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304 - Allein gegen alle

304 - Allein gegen alle

Titel: 304 - Allein gegen alle
Autoren: Sascha Vennemann
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Pflanzenblatt rollte. An der Reling entzündete er ein Streichholz und setzte das fragile Rauchwerk in Brand. Dann reichte er den Beutel mit dem Kraut an Matt weiter. »Auch eine?«
    Der lehnte dankend ab und war erleichtert, dass der Wind den ätzenden Rauch hinauf auf die offene See wehte. »Also, was kannst du mir erzählen?«, begann er.
    »Worüber? Über die Fischmenschen oder über die Tekknik-Freaks?«
    »Am besten über beide«, antwortete Matt und versuchte sich seine Erregung nicht anmerken zu lassen. Andererseits: Wer wusste schon, ob Como nicht einfach nur sein Seemannsgarn Fremden gegenüber zum Besten gab?
    Wieder kniff der Fischer die Lider zusammen. Sein Gesicht warf tiefe Falten, wie Wellen auf See. »Bist du einer von ihnen?«
    »Von den Technos?«
    Como nickte. »Sì. Einer von denen, die auf dem Grunde des Meeres herumlaufen und die Ernte einbringen.«
    Matt meinte, sich verhört zu haben. Bunkermenschen, die unterseeische Pflanzungen anlegten?
    Andererseits – das klang gar nicht so unglaubwürdig. Warum sollten Technos nicht den Meeresgrund nutzen, wenn sie die Erdoberfläche meiden wollten? So entgingen sie jeder Anfeindung und Ansteckungsgefahr.
    »Erzähl mir mehr!«, forderte Matt.
    »Tja, so viel gibt es da nicht zu berichten«, sagte der Alte. »Sie laufen halt in ihren komischen Anzügen über den Meeresboden und bauen in riesigen Glaskästen dieses Zeug hier an.« Como deutete auf seinen Beutel mit Rauchwerk. »Einmal ist so ein Kasten nach oben gekommen. Hab ihn eingefangen und aufgemacht. War vor zwei Jahren und das Kraut reicht bis heute.« Der Fischer ließ ein zahnstummeliges Grinsen sehen.
    Matthew Drax war sich sicher: Er war hier auf der richtigen Spur. Mehr noch: Auf einer besseren, als er sich erhofft hatte. Wenn Bunkermenschen das Meer als Lebensraum erschlossen hatten, waren sie sicher irgendwann auch auf Hydriten gestoßen.
    Dann fiel ihm der Knackpunkt in Comos Erzählung auf. Wie wollte er die Technos denn unter Wasser beobachtet haben? Wie ein Taucher sah er nicht gerade aus.
    »Du hast sie gesehen, als du mit deinem Boot draußen warst?«, hakte Matt skeptisch nach.
    Como breitete die Arme aus. »Chiara­mente! [3] So wie ich dich vor mir sehe!« Dann schien er zu begreifen. »Ah, du glaubst mir nicht! Denkst wohl, ich erzähle dir Seemannsgarn! Na, dann pass mal auf!«
    Como rückte ein wenig auf der Bank zu Seite und bedeutete Matt, es ihm gleichzutun. Dann klappte der Fischer die freigewordene Sitzfläche nach hinten um und legte etwas frei, das Matt bislang nur in Ausflugsbooten gesehen hatte – in seinem früheren Leben.
    Auf einer Fläche von einem Quadratmeter waren die Bodenplanken durch eine dicke Plexiglasscheibe ersetzt worden. Seit es kaum noch Umweltverschmutzung auf der neuen Erde gab, waren auch die Meere wieder sauberer geworden; man konnte mühelos bis auf den Grund des Hafenbeckens sehen.
    »Damit kann ich beobachten, was unter mir passiert«, sagte Como sichtlich stolz. »Hab schon überlegt, ob ich nicht auch noch einen Scheinwerfer einbauen soll, aber die Halsabschneider in der Retrologen-Gasse wollen ein Vermögen für so was.«
    Matt gab sich beeindruckt. »Schon gut, ich glaube dir.« Jetzt musste er nur noch herausfinden, wo genau der Fischer seine Beobachtungen gemacht hatte. »Diese Technos, sie sind sicher in Küstennähe unterwegs?«
    Como schloss die Klappe wieder. »Bene. Nicht weit von der Küste entfernt, mit dem Boot etwa zwei Stunden von hier.« Er deutete die Küstenlinie entlang. »Aber ich war länger nicht mehr dort. Keine guten Fischgründe.«
    Matt rechnete im Kopf nach. Wenn das Fischerboot um die fünf Knoten machte, mussten es etwa zehn Seemeilen bis dorthin sein, also knapp neunzehn Kilometer. In der angegebenen Richtung lag die italienisch-kroatische Grenze; zumindest war sie früher dort verlaufen, als es noch Grenzen gab.
    »Und wie weit vom Ufer entfernt liegen diese Anbaugebiete?«, fragte Matt nach. Er durfte nicht riskieren, mit PROTO daran vorbeizufahren.
    »Ungefähr fünf bis sieben Speerwürfe«, sagte der Fischer. Also fünf- bis siebenhundert Meter. »Wenn es sie noch gibt«, ergänzte Como. »Wie gesagt, ich war lange nicht mehr dort.«
    Matt war trotzdem entschlossen, an dieser Stelle nach Technos zu suchen. Es sei denn...
    »Und was ist mit den Meerjungfrauen?«, fragte er sicherheitshalber nach.
    Der Seebär grinste breit. »Die kommen jede Nacht, die ich draußen auf dem Meer bin, auf mein Boot, um mich zu
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