unterschätzt«, murmelte Chandra.
    Ranjen erklärte weiter: »Hier befinden wir uns gleich im Zentrum, mit der Kommandozentrale, Funk und Ortung, Archiv, Waffenkammer, Übungs- und Versammlungsräume, Energieaggregate und so weiter. Weiter drinnen befinden sich dann die Lebenskammern, Unterkünfte, die Versorgungseinrichtungen, Gewächshäuser, Vorräte. Das alles ist noch
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